„Vom Spazierengehen“
30.08.2024 Wort zum SonntagLangsam geht die Ferienzeit zu Ende. Für viele Menschen war es eine Gelegenheit, neue Orte und Menschen kennenzulernen. Für viele auch die Möglichkeit, wieder Zeit für Vertrautes zu haben. Doch egal, ob man gerne unterwegs ist oder nicht: Bewegung gehört zu unserem Leben ...
Langsam geht die Ferienzeit zu Ende. Für viele Menschen war es eine Gelegenheit, neue Orte und Menschen kennenzulernen. Für viele auch die Möglichkeit, wieder Zeit für Vertrautes zu haben. Doch egal, ob man gerne unterwegs ist oder nicht: Bewegung gehört zu unserem Leben dazu.
Die grundlegendste Form des Sich-Bewegens ist das Gehen auf den eigenen zwei Füßen. Lange Zeit war es für uns sogar die einzige. Eine besondere Art des Gehens ist der Spaziergang. Dieses Wort ist aus dem Italienischen „spaziare“ entlehnt, das „sich räumlich ausbreiten“ oder „sich ergehen“ bedeutet. Das beschreibt gut, was „Spazierengehen“ ist: Gehen zum Zeitvertreib, ohne ein bestimmtes Ziel. Aus welchem Grund auch immer wir zu Fuß unterwegs sind – es macht meistens mehr Spaß, nicht allein zu gehen. Denn das Spazierengehen eignet sich gut, um mit anderen ins Gespräch zu kommen. Somit verbinde ich beim Spazieren dann zwei Dinge: Ich tue etwas für meine Gesundheit und ich habe Gemeinschaft. In vielen Gemälden wird Gott sitzend oder stehend dargestellt. Dieses Bild gibt es natürlich in der Bibel. Daneben gibt es aber auch Stellen, wo Gott ganz anders dargestellt wird, sozusagen beim „Spazierengehen“. Das ist drei Mal der Fall: Henoch und Noah „wandelten mit Gott“ (1. Mose 5,24; 1. Mose 6,9). Also sa- ßen, knieten oder standen Noah und Henoch nicht einfach vor Gott, sie waren in voller Gemeinschaft mit ihm unterwegs. An der dritten Stelle, an der Gott als ein „Spaziergänger“ beschrieben wird, ist das Verhältnis Mensch/ Gott allerdings schwer gestört: „Und sie hörten Gott den HERRN, wie er im Eden Garten ging, als der Tag kühl geworden war. Und Adam versteckte sich mit seiner Frau vor dem Angesicht Gottes des HERRN zwischen den Bäumen im Garten.“ (1 Mose 3, 8)
Das entspannte Unterwegssein, das Spazierengehen mit Gott war also unsere ursprüngliche Bestimmung. Erst ihre Sünde brachte Adam und Eva dazu, sich vor Gott zu verstecken. Doch Gott war mit diesem Zustand nicht zufrieden und sucht immer wieder die Beziehung zu uns. Er will mit uns unterwegs sein. Auf diesem Weg gibt es immer wieder Hindernisse und wir geraten ins Straucheln. Doch Johannes kündigt an, was am Ende auf uns wartet (Off. 3,4): Wir werden „weiße Kleider tragen“ und wieder so wie am Anfang der Schöpfung mit Gott wandeln.
Das alles legt nahe, dass wir z.B. während des Sports oder eben auch beim Spazierengehen nicht nur mit anderen, sondern auch mit Gott Gemeinschaft haben können und sollten. Auch wenn es nicht immer so spektakulär abgeht wie bei Noah, Henoch oder im Paradies. Denn Gott sucht die Beziehung zu uns. Deshalb hat er Jesus zu uns geschickt. Er und sein Vater wollen mit uns „wandeln“, so wie mit Noah und Henoch und so wie es am Anfang war.
Nehmen wir dieses Angebot an und schöpfen wir aus dem „Spazieren“ mit Jesus und seinem Vater neue Kraft und Hoffnung für den hektischen Alltag. Denn auch wenn der Urlaub vorbei ist, Jesus geht mit uns mit, gestern, heute und morgen.
Pfr. Bernhard Hackl
Evangelische Pfarrgemeinde Schladming