Jungfernfahrt auf den Loser
25.10.2024 SalzkammergutBei der ersten Gondelfahrt lässt Hannes Androsch die Unwägbarkeiten bis zum Bau Revue passieren.
Er bezieht Stellung zu weiteren Plänen und zum Tourismus im Steirischen Salzkammergut. Morgen, Samstag, dem 26. Oktober wird die Panoramagondelbahn ...
Bei der ersten Gondelfahrt lässt Hannes Androsch die Unwägbarkeiten bis zum Bau Revue passieren.
Er bezieht Stellung zu weiteren Plänen und zum Tourismus im Steirischen Salzkammergut. Morgen, Samstag, dem 26. Oktober wird die Panoramagondelbahn eröffnet.
Die Sitze waren noch mit Plastik eingewickelt, als am Nachmittag des 17. Oktober Hannes Androsch seine erste Fahrt mit der Panoramagondelbahn auf den Loser unternahm. Dreieinhalb Jahre zuvor, am 16. Februar 2021, fiel der Startschuss für eines der größten Infrastrukturprojekte im Ausseerland. Damals hoffte man noch, im Dezember 2022 eröffnen zu können. Mit zwei Jahren Verzögerung ist es nun so weit – Mehrheitseigentümer Hannes Androsch zieht Bilanz.
Mit welchen Gefühlen sitzen Sie in dieser Panoramagondel?
„Bei all den Hindernissen und den Verzögerungen freuen wir uns, dass dieses Jahrhundertprojekt der Panoramaseilbahn in Betrieb gehen kann. Es ist zugleich die berufliche Krönung der Laufbahn des Geschäftsführers Ingenieur Rudolf Huber. Die Bahn wird – gemeinsam mit allen weiteren Aktivitäten wie dem Schaubergwerk und dem Gesundheitshotel – der Region einen entsprechenden wirtschaft lichen Anschub geben, weil es sich hier ja doch bei allen genannten Betrieben um rund 300 hochwertige Ganzjahres-Arbeitsstellen handelt und dementsprechend auch die Gemeindeabgaben bezahlt werden. Somit ist die Gondelbahn nicht nur ein Vorzeigeprojekt für die Region, sondern weit darüber hinaus.“
Die Planung und der Bau der Panoramagondelbahn war begleitet von sehr viel Frustration, Zwietracht und „bösem Blut“ – nicht nur im Altauseer Gemeinderat, sondern auch in der Bevölkerung. Kann man mit der Eröffnung am 26. Oktober nun sagen: Ende gut, alles gut?
„Das Projekt geht in seinen operativen Teil und wird nun als Attraktion für Ganzjahresbesucher wirken. Nicht nur Skifahrer oder Wintersportler werden damit auf den Loser kommen, sondern auch Wanderer, Mountainbiker, Paragleiter oder Personen, die einfach wieder einmal die Sonne sehen wollen, wenn im Alpenvorland monatelang der Nebel hängt. Auch ältere Menschen oder Kinder werden ihre Freude daran haben. Selbst wenn wir die ‚Loser-Alm‘ und auch die Arena dazu noch entsprechend adjustieren müssen. Es ist ein ökologisch orientiertes Vorzeigeprojekt.“
Was hat Sie dazu bewogen, dieses Projekt ungeachtet aller Schwierigkeiten vehement zu verfolgen?
„Wenn man sich zu etwas entschließt, muss man hartnäckig und beharrlich sein. Dieses Projekt umzusetzen, ist nicht kommerziell motiviert gewesen, sondern – wenn man es so sehen will
– eine Danksagung an jene Region und an jenen Ort, an dem ich schon seit der Kindheit wunderschöne Zeiten erleben durfte.“
Es gibt die Befürchtung, dass Sie mit der Inbetriebnahme der Panoramagondelbahn nun in Hinblick auf die „Franzbergstraße“ Druck aufbauen. Ist da was dran?
„Für die problematische Verkehrssituation im Ort und die beengten Verhältnisse im gesamten Salzkammergut sind wir nicht verantwortlich. Die Kapazität der früheren Sesselbahn war mit 2200 Personen pro Stunde höher als jene, die die jetzige Gondelbahn aufweist. Es geht um die Verteilung der Verkehrsströme und wenn man diese verbessern kann, ist dies sicherlich im Interesse der Bewohner. Dies liegt aber weder in der Verantwortung der Loser-Bergbahnen noch der Saline. Wir wären jedoch ziemlich froh, wenn wir die Rückführung des Schlammes aus der Saline Ebensee aus dem Ort wegbekämen.“
In einem Interview meinten Sie, dass die „Tourismuswelle von Hallstatt schon längst im Ausseerland angelangt ist“. Das Thema des tagesbezogenen Über tourismus versus des Qualitätstourismus wird von den Bürger meistern des Ausseerlandes so nicht gesehen – es wird unisono erklärt, dass es noch Kapazitäten gäbe. Wie geht es Ihnen damit?
„Alles, was nichts kostet und frei zugänglich ist, trägt das Risiko in sich, überbeansprucht zu werden. Das kann Überwaldung, Über weidung oder zu gro- ßer Abbau von Rohstoffen oder Wasserquellennutzung sein. Das ist der Fluch der Allmende: Was nichts kostet und allen zugänglich ist, läuft Gefahr, ausgebeutet zu werden. Beispiele dafür sind Barcelona oder Venedig. Dies verlangt nach einem Besuchermanagement schon im Zulaufverkehr beginnend bis hin zur Nutzung. Beim Schaubergwerk und der Gondelbahn verlangen wir einen Preis für die Benutzung. Das ist schon an sich eine Limitierung. Mehr als 1800 Personen pro Stunde können wir nicht transportieren und es kann nur eine begrenzte Anzahl an Besuchern pro Tag durch die ‚Salzwelten‘ gehen – egal wie wir es anstellen. Wichtig ist, dass man diese Besucherströme nicht ungezügelt über sich hereinbrechen lässt, sondern diese ordentlich lenkt. Wenn es keine Begrenzungen gibt, folgt – vor allem in unserer Region – unweigerlich der Übertourismus.“
Sehen Sie den Übertourismus im Ausseerland schon an problematischen Zahlen angekommen oder gibt es noch „Luft nach oben“, wie es einige Entscheidungsträger ausdrücken?
„Es kommt darauf an: Ist es Tourismus mit oder ohne Wertschöpfung? Nur mit Wertschöpfung wird Beschäftigung und Nachfrage geschaffen. Wenn jemand mit seiner eingepackten Jause einen Tag im Ausseerland verbringt und dann wieder nach Hause fährt, hat dies keine Wertschöpfung.“