WORT ZUM SONNTAG
21.11.2025 Wort zum SonntagHeilige und Endzeitstimmung im November
Die Texte in den Gottesdiensten des Christkönigssonntags und des Adventbeginns sind in der Liturgie eher harte Kost. Bevor wir uns in der zweiten Hälfte in der Weihnachtszeit in den Gottesdiensten so ...
Heilige und Endzeitstimmung im November
Die Texte in den Gottesdiensten des Christkönigssonntags und des Adventbeginns sind in der Liturgie eher harte Kost. Bevor wir uns in der zweiten Hälfte in der Weihnachtszeit in den Gottesdiensten so richtig auf die Geburt Jesu freuen, geht es vorher um die Wiederkunft Christi zum Ende der Zeit. Dann wird ER kommen, als Christus der König. Ein ganz anderer König als die Welt ihn sich vorstellt. Am Christkönigssonntag hören wir das Evangelium Lukas 23,35b- 43. Es ist die Stelle, an der die Soldaten Christus am Kreuz verspotten, weil er sich nicht selbst rettet vor dem Tod. Und wir hören den Dialog mit seinen beiden Mitgekreuzigten. Einer der beiden bittet Jesus: „Denk an mich, wenn du in dein Reich kommst!“ „Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein“, antwortet Jesus. Wow, was für eine tröstliche Zusage! Mögen die Texte in den Gottesdiensten auf den ersten Blick auch Endzeitstimmung verbreiten, auf den zweiten Blick wird klar: Es geht um die Ausrichtung unseres Lebens. Und ein gläubiges Leben ist ganz klar darauf ausgerichtet, am Ende mit Gott im Paradies zu sein. Darauf dürfen wir uns freuen! Die Texte wollen uns darauf hinweisen und ermutigen: Lassen wir unsere Perspektive größer werden und weiten wir unseren Blick! Wenn wir das schaffen, werden so manche Dinge, die jetzt als großes Problem erscheinen, wieder kleiner. Damit das aber nicht einseitig bleibt und kippt in eine Weltflucht der Christen – nach dem Motto: es ist eh egal was ich auf Erden tue, hat die Kirche besonders in diese Jahreszeit bewusst Heiligenfeste groß gefeiert, die Heilige der Nächstenliebe waren. Zwei ganz große Vorbilder sind Elisabeth von Thüringen und der Hl. Martin. Damit wird deutlich, dass der Auftrag Nächstenliebe zu üben ganz wichtig ist. Als Christen sollen wir uns nicht in eine Weltflucht begeben, sondern Christus in der Welt begegnen. Eine Legende von der Hl. Elisabeth erzählt, dass sie eines Tages einen kranken Bettler in ihr Ehebett gelegt hat, während ihr Mann auf Reisen war. Als er zurückkam und das von seinen Dienern erfuhr, wurde er wütend und stürmte zum Bett. Aber als er die Bettdecke wegzog, lag Jesus der Gekreuzigte darin. Natürlich ist das eine Legende, aber sie drückt symbolisch eine wunderschöne Wahrheit aus: Was ihr einem Mitmenschen getan habt, das habt ihr mir (Jesus) getan. So wichtig die spirituelle Ausrichtung unseres Lebens auf Gott hin ist, so wichtig ist die gelebte Nächstenliebe. Gerade diese Zeit im Kirchenjahr führt uns das deutlich vor Augen. Nutze die Zeit des kommenden Advents, um zu reflektieren, ob diese beiden Pole in deinem Leben ausgewogen sind: Nimmst du dir genug Zeit, um dich spirituell zu nähren? Und nimmst du dir genug Zeit für deine Mitmenschen? Was braucht es, um das eine oder andere zu stärken? Wenn man selbst in der Balance ist, gelingt auch das Zusammenleben viel besser. Dann kann es ein fried- und freudvoller Advent werden.
Elisabeth Rexeis
Pastoralverantwortliche im Seelsorgeraum Oberes Ennstal
