WORT ZUM SONNTAG
31.10.2025 Wort zum SonntagDrei Namenstage
Der 31. Oktober ist der Namenstag aller, die Wolfgang heißen. Ich weiß nicht, ob meine Mutter den hl. Wolfgang, Bischof von Regensburg, im Blick hatte. Sie war eher eine Verehrerin des Komponisten Wolfgang Amadeus ...
Drei Namenstage
Der 31. Oktober ist der Namenstag aller, die Wolfgang heißen. Ich weiß nicht, ob meine Mutter den hl. Wolfgang, Bischof von Regensburg, im Blick hatte. Sie war eher eine Verehrerin des Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart.
Namen stiften Identität. Sie verbinden Menschen mit ihrer Familie und Kultur, beeinflussen, wie sie sich selbst und von anderen wahrgenommen werden, und können ein Gefühl der Zugehörigkeit vermitteln. Ich liebe meinen Namen, vordergründig wenn er voll ausgesprochen wird. Allerdings haben sich einige „Spitznamen“ im Laufe meines Lebens angesammelt. Nicht alle waren mir sympathisch, wiewohl es immer darauf ankommt, wer sie und wie sie ausgesprochen werden. Das gleiche Wort kann wertschätzend oder abwertend sein. Heute können je nach Kalender auch andere Namen im Kalender stehen, zum Beispiel „Weltspartag“ oder „Reformationstag“. Als ich zum ersten Mal so einen in der Hand hatte, dachte ich: „Jetzt haben sie mir meinen Namenstag gestohlen!“ Obwohl beide Intentionen einen positiven Impuls haben – man kann sich definitiv vieles (er) sparen und Reformation macht in jede Richtung Sinn. Übrigens Bischof Wolfgang war innerhalb der katholischen Kirche, besonders der Orden, ein unentwegter Reformator.
1. November – Namenstag „Allerheiligen“. Es ist das Hochfest, in dem alle katholischen Heiligen im Mittelpunkt der Gottesdienste stehen. Die Kirchen sind bis auf den letzten Platz gefüllt. Wegen der kirchlich Ernannten? Mitnichten! Die Gläubigen kommen wegen der Menschen, durch die sie in ihrem konkreten Leben „heilsame Erfahrungen“ gemacht haben. Deren Namen in ihren Herzen unauslöschlich festgeschrieben sind und auf den Grabsteinen stehen. Eltern, Großeltern, Kinder, Verwandte, Bekannte – alle, die Blitzlichter der Hoffnung in unserem Leben entzündet haben.
2. November – Namenstag „Allerseelen“. Das ist laut kirchlicher Festtagsordnung der eigentliche Gedenktag aller Verstorbenen. Gläubige, die lieber stiller und einfacher feiern möchten, nutzen diesen Tag. Ein volkstümliches Lied hat den Refrain „Wir kommen alle, alle, alle in den Himmel, weil wir so brav sind“. Wer‘s glaubt? Allerseelen ist ein Hochfest der Liebe Gottes, die alle menschliche Vorstellungskraft übersteigt. Allerseelen ist ein Gebetsangebot, um die eigene Barmherzigkeit zu stärken statt zu urteilen bzw. zu verurteilen.
An beiden Namenstagen sind die Friedhöfe stark frequentierte Erinnerungsorte. Ich liebe den Rundgang, da gibt es kaum einen Namen, der mir nicht vertraut ist, es ist eine Wanderung durchs eigene Leben. Deshalb bin ich auch ein Verfechter der öffentlichen Bestattungsstellen mit der Namensnennung. Es gibt dem Verstorbenen und mir selbst Identität, gibt Raum zum Trauern und verbindet Erde und Himmel.
Gott ruft uns bei der Taufe namentlich als seine Kinder in die christliche Gemeinschaft, er ruft uns namentlich, seinem Sohn als Liebende nachzufolgen und ruft uns nach dem irdischen Tod zur ewigen Namensgebung an den Ort, den wir Himmel nennen. Gesegnete Namenstage!
Wolfgang Griesebner
Ständ. Diakon im Seelsorgeraum Oberes Ennstal
