WORT ZUM SONNTAG
17.10.2025 Wort zum SonntagVon Dankbarkeit zu liebendem Umgang
„Der Schriftgelehrte antwortete: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft und deinem ganzen Verstand! Und deinen Mitmenschen wie dich selbst.“ Jesus sagte zu ihm: ...
Von Dankbarkeit zu liebendem Umgang
„Der Schriftgelehrte antwortete: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft und deinem ganzen Verstand! Und deinen Mitmenschen wie dich selbst.“ Jesus sagte zu ihm: Du hast richtig geantwortet. Handle so, dann wirst du leben!“ (Lk 10, 27- 28)
Wir haben gerade die Zeit von Erntedank hinter uns oder sind vielleicht teilweise noch drinnen! Solche Rituale heben uns aus der Gedankenlosigkeit der Selbstverständlichkeiten, indem wir uns bewusst machen, was wir alles haben und wofür wir dankbar sein können! Dabei sollen wir aber nicht stehenbleiben, sondern uns immer wieder Zeit nehmen, uns zu besinnen, dass wir in so vielen Bereichen mehr haben als wir zum Leben brauchen! Und doch jammern wir über dies und jenes, meinen oft, zu wenig zu haben, weil der oder die andere mehr hat. Wir leben in Ländern des überhöhten Lebensstandards und kennen doch die Geschichten der „Alten“, die uns vor Augen führen, dass es mit weniger auch ging – und teilweise vermutlich sogar besser, weil sie den „Früchten“ der Arbeit und des Erfolgs mit mehr Dankbarkeit begegneten. Dazu gehört auch der Umgang mit meinen Mitmenschen, denn auch für Begegnungen aller Art dürfen wir dankbar sein, weil wir – egal ob es schöne, fröhliche, traurige oder schlechte Begegnungen sind – daraus lernen können und sollen, unseren Weg durchs Leben besser zu gehen und unseren Standpunkt im Leben einzunehmen.
Wollen wir unseren Weg in Neid und sorgenvollem Jammern entlanggehen oder lieber täglich hinterfragen, wie wir aus dem, was uns gegeben ist, das Beste machen können? Der Apostel Paulus rät uns in der Jahreslosung für heuer aus dem 1. Thessalonicherbrief 5, 21: „Prüft alles und behaltet das Gute!“ – Das ist ein konkreter Auftrag und eine große Herausforderung! Aber eine, der wir uns stellen müssen, um in unserer Gesellschaft auch wieder mehr Raum zu schaffen für Dankbarkeit und Mitmenschlichkeit, indem wir aufmerksamer danach fragen, was dem anderen fehlt, als dass wir neidisch mit Argwohn immer das Schlechteste annehmen! Dann „prüfen“ wir und können das Gute besser wahrnehmen, das wir manchmal regelrecht aufspüren müssen, weil wir es sonst übersehen! Aber wenn wir das tun und Gutes auch bewahren, gibt uns das Kraft und wir helfen aktiv dabei, unser gemeinsames Leben schöner und friedlicher zu gestalten. Klar handeln nicht alle Menschen so, aber das zeigt nur wie notwendig es ist, dass wir mit unserem je eigenen Verhalten dagegen auftreten, um etwas zum Guten zu verändern, weil wir es alle dringend nötig haben! Gut und Böse sind die Urgegensätze unseres Lebens und keiner handelt nur „gut“ oder nur „böse“, aber Jesus Christus zeigt uns Möglichkeiten auf, wie wir aus diesem Rad ausbrechen können, um dem Guten mehr Platz einzuräumen: indem wir einander lieben und den Menschen im Gegenüber sehen, wie wir gesehen werden wollen: als Menschen mit Bedürfnissen, Sorgen und Nöten, Gefühlen, Schwächen und Stärken – und dem Recht auf Leben, Frieden und Gerechtigkeit!
Senior Pfarrer
Dr. Gernot Hochhauser
