Starker Glaube?
Das „Sonntagsblatt für Steiermark“ vom 28. September präsentierte die Ergebnisse einer Umfrage über die Religiosität und den Glauben unserer Landsleute. Für die ergebnisorientierten Ennstalerinnen und Ennstaler ...
Starker Glaube?
Das „Sonntagsblatt für Steiermark“ vom 28. September präsentierte die Ergebnisse einer Umfrage über die Religiosität und den Glauben unserer Landsleute. Für die ergebnisorientierten Ennstalerinnen und Ennstaler präsentiere ich das Siegespodest hinsichtlich einzelner Glaubensrichtungen: 76 Prozent der sunnitischen Muslime glauben an Gott, d.h. einen Gott oder eine göttliche Wirklichkeit. Zwölf Prozent von ihnen glauben an ein höheres Wesen, eine höhere Energie oder geistige Macht. Damit liegen sie in weitem Abstand vor orthodoxen Gläubigen: Sie glauben zu 36 Prozent an Gott und zu 26 Prozent an ein höheres Wesen. Bei katholischen Christen dreht sich die relative Mehrheit, am 3. Platz liegend, um: 30 Prozent glauben an Gott, aber 40 Prozent glauben an ein höheres Wesen. Bei den evangelischen Christen glauben 22 Prozent an Gott, aber 41 Prozent glauben an ein höheres Wesen. – Ich bringe die Ergebnisse dieser Studie in Verbindung mit der Bitte, die die Jünger im Evangelium vom 27. Sonntag im Jahreskreis, verkündet am 5. Oktober, an Jesus Christus richten: Stärke unseren Glauben! Ich erlaube mir, zur Stärkung des Glaubens kurze Impulse zu geben:
Friedrich Hölderlin hat folgenden bekannten Satz geprägt: Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch: Tatsächlich ist Glaube vor allem ein Geschenk. Eine Begründung liefert Friedrich Hölderlin in seinem Text „Patmos“ dafür selbst: Nah ist und schwer zu fassen der Gott: „Man“ kann den Glauben nicht bei Gott wie bei einem Internet-Versand bestellen. Denn ER ist schwer zu fassen. Aber um das Geschenk des Glaubens darf ich IHN bitten.
Ein weiterer Blickwinkel: Ich arbeite derzeit an einer Biographie einer Frau. Ihr, der Jüdin, wurde bei einer Therapie das Lesen der Bibel, von Augustinus und Thomas von Kempten empfohlen: Mag man das Erste verstehen, die Hinweise auf die beiden katholischen Heiligen verwundern dann doch. Tauche ein in die Gotteserfahrungen anderer! Dazu ein Vergleich, mit dem ich eine Brücke des Verstehens zu schlagen versuche: Manchmal probieren Musiker eine ganz andere Musikrichtung für sich aus, aus anderer Zeit, von anderen Orten, Kulturen etc. Nur wenige werden von vornherein behaupten, dass sich solche Musiker auf diese Weise nicht weiterentwickeln könnten.
Zuletzt: Wenn für die evangelischen Christen auch heute noch zu den Gottesdiensten Lieder gehören, die in früherer, für sie oft schwerer Zeit geschrieben worden sind, so gehört dazu das Wissen, dass diese Gesänge den Glauben stärken können – heute genauso, wie sie es früher getan haben.
Pater Johannes Aichinger OSB