WORT ZUM SONNTAG
26.09.2025 Wort zum SonntagWann ist ein Berg ein Berg?
Als ich im Sommer in einem Buch über Berge las, da kam mir dieser Satz, angelehnt an H. Grönemeyers Lied „Wann ist ein Mann ein Mann“, diese Frage in den Sinn: Wann ist ein Berg ein Berg? Dies wiederum erinnerte mich an ...
Wann ist ein Berg ein Berg?
Als ich im Sommer in einem Buch über Berge las, da kam mir dieser Satz, angelehnt an H. Grönemeyers Lied „Wann ist ein Mann ein Mann“, diese Frage in den Sinn: Wann ist ein Berg ein Berg? Dies wiederum erinnerte mich an einen Film mit dem Titel „Der Engländer, der auf einen Hügel stieg und von einem Berg herunterkam“ – da wurde ein Hügel bereits ab 304,80 m zu einem Berg. Darüber können wir in der Dachsteinregion nur milde lächeln.
Wann ist ein Berg ein Berg? Als Kind waren für mich bereits der Schlossberg in Graz und die Wiener Hausberge Kahlenberg und Bisamberg echte Berge. Für jeden ist ein echter Berg etwas anderes. Für mich kommt es da nicht auf die Höhe an, sondern auf die Funktion: Was verbinde ich mit diesem Berg, dass er für mich zu einem echten Berg wird?
Für mich sind Berge ein Ort der Selbstbegegnung! Auf Bergen begegne ich mir selbst. Dort kann ich mir nicht selbst ausweichen. Ich begegne den Licht- und Schattenseiten meines Ichs. Ich liefere mich mir selbst aus: Erkenne dich selbst!
Für mich sind Berge ein Ort der Gottesbegegnung! Auf Bergen erhalte ich ein Gespür von Gottes Größe und Standfestigkeit. Seine Gerechtigkeit und Treue wanken nicht. Eine Gipfelkonferenz mit Gott kann mein Leben verändern. Denn auf Gott kann ich mich verlassen!
Berge sind Orte der Selbstoffenbarung Gottes! Gott öffnet mir sein Herz. Er zeigt mir seine Liebe und Sanftmut, seine Freude und Geduld. Er offenbart mir seine Sehnsucht nach Frieden, Barmherzigkeit und Gerechtigkeit in dieser Welt: Gott liebt unsere Welt!
Für mich sind Berge Orte des Friedens! Hoch oben bin ich nicht tief mittendrin in den Kleinkriegen des Alltags. Ich erlebe Gott als einen König des Friedens. Hoch oben bekomme ich eine neue Perspektive dafür, was wirklich wichtig ist und was wirklich Leben ist: Leben ist Beziehung!
Für mich sind Berge Orte des Gebets! Es tut uns allen gut, uns immer wieder in die Einsamkeit zu begeben. So höre ich neu, dass ich von Gott gewollt und geliebt bin: Von Kopf über die Schultern den Bauch hinunter zu den Knien bis hinunter in die Fußzehen. Ich empfange heilsame und kraftvolle Ruhe. Ein neues Sprudeln großartiger Ideen entsteht. Ich kann neu Wurzeln schlagen in Gottes Liebe!
Für mich sind Berge Orte der Entspannung! Ich höre neu auf die klare und sanfte Stimme Gottes, die sonst oft untergeht. Die Stimme Gottes erzeugt in mir ein Echo der Barmherzigkeit Gottes.
Seine Einfühlsamkeit verleiht mir Flügel wie die eines Adlers, der auf den Winden dahingleitet.
Für mich sind Berge Orte der inneren Einkehr: Ich kann all diese Berge auch in Gedanken besteigen. Mit Jesus als Bergführer kann ich auch von unten auf all diese Berge hinaufblicken und genau das erleben, was ich auf einem echten Berg erleben kann: Gott ist da für mich!
Dann ist für mich ein Berg ein echter Berg, wenn Gottes Liebe unter uns ist. Denn die Liebe ist das Höchste.
So wünsche ich allen mitten im Alltagsherbst viele wertvolle Gipfelerfahrungen.
Pfarrer
André Manke
