WORT ZUM SONNTAG
19.09.2025 Wort zum SonntagZUVERLÄSSIGKEIT
„Wer in den kleinsten Dingen zuverlässig ist, der ist es auch in den großen.“ Diese Aussage Jesu im Lukasevangelium (Lk 16,10) ist wohl auch aus profaner Perspektive zu bejahen. Wenn Mitmenschen unzuverlässig sind, wird das ...
ZUVERLÄSSIGKEIT
„Wer in den kleinsten Dingen zuverlässig ist, der ist es auch in den großen.“ Diese Aussage Jesu im Lukasevangelium (Lk 16,10) ist wohl auch aus profaner Perspektive zu bejahen. Wenn Mitmenschen unzuverlässig sind, wird das Zusammenleben schwierig. Denken wir beispielsweise an den Straßenverkehr. Wenn man sich da nicht darauf verlassen kann, dass sich auch die anderen Verkehrsteilnehmer an die Verkehrsregeln halten, dann ist es besser, man bleibt zu Hause. Oder wenn ich zum Arzt gehe, gehe ich davon aus, dass er mich bestmöglich untersucht und mir die richtigen Medikamente verschreibt. Wenn ich mein Auto vom Service abhole, muss ich mich darauf verlassen können, dass alle Schrauben festgezogen sind. Erst recht ist ein gelingendes Zusammenleben im unmittelbaren zwischenmenschlichen Bereich unvorstellbar, wenn man sich nicht aufeinander verlassen kann. Dann ist man verlassen. Zuverlässigkeit ist auch in großen Zusammenhängen gefragt wie etwa in der Wirtschaft. Firmenchefs müssen sich auf die Politiker verlassen können. Andernfalls kommt es zu Verunsicherung und Vertrauensverlust, und das schadet der Wirtschaft insgesamt. Wir erleben das derzeit ja sehr massiv aufgrund des sehr sprunghaft agierenden amerikanischen Präsidenten. Zuverlässigkeit ist das Gegenstück zum Vertrauen.
Einem unzuverlässigen Menschen kann man schwer vertrauen. Das Vertrauen kann eben auch in kleinen Angelegenheiten erschüttert oder gar zerstört werden. Dies gilt ganz besonders für die Kindererziehung. Wenn Kleinkinder sich auf ihre Eltern nicht verlassen können, so hindert dies die Ausbildung ihres Urvertrauens, und das hat wiederum unabsehbare Folgen für ihre Persönlichkeitsentwicklung bzw. für ihr soziales Lernen.
Auch aus der Perspektive des christlichen Glaubens ist Zuverlässigkeit eine hohe Tugend. Wir glauben ja, dass Gott verlässlich ist, dass ER uns, wenngleich es im irdischen Leben manchmal den gegenteiligen Anschein haben mag, letzten Endes nicht im Stich lassen wird. Ein gewichtiges Beispiel für die Zuverlässigkeit Gottes ist für mich die Tatsache, dass ER die Naturgesetze, die er sich vor vielen Milliarden Jahren ausgedacht hat, nicht verändert. So können wir uns zum Beispiel darauf verlassen, dass die Erde uns auch morgen und übermorgen und in zwanzig Jahren gleichermaßen anzieht wie heute, und dass wir uns wie gewohnt auf ihr fortbewegen können. Gott ist, wie es in einem Hymnus so schön heißt, „der Angelpunkt, der unbewegt den Wandel aller Zeiten trägt“.
In unserem Leben als Christen:innen sollte etwas von der Zuverlässigkeit Gottes durchscheinen. Das ist in unserer auf Beschleunigung ausgerichteten, flüchtigen und von vielen Fakes verunsicherten Welt zunehmend wichtig. Auf uns Christen:innen muss im besten Sinne des Wortes Verlass sein, nicht zuletzt auch hinsichtlich unseres beharrlichen Gebets für den Weltfrieden.
Johann Karner, Regionalkoordinator und Aushilfsseelsorger
