WORT ZUM SONNTAG
13.12.2024 Wort zum SonntagOb ihr wirklich richtig steht, seht ihr, wenn das Licht angeht
Im liturgischen Kalender wird der dritte Adventsonntag „Gaudete“ genannt. Gaudete ist lateinische Befehlsform und heißt „Freut euch!“. Ja, wie sollen wir uns freuen in Zeiten wie ...
Ob ihr wirklich richtig steht, seht ihr, wenn das Licht angeht
Im liturgischen Kalender wird der dritte Adventsonntag „Gaudete“ genannt. Gaudete ist lateinische Befehlsform und heißt „Freut euch!“. Ja, wie sollen wir uns freuen in Zeiten wie diesen? Eventuell hilft uns der eine oder andere Blick in die Bibel, um Lebensfreude zu finden oder zu bestärken. Die Bibel beschreibt Lebenserfahrungen von Menschen vor 2000 Jahren oder noch früher. Alte Geschichten also. Längst Vergangenheit? Oder noch immer gültig?
Eines ist gewiss: Seit jeher haben Menschen sich nach besseren Lebensbedingungen gesehnt. Im Auf und Ab der historischen Erfahrung des Volkes Israel im Alten Testament lässt sich unser eigenes Leben wiedererkennen. Jubel und Freude über Erfolge in „goldenen Zeiten“ wechseln sich ab mit Trauer und Niedergeschlagenheit in den finsteren Stunden des Lebens. Das ist Realität, diese Erfahrungen macht jeder Mensch.
„Jauchze, Israel! Freu dich und frohlocke von ganzem Herzen, Tochter Jerusalem!“ (Zef 3,14b) Der Aufruf des Propheten Zefanja aus dem 7. vorchristlichen Jahrhundert gilt auch uns heute. Ja, aber wie soll ich mich am Leben freuen, wenn es in der Welt so drunter und drüber geht? Die gesellschaftliche Situation in der Zeit Zefanjas war alles andere als rosig. Großes Unheil kündigt sich an. Aber die anfänglich vage Hoffnung, dass es doch nicht so schlimm kommen wird, mündet schließlich in die Ankündigung der großen Schicksalswende von der Erniedrigung zum Ruhm. Darin enthalten ist wieder der Aufruf, der an uns heute ergeht: „Fürchte dich nicht, Zion! Lass die Hände nicht sinken!“ (Zef 3,16b)
Lass die Hände nicht sinken! Die Hände erheben zum Gebet, und die Hände hoch halten zum Tun. Eigeninitiative ist gefragt, wenn die Lebensbedingungen besser werden sollen! Hier schließt im Neuen Testament Johannes der Täufer an, wenn er gefragt wird: „Was sollen wir also tun?“ – „Er antwortete ihnen: Wer zwei Gewänder hat, der gebe eines davon dem, der keines hat, und wer zu essen hat, der handle ebenso!“ (Lk 3,11) Johannes wehrt sich gegen die Vermutung, dass er der Messias, der große Erlöser sei. Da kommt noch ein anderer, „der euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen wird“. (Lk 3,16) Dann wird den Menschen das Licht aufgehen.
Bis dahin gilt es für uns Menschen, die Welt gut zu gestalten. Es gilt, sich und die gesamte Gesellschaft „gut“ zu positionieren. Es ist zwar sprichwörtlich im Dunkeln gut munkeln, Zurufe aus dem Off werden aber nicht reichen. Eines Tages heißt es Farbe bekennen. Dann werden meine Initiativen für eine bessere Gesellschaft ersichtlich. Noch ist Zeit, die Chance zu ergreifen. So, wie manche es noch aus der Quizshow im Fernsehen kennen: „1, 2 oder 3., letzte Chance – vorbei! Ob ihr wirklich richtig steht, seht ihr, wenn das Licht angeht.“ Das Licht wird angehen! Biblische Erfahrungen haben nach wie vor ihre Gültigkeit. Gaudete!
OStR Mag. Karl Edegger
Religionslehrer am BG/BRG Stainach