WORT ZUM SONNTAG
18.10.2024 Wort zum SonntagIch will…
Das Sonntagsevangelium ist wieder sehr lebensnah. Zwei Jünger fragen Jesus, ob sie in der Ewigkeit links und rechts von seinem Thron sitzen dürfen. Zutiefst menschlich, sie wollen jemand besonderes sein. Wie oft denken wir: Ich will… ganz ...
Ich will…
Das Sonntagsevangelium ist wieder sehr lebensnah. Zwei Jünger fragen Jesus, ob sie in der Ewigkeit links und rechts von seinem Thron sitzen dürfen. Zutiefst menschlich, sie wollen jemand besonderes sein. Wie oft denken wir: Ich will… ganz vorne sitzen… angesehen sein… mit diesem oder jenem Menschen zusammen sein… das eine oder andere haben. Dieses „ich will…“ ist ja grundsätzlich nichts Schlechtes, es ist Motivation, Antriebskraft, eine natürliche Sehnsucht. Schlecht ist nur, wenn das ICH mein Leben zu sehr beeinflusst und das DU, das DICH, zu wenig Platz findet.
Deshalb erinnert uns Jesus im zweiten Teil des Evangeliums an das Dienen. Er erinnert seine Jünger, dass auch er nicht gekommen ist, um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen und wie wir wissen, war er offen für alle Menschen: Kinder und Alte, Männer und Frauen, große und kleine Sünder. Durch die Bibel erinnert Jesus auch uns, dass wir über unsere Mitmenschen nicht herabschauend herrschen, sondern wertschätzend miteinander leben und dienen sollten. Das Wort „Dienen“ ist im heutigen Sprachgebrauch ja nicht mehr gewollt. Heute sagt man: Hilfestellung geben oder noch besser: Ich engagiere mich. Welches Wort wir verwenden ist egal, wichtig ist, wie wir leben. In meinem Leben darf ich immer wieder Menschen kennen lernen, für die das Dienen selbstverständlich ist und ganz locker von der Hand geht. Menschen aus allen Gesellschaftsschichten. Sie gehen mit offenen Ohren und Augen ihren Weg, greifen da mal schnell zu, sagen da mal ein nettes Wort usw. Dienen heißt nicht, sich zu versklaven. Sondern einfach mit den Möglichkeiten, die ich habe, meinen Mitmenschen zu helfen oder einfach Freude zu bereiten. Das kann ein nettes Kompliment sein, ein Gebet für jemanden, bis hin zu einem zeitraubenden Einsatz für Bedürftige.
Es gab einmal die Zeit, in der man glaubte, man kann sich den Himmel durch gute Werke oder Geld erkaufen. Das ist natürlich Unsinn. Ich denke, dass Luther recht hatte, wenn er sagte: „Durch den Glauben werden wir gerettet.“ Für unser Heil und das Sein in der kommenden Herrlichkeit ist es unumgänglich, Jesu Tod und Auferstehung zu bejahen und anzunehmen. Leider gibt es Menschen, die bei diesem Schritt stehen bleiben und sagen, gute Taten brauch ich nicht, ich bin ja durch meinen Glauben gerettet. Zu deutlich werden wir im ganzen Neuen Testament immer wieder erinnert, Gutes zu tun. Nicht um uns den Himmel zu erkaufen, sondern als Zeugnis für unseren Glauben. Wir sollten das Evangelium in Wort und Tat verkünden.
Liebe Leserin, lieber Leser, ich wünsche uns einen Lebensweg, auf dem wir immer wieder mit Freude sagen können: Ich will… gut auf mich und meinem Mitmenschen schauen. Gott der Herr schenke uns dazu Weisheit und Kraft.
Manfred Riemelmoser
Mitarbeiter der kath. Pfarre Schladming