WORT ZUM SONNTAG
11.10.2024 Wort zum SonntagPasst ein Kamel durch ein Nadelöhr?
Im Evangelium zum kommenden Sonntag (Markus 10,17-30) lesen wir keine leichte Kost. Sogar die Jünger sind bestürzt über die Worte Jesu. Es dreht sich um die Frage: „Wie kommt man in das Reich Gottes?“
Passt ein Kamel durch ein Nadelöhr?
Im Evangelium zum kommenden Sonntag (Markus 10,17-30) lesen wir keine leichte Kost. Sogar die Jünger sind bestürzt über die Worte Jesu. Es dreht sich um die Frage: „Wie kommt man in das Reich Gottes?“
Die Antwort Jesu ist: Alles verkaufen was man besitzt, es den Armen schenken und ihm nachfolgen. Das ist dem Fragesteller zu schwer, er geht traurig weg. Er bleibt ein Gefangener seines Reichtums und kann sich davon nicht lösen. Er findet nicht die Freiheit derjenigen, die ganz auf Gott vertrauen und Jesus nachfolgen.
Und wir haben auch die berühmte Stelle vom Kamel, das durch ein Nadelöhr geht: „Leichter geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.“ Die Jünger aber gerieten über alle Maßen außer sich vor Schrecken und sagten zueinander: „Wer kann dann noch gerettet werden?“ Und dann plötzlich die unerwartete Wende, nach den hart klingenden Worte Jesu: „Für Menschen ist das unmöglich, aber nicht für Gott; denn für Gott ist alles möglich.“
Wie geht das nun zusammen? Einerseits diese radikale Aufforderung Jesu, seinen ganzen Besitz aufzugeben und andererseits regelt am Ende doch alles der allmächtige Gott?
In der Kirchengeschichte war man sich dieser Spannung bewusst und hat das Problem „outgesourced“ (= an andere/externe abgeben, in diesem Fall an Gott) würde man heute sagen. Die radikale Nachfolge mit Besitzverzicht wurde an die Ordensleute ausgelagert, die einen eigenen Stand bildeten und das stellvertretend für das ganze Volk Gottes lebten. Alle anderen konnten getrost in der Welt bleiben. Problem gelöst. Heute weiß man, dass man damit der Aussage Jesu nicht gerecht wird.
Die Aussage Jesu muss man auf noch einer anderen Ebene sehen, als irdischen Besitz aufzugeben. Jede und jeder von uns ist dazu aufgerufen, zu enge Bindungen an Irdisches loszulassen und sein Herz für Gott zu öffnen. Sonst ist einfach kein Platz im Herzen für Gott, wenn ich so in Irdisches verstrickt bin. Grundbesitz und Familienbeziehungen loslassen – heißt, die stärkste Beziehung in unserem Herzen sollte die zu Gott sein.
Drei große Heilige sind uns dabei im Herbst Vorbilder: der Hl. Franziskus, die Hl. Elisabeth und der Hl. Martin. Franziskus und Elisabeth haben radikal gelebt, für die heutige Zeit unverständlich. Aber was davon können wir in unser Leben übertragen? Teilen mit Armen, da sein für andere, Nächstenliebe leben und genügend Platz in meinem Leben und Herzen für Gott freihalten. Diese Dinge können wir nicht outsourcen. Das müssen wir selbst tun und immer neu üben. Mögen diese drei Heiligen uns wieder anspornen, unsere Beziehung zu Gott und unseren Mitmenschen neu zu vertiefen.
Am Ende des Evangeliums steht die frohe, tröstliche Botschaft: Für Gott ist alles möglich. Er holt uns durchs Nadelöhr in das Reich Gottes.
Mag.a Elisabeth Rexeis
Pastoralverantwortliche im
Seelsorgeraum Oberes Ennstal