Wieder einmal sind die Meinungsforscher bei den US-Wahlen deutlich daneben gelegen. Aus dem prognostizierten knappen Rennen wurde ein doch recht deutlicher Sieg für Donald Trump und seine Republikaner. Letztendlich dürften die Wirtschaftsprogramme und die hohe Inflation die Wahl ...
Wieder einmal sind die Meinungsforscher bei den US-Wahlen deutlich daneben gelegen. Aus dem prognostizierten knappen Rennen wurde ein doch recht deutlicher Sieg für Donald Trump und seine Republikaner. Letztendlich dürften die Wirtschaftsprogramme und die hohe Inflation die Wahl entschieden haben, während die doch recht schrägen Auftritte Trumps weniger Wähler abgeschreckt haben als vermutet. Jetzt ist zu erwarten, dass die Wirtschaft der USA noch viel stärker im Mittelpunkt der amerikanischen Politik stehen wird als bisher.
Das wird einerseits einen kantigeren Kurs gegenüber China bedeuten, wo mit neuen Zöllen und einer härteren Auseinandersetzung zwischen den beiden Großmächten zu rechnen ist. Andererseits wird es aber auch für Europa tendenziell schwieriger werden, im Wettbewerb gegen die USA zu bestehen. Schon jetzt sind die Rahmenbedingungen in Amerika deutlich besser als jene in Europa, und dieser Trend wird sich wohl nochmals verstärken.
Was den Europäern freilich am meisten Kopfzerbrechen bereitet, ist die Zukunft der Verteidigungspolitik. So wird das amerikanische Engagement in Europa wahrscheinlich deutlich zurückgehen, was sich als erstes im Ukraine-Konflikt zeigen könnte. Europa wird zukünftig nicht nur deutlich mehr Geld in die Hand nehmen müssen, man wird auch gezwungen sein, aus dem Schatten der USA zu treten und eine eigenständige Außenpolitik nicht nur zu predigen, sondern auch durchzusetzen. Das ist in Europa zwar wenig populär, aber alternativenlos, denn die Zeiten, als die USA kostenlos unsere Sicherheitsprobleme gelöst haben, dürften vorbei sein.
Franz Wallig