Die Uraufführung des bebilderten Hörspiels von Christoph Huber fand vergangene Woche im Schloss Trautenfels statt. Der Abend markierte die Sehnsucht nach Natur und eine nüchterne Betrachtung der Zukunft der Alm.
Entschleunigt, mit ...
Die Uraufführung des bebilderten Hörspiels von Christoph Huber fand vergangene Woche im Schloss Trautenfels statt. Der Abend markierte die Sehnsucht nach Natur und eine nüchterne Betrachtung der Zukunft der Alm.
Entschleunigt, mit einem sanften Überflug über das Karstgebirge des Dachsteins beginnt das bebilderte Hörspiel. Die musikalische Begleitung verstärkt die Sehnsucht nach unberührter, intakter Natur und unterstreicht ihre Schönheit. Der Fotograf Christoph Huber verbringt mit seiner Familie seit über zehn Jahren mehrere Wochen im Sommer auf der Königreichalm im Kemetgebirge. Für „Signal vom Dachstein“ vertonte er jahrzehntealte Einträge aus den Hüttenbüchern. Insgesamt 30 verschiedene Sprecher – vom vierjährigen Kind bis zur 90-jährigen Dame – hauchen den Texten Leben ein und holen sie in die Gegenwart. Inhaltlich handelt es sich um witzige, zum teil neckische Einträge, aber auch literarische Ansätze in Form von Versen sind zu finden. Es kommen auch nützliche Informationen zur Sprache, wie nicht gefundenes Vieh oder Beobachtungen von verletzten Tieren, Wanderrouten, die in Angriff genommen werden oder Nachrichten an nicht angetroffene Hirten, denen Butter und Schnaps hinterlegt wurde.
Die Texte geben Einblicke in die unterschiedlichen Gefühlswelten der Menschen. Es sind die Nähe zu Gott, Wehmut über verflossene Jugend und auch mürrische Gedanken, welche die Besucherinnen und Hirten prägen. Untermalt sind die Passagen von typischen Almgeräuschen wie Kuhglockengeläute, zirpenden Grillen oder knisterndem Feuer. Die Einträge beinhalten auch Geschichten, die unter die Haut gehen. Wie jene von einem Senner, der nach getaner Arbeit im Almgebiet verstirbt. „Dort wo er am liebsten war“, wie es das Hörspiel wiedergibt. Die eigens komponierte Musik von Klaus Meissnitzer zeichnete ein musikalisches Bild und fügte sich gemeinsam mit den Aufnahmen zu einem Gesamtkunstwerk zusammen.
Die rund 140 Zuseher hörten gespannt das 70-minütige Hörspiel und ließen sich entführen in eine vermeintlich idyllische Welt. Doch auch Herausforderungen und Bedrohungen der Almgebiete blieben nicht ausgespart. So fanden der Waldbrand mit seinen verheerenden Auswirkungen ebenso Platz, wie verfrühte Almabtriebe aufgrund von Wassermangel. Die Reaktionen im Publikum fielenteilweise emotional aus, manche Hörerinnen sprachen von Gänsehautmomenten und hatten Tränen in den Augen. „Ich wollte, dass die Leute etwas spüren bei der Vorführung. Es scheint, dass ich das geschafft habe“, freut sich Christoph Huber über die Resonanz. Huber widmete das Hörspiel seinem langjährigen Almnachbarn Bodo Hell. Der Hirte und Literat war regelmäßiger Besucher der Königreichalm und war einer der wenigen, der seine eigenen Einträge für das Hörspiel gelesen hatte. Seit Mitte August gilt Hell als vermisst. Er kehrte von einer Wanderung im Kemetgebirge nicht zurück.
Im Anschluss an die Vorführung betrachtete eine Runde aus Vertretern der Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Wissenschaft sowie Kunst und Kultur die Zukunft der Almwirtschaft. Es folgten kriti-
sche Kommentare, welche die Herausforderungen hervorstrichen. So würden Landwirte verstärkt unter zeitlichen und wirtschaftlichen Druck geraten, umso weniger könnten sie sich um die Almen kümmern. Ein Verlust der Kulturflächen werde die Folge sein. Doch auch der bereits erkennbare, menschgemachte Klimawandel zeige den Almgebieten seine Grenzen auf. Exakt diesen Bogen wollte Christoph Huber mit dem Hörspiel herausarbeiten. In seinem Werk lässt sich der versteckte Appell für einen sorgsamen Umgang mit der Natur erkennen. „Für mich ist das Königreich das Sinnbild für das Paradies. Doch das Paradies ist bedroht“, wie er den Abend zusammenfasste.
Aufgrund des Andrangs ist eine weitere Vorführung am Samstag, dem 19. Oktober, im Kino Gröbming vorgesehen. Beginn: 19 Uhr.