Was ich mir wirklich zu Weihnachten wünsche
19.12.2025 Junges EnnstalÜber eine ziemlich laute „stille Zeit“ und einen Wunschzettel, den mir das Christkind wohl nicht erfüllen wird.
Die eigentlich so stille Zeit im Jahr war wieder einmal so gar nicht still. Zumindest bei mir. Und ziemlich wahrscheinlich auch bei sehr ...
Über eine ziemlich laute „stille Zeit“ und einen Wunschzettel, den mir das Christkind wohl nicht erfüllen wird.
Die eigentlich so stille Zeit im Jahr war wieder einmal so gar nicht still. Zumindest bei mir. Und ziemlich wahrscheinlich auch bei sehr vielen anderen, denen es ähnlich geht. Auch diese besinnliche Adventzeit war so weit weg von besinnlich, dass es mir fast schon peinlich ist. Die Weihnachtslieder waren übertönt vom Lärm in meinem Kopf und zum ersten Mal in meinem Leben habe ich die Kekse aus einem gekauften Keksteig ausgestochen – denn Zeit, um ihn selbst zu machen, hatte ich natürlich nicht. Am Ende haben sie nicht einmal ansatzweise so gut geschmeckt, wie die selbstgemachten Kekse meiner Mama. Termine und To-Do-Listen überschatteten die wenigen kurzen Abstecher auf den Christkindlmarkt. Und dass die Weihnachtsdeko noch immer gut verpackt in der untersten Schublade vor sich hinvegetiert, ist mir auch erst Mitte Dezember eingefallen.
Die Zeit rennt mir davon und erst als mir in einer kurzen Atempause schmerzlich bewusst wurde, dass ich auch noch keine Geschenke habe – geschweige denn mir welche überlegt hätte – musste ich kurz innehalten. Ich ärgere mich über mich selbst. Dieses Jahr sollte doch eigentlich alles anders werden. Ich wollte es wirklich. Zur Ruhe kommen, Weihnachtsdüfte wahrnehmen, achtsam sein, meine Familie öfter sehen. Und vor allem: weniger Stress zu haben. Aus Erfahrung weiß ich, dass das Leben nicht für immer ist und lebe trotzdem so, als hätte ich unendlich Zeit. Ich renne durchs Leben, ohne stehen zu bleiben. Nur um am Ende nie so richtig anzukommen. Was würde das kleine Mädchen in mir denken, wenn es mich so sehen könnte? Wäre es enttäuscht, dass die Weihnachtszeit, die früher nur Magie und Zauber mit sich brachte, heute nicht mehr als Ballast auf meinen Schultern ist? Der Gedanke ließ mich nicht mehr los. Also habe ich angefangen zu überlegen und zu Papier gebracht, was ich mir dieses Jahr wirklich vom Christkind wünsche: Ich wünsche mir vor allem Zeit. Aber nicht, um noch mehr Aufgaben abarbeiten zu können, sondern Zeit für die Dinge, die mir wirklich wichtig sind. Zeit, um meine Oma öfter anzurufen und zuzuhören, wenn Menschen mir erzählen, wie es ihnen wirklich geht. Ich wünsche mir Zeit, um auf einer Parkbank zu sitzen und mein Gesicht in die Sonne zu halten, ohne abgelenkt zu sein. Ich möchte präsent sein für meine Familie und Freunde, denn nichts weniger haben sie verdient. Ohne jeden Zweifel ist Zeit das wertvollste Geschenk, das wir im Leben je besitzen werden. Behutsam mit ihr umzugehen ist alles, was wir je zurückgeben können.
Ich wünsche mir Ruhe. In meinem Kopf, und um mich herum. Ich hoffe es wird ruhig – so ruhig, dass ich das Zwitschern der Vögel und den Wind in den Bäumen wahrnehmen kann. Damit meinen lauten Gedanken Platz machen für alles, das schon so lange verstummt ist. Die kreativen Gedanken, die neugierigen und die lustigen. Ich hoffe, sie kehren zurück, wenn es langsam wieder leiser wird.
Ich wünsche mir Achtsamkeit und Wertschätzung. Für mich selbst und die Welt um mich herum. Für die kleinen Freuden des Alltags. Am Ende sind es oft nicht die großen Momente, die bleiben. Sondern die klitzekleinen, die man fast übersehen hätte.
Ich wünsche mir Dankbarkeit. Für meinen gesunden Körper, der mich durch jeden Tag trägt. Für das Dach über meinem Kopf und das freie, privilegierte Leben, welches ich führen darf. Denn manchmal vergessen wir in all dem Stress und Ärger, wie glücklich wir uns schätzen dürfen, mit einem Leben beschenkt worden zu sein, in dem wir sein können, wer und was wir wollen. Ein Privileg, welches nicht alle Menschen erfahren dürfen.
Die Liste könnte vermutlich noch lange so weitergehen. Dieser Text nur leider nicht. Letzten Endes ist es schon Jahre her, dass ich den letzten Wunschzettel aufs Fensterbrett gelegt habe. Auch dieser hier wird es vermutlich nie zum Christkind schaffen. Kein Engerl mit weißen Locken wird mir all diese Wünsche über Nacht erfüllen. Sie werden nicht schön verpackt unter dem Christbaum auf mich warten, weil nur ich selbst sie mir erfüllen kann. Für mich und das kleine Mädchen in mir. Für eine Weihnachtszeit, die sich anfühlt wie damals.
Elisa Schütz

