In der Irdninger Lindenallee soll ein geschichtsträchtiges Haus abgerissen werden. Anrainer finden das schade. Man habe es sich nicht leicht gemacht, doch Eigentümer sehen keine andere wirtschaftliche Möglichkeit.
Ein wenig verdeckt von den alten ...
In der Irdninger Lindenallee soll ein geschichtsträchtiges Haus abgerissen werden. Anrainer finden das schade. Man habe es sich nicht leicht gemacht, doch Eigentümer sehen keine andere wirtschaftliche Möglichkeit.
Ein wenig verdeckt von den alten Bäumen der Irdninger Lindenallee steht die Villa Mersi. Das große Landhaus mit dunklem Holz, einer ausladenden von beiden Seiten zur Haustür führenden Stiege und grün lackierten Fensterbalken war das erste Gebäude dieser Straße. Im Ensemble mit dem Schuster- und dem Urayhaus prägen die drei Häuser aus der Zwischenkriegszeit den ostseitigen Teil der Lindenallee. Erbaut wurde die Villa Mersi 1921 für Anna Katharina Gräfin von Lamberg, Tochter der ehemaligen Besitzer des Schlosses Trautenfels. Sie heiratete Augusto Freiherr von Mersi – von da her rührt auch der Name des Hauses. Der Lebensmittelpunkt der Familie war in Italien, im Sommer verbrachte man mehrere Wochen in Irdning.
Fünf Wohnungen plus Gartenhaus
2020 verkaufte die in Trient lebende Besitzerin die Liegenschaft an eine Klosterneuburgerin und den Gröbminger Architekten Gerhard Kreiner. Nach über hundert Jahren soll die Villa abgerissen werden und an ihrer Stelle fünf Wohnungen und ein Gartenhaus entstehen. Laut Flächenwidmungsplan sind dort nur Hauptwohnsitze erlaubt. Die Bauverhandlung dazu fand vergangene Woche statt.
Kein Denkmalschutz
In den Reihen der Irdninger ist man wenig glücklich ob des Abrisses. Eine der Anrainerinnen ist Gundula Uray. „Es ist ewig schade um die alte Bausubstanz“, sagt sie. Ohne Aussicht auf viel Erfolg hat sie im Vorfeld das Bundesdenkmalamt um eine Einschätzung gebeten. Die Bemühungen waren, wie erwartet, vergebens. Die Recherchen hätten „keine ausreichende Bedeutung im Sinne des Denkmalschutzgesetzes“ ergeben, heißt es im Antwortschreiben des Amtes. „Rechtlich wird alles eingehalten“, sagt Nachbar Bernhard Bonfert, der die Pläne eingehend geprüft hat. Doch auch er blickt ein wenig mit Wehmut auf das Ende des alten Hauses und hofft: „Vielleicht kann man zumindest das alte Holz retten und wieder verwenden.“
Liebhaberei
„Wir haben es uns nicht leicht gemacht und lange geprüft“, sagt Architekt und Miteigentümer Gerhard Kreiner. Das erhöhte Kellergeschoss sei feucht und nicht nutzbar, außerdem könnten Mindestraumhöhen nicht eingehalten werden. Das Erdgeschoss bestehe aus dunklen Innenräumen und die Fenster im Dachgeschoss seien nur 30 cm über dem Fußboden. „Außerdem ist die Villa als Sommerhaus gebaut worden und nicht tauglich für den Winter“, so Kreiner. Alles Umstände, die eine wirtschaftliche Sanierung unmöglich machen – das sei nur mit Liebhaberei ohne Rücksicht auf die Kosten denkbar. „Der Charakter der Lindenallee wird sich ändern“, sagt Gundula Uray. „Die Phantasielosigkeit tut mir schon weh. Gerade als Architekt hätte er bestimmt Möglichkeiten finden können“, ist sie überzeugt. Hinsichtlich Volumen, Proportionen, Materialien und Erscheinungsbild verspricht Gerhard Kreiner ein behutsames Vorgehen. Derzeit ist der Baubescheid in Ausarbeitung, wann mit dem Abriss begonnen werden soll, steht noch nicht fest.