Unweit des Salza-Stausees in St. Martin wälzt der Verbund Pläne, ein Pumpspeicherkraftwerk zu errichten. Ein Bau könnte auch Auswirkungen auf die Pass-Stein-Sperre haben.
Neben 36 Laufkraftwerken betreibt der Verbund sieben ...
Unweit des Salza-Stausees in St. Martin wälzt der Verbund Pläne, ein Pumpspeicherkraftwerk zu errichten. Ein Bau könnte auch Auswirkungen auf die Pass-Stein-Sperre haben.
Neben 36 Laufkraftwerken betreibt der Verbund sieben Speicherkraftwerke in der Steiermark. In solchen Speicherkraftwerken wird aufgestautes Wasser über eine Druckrohrleitung zu einem Krafthaus geleitet, wo es eine Turbine antreibt. Eines davon befindet sich in Mitterberg-Sankt Martin. Der Salza-Stausee liegt zwischen den Ausläufern des Grimmings und dem Kemetgebirge. Erbaut wurde es zwischen 1947 und 1949. Die 120 Meter hohe und 52 Meter breite Mauer staut das Wasser auf einer Länge von rund fünf Kilometern in Richtung Bad Mitterndorf.
Zusätzliche Nutzung
Aktuell lotet der Verbund Möglichkeiten für ein Pumpspeicherkraftwerk in der Nähe des Stausees aus. „Derzeit prüft der Verbund die Rahmenbedingungen für eine zusätzliche Nutzung der 75 Jahre alten Kraftwerksanlage“, heißt es vonseiten des Energieversorgers auf Anfrage. Dem Vernehmen nach ist ein großer Speicherteich oberhalb des bestehenden Stausees in Richtung Kamm geplant. Das Wasser soll über einen Stollen unterirdisch zu einem neuen Krafthaus gelangen. Für die Zufahrt sind vier Varianten in Planung.
Freigabe für Radfahrer?
„Im Hintergrund gab es schon Gespräche. Der Verbund hat gro- ßes Interesse, arbeitet aber nicht mit der Brechstange“, sagt Bürgermeister Fritz Zefferer. Sollte das Projekt zur Umsetzung kommen, könnte das auch Auswirkungen auf die Pass-Stein-Straße haben. Die Verbindungsstrecke zwischen dem Ennstal und dem Salzkammergut ist aufgrund von Steinschlaggefahr seit 2003 gesperrt. Je nachdem, welche Zufahrt zum geplanten Speicherteich zur Umsetzung kommt, könnte die Pass-Stein-Straße wieder freigegeben werden.
„Möglicherweise könnte die Strecke zumindest für Radfahrer wieder freigegeben werden“, mutmaßt Zefferer.
„Grüne Batterie“
Die Besonderheit von Pumpspeicherkraftwerken ist, dass sie nicht nur auf Knopfdruck Strom produzieren, sondern auch überschüssige Energie speichern können. Für die Energiewende stellen sie deswegen einen maßgeblichen Baustein dar. Die Funktion ist leicht erklärt. Gibt es zu viel Strom im Netz, wird er dazu verwendet, Wasser in ein höher gelegenes Speicherbecken zu pumpen. Wird Energie benötigt, nimmt das Wasser seinen umgekehrten Lauf und binnen Minuten können solche Kraftwerke ihre volle Leistung abrufen. Deswegen sprechen Betreiber auch von „grünen Batterien“.
Speichern statt abschalten
Um den Verbrauch von fossilen Energieträgern weiter zu reduzieren, müssen parallel zum Ausbau der alternativen Energien auch die Netze und Speichermöglichkeiten ausgebaut werden, denn Windund Sonnenkraft sind volatil. Das heißt, Strom wird nur produziert, wenn der Wind weht oder die Sonne scheint. Gleichzeitig muss der Strom in dem Moment verbraucht werden, in dem er entsteht – andernfalls würde das Stromnetz zusammenbrechen. Verantwortlich für die Netzstabilität ist in Österreich die Austrian Power Grid (APG). Ist zu wenig Strom vorhanden, werden auf Knopfdruck Gaskraftwerke angeworfen. Laufen hingegen Wind- und Sonnenkraftwerke auf Hochtouren und der überschüssige Strom gelangt nicht zu Pumpspeicherkraftwerken, kann die APG direkt auf Kraftwerke zugreifen und beispielsweise Turbinen drosseln oder Wasserkraftwerke abstellen.
Kein einziges Pumpspeicherkraftwerk
Bislang gibt es in der Steiermark kein einziges Pumpspeicherkraftwerk. Zuletzt wurde jenes auf der Koralm öffentlich diskutiert. Nach Protesten und Einsprüchen ist es dort noch zu keiner Umsetzung gekommen. Auch im Tiroler Kaunertal gab es heftige Proteste gegen den Ausbau eines solchen Kraftwerks. In St. Martin steht man noch am Beginn der Projektierung. Es müssen Varianten abgeklopft und bewertet werden und Vereinbarungen mit Grundstücksbesitzern getroffen werden. Erst dann folgen Detailplanungen und behördliche Anträge.