„Totgesagte leben länger“
31.01.2025 RegionalesTrotz Streaming-Dienste und unzähligen Online-Angeboten bleibt das Kino ein Ort des Filmerlebens, sagt Kinobetreiber Manfred Dirninger.
Wie hat sich das Familienunternehmen vom traditionellen Kino in Gröbming bis hin zum modernen Starmovie Liezen ...
Trotz Streaming-Dienste und unzähligen Online-Angeboten bleibt das Kino ein Ort des Filmerlebens, sagt Kinobetreiber Manfred Dirninger.
Wie hat sich das Familienunternehmen vom traditionellen Kino in Gröbming bis hin zum modernen Starmovie Liezen entwickelt?
Manfred Dirninger: „Das Kinogeschäft hat bei uns eine lange Tradition und begann mit meinem Großvater väterlicherseits. Er ist damals mit seinen Eltern nach Gröbming gezogen, wo sie den Jagawirt samt Landwirtschaft im Winkl übernommen haben. Im Jahr 1936 erwarb er ein Grundstück im Zentrum von Gröbming und begann dort mit dem Bau eines Kinos – das Kino Gröbming, das bis heute an diesem Standort besteht. 1967 übernahm mein Vater als Zweitältester das Kino in Liezen in der Ausseerstraße. Er fand in der Kinobranche schnell seinen Platz und modernisierte das Kino stetig, beispielsweise mit den ansteigenden Sitzreihen in den 90er-Jahren. Ich selbst bin praktisch in das Kinogeschäft hineingewachsen. Schon als Kind war ich mittendrin und habe früh eine Leidenschaft dafür entwickelt. 2002 übernahm ich schließlich das Kino in der Ausseerstraße und 2008 erfolgte der Zusammenschluss mit den Gebrüdern Obermayr, aus dem das Starmovie Liezen hervorging.“
Inwieweit hat sich die Rolle des Kinos als kulturelle Institution im Lauf der Jahrzehnte verändert und behauptet?
Manfred Dirninger: „Das Kino hat schon immer dafür gesorgt, dass es eine gute kulturelle Nahversorgung am Land gibt. Zu Zeiten als es kein Fernsehen gegeben hat, wurde mit der ,Tönenden Wochenschau‘ im Kino über den Krieg berichtet. Dies hat sich im Lauf der Zeit von der Berichterstattung zum Unterhaltungskino gewandelt. Das Kino hat immer wieder Höhen und Tiefen erlebt. In den 80er-Jahren wurde die Videoindustrie groß, einige Kinos, vor allem am Land, hatten hier stark zu leiden. Das Video und in weiterer Folge DVD und Blue Ray bis hin zu den Streamingdiensten heute haben die Bequemlichkeit der Menschen unterstützt. Aber Totgesagte leben länger. Trotz vieler harter Zeiten haben die Kinos immer mal besser, mal schlechter überlebt. Heutzutage, wo die Freizeitgestaltung der Menschen um ein Vielfaches mehr ausmacht, ist das Kino immer noch ein fixer Bestandteil in den Köpfen der Menschen. Es ist leistbar und hat seinen Reiz nie verloren.“
Wie läuft das Starmovie Liezen aktuell?
Manfred Dirninger: „2024 war durchwachsen, denn aufgrund der Streiks vieler Drehbuchautoren und Schauspieler war kaum Material verfügbar. Diese Auswirkungen haben wir zu spüren bekommen. Aber Hollywood schaut wieder nach vorne und ist bemüht, gute und anspruchsvolle Filmstoffe zu liefern. Da gibt es für 2025 sicher Potenzial.“
Nach welchen Kriterien werden die Filme im Starmovie ausgewählt?
Manfred Dirninger: „Die Auswahl erfolgt über die Starmovie-Gruppe. Wir bekomme von den Filmverleihern dementsprechende Vorabinformationen – welches Genre, welcher Filme, etc. Es ist ein wenig Bauchgefühl, das Thema muss passen und die Schauspieler. Ob ein Film gut besucht ist, hängt auch davon ab, wie sehr dieser auf diversen Kanälen promotet wird. Das Blockbusterkino ist nach wie vor sehr beliebt. Aber natürlich ist es für jeden Kinobetreiber wichtig, ein breit gefächertes Programm zu bieten, in dem auch kleinere und leisere Film zu sehen sind.“
Gibt es bestimmte Zeiten im Jahr, die sich als klassische Hochsaison für das Kino etabliert haben?
Manfred Dirninger: „Saisonal betrachtet ist die Zeit rund um Weihnachten, insbesondere mit Beginn der Weihnachtsferien, eine der stärksten Phasen. Viele Studenten kommen in dieser Zeit nach Hause zu ihren Familien und auch Urlauber nutzen unser Angebot. In Amerika gilt der Sommer als Hochsaison für Filmstarts, und wir haben den Vorteil, manche Filme zeitgleich mit den amerikanischen Premieren zeigen zu können. Das Kino ist das ganze Jahr über interessant. Es gibt regelmäßig spannende Filmstarts, die dafür sorgen, dass für unser Publikum immer etwas dabei ist.“
Welche Auswirkungen haben Streamingdienste auf Ihr Geschäft?
Manfred Dirninger: „Natürlich schneiden sich Streamingdienste ein Stück vom Kuchen ab, dennoch ist es so, dass die Atmosphäre, der Sound, das Gruppenerlebnis und die große Leinwand im Kino einzigartig sind.“
Wie sehen Sie die Zukunft des Kinos?
Manfred Dirninger: „Ich bin der Überzeugung, dass Kinos Bestand haben werden. Sie sind eine Form der Freizeitgestaltung, des Treffpunktes, des gemeinsamen Erlebnisses. Es liegt in der Verantwortung der Kinobetreiber, die Filme technisch zeitgemäß und in bester Qualität zu präsentieren. Im Lauf der letzten Jahrzehnte hat sich hier viel gewandelt, vom normalen Lichtton über Digitalton, Dolby Digital über Surroundsystem bis hin zu Atmos, welches heutzutage der modernste Ton in der Kinolandschaft ist. 3D ist nach wie vor für gewisse Filme unerlässlich. Wir legen viel Wert darauf, technisch und in Bezug auf Filmangebote in unserer Region am neuesten Stand zu sein. Wir wollen dem Gast die Verweildauer im Kino so attraktiv wie möglich gestalten.“
Auf welche Highlights dürfen sich Besucher in den kommenden Monaten freuen?
Manfred Dirninger: „Im Februar geht es los mit alten Bekannten – ,Bridget Jones. Verrückt nach ihm‘ und ,Captain America‘. Im Mai kommt der neue ,Mission Impossible‘ ins Kino, im Juni ,Drachenzähmen leicht gemacht‘. 2025 wird also durchaus ein interessantes Kinojahr.“
Vielen Dank für das Gespräch!