Tierprothesen aus dem Drucker
10.01.2025 RegionalesSchalldämpfer, Ersatzteile für Schienenfahrzeuge und Kartoffelernter sowie Tierprothesen – die Trivion GmbH produziert Spezialteile im 3D-Druckverfahren.
Vor knapp drei Jahren eröffnete die Fine Ballistic Tools GmbH (FBT) als erstes Unternehmen im ...
Schalldämpfer, Ersatzteile für Schienenfahrzeuge und Kartoffelernter sowie Tierprothesen – die Trivion GmbH produziert Spezialteile im 3D-Druckverfahren.
Vor knapp drei Jahren eröffnete die Fine Ballistic Tools GmbH (FBT) als erstes Unternehmen im Gröbminger Gewerbepark seinen neuen Standort. Ein Jahr später erfolgte der Markteintritt in die USA. Mit der Gründung von „Trivion“ werden die Werkstücke aus dem 3D-Drucker selbst hergestellt, zusätzlich bietet man Kunststoff- und Titandruck für externe Kunden an.
Schaftteil aus dem Drucker
Herzstück des Waffenkonstrukteurs FBT ist ein Patent für die Produktion von dreiteiligen Gewehrschäften. Zwei Carbonteile werden mit einem individuell gefertigten Mittelteil aus dem 3D-Drucker verklebt. Dadurch lassen sich die Schäfte vergleichsweise einfach und kostengünstig an verschiedenste Waffensysteme anpassen. FBT ist Serienlieferant von Steyr Arms (vormals Steyr Mannlicher) und europaweiter Marktführer von Kohlefaser-Schäften. Seit Ende 2023 beliefert das Gröbminger Unternehmen auch Savage Arms, den größten Jagdwaffenhersteller Amerikas. Neben den Carbonschäften entwickelt und produziert Fine Ballistic Tools Schalldämpfer aus Titan. Auch diese Werkstücke stammen aus dem 3D-Drucker, welcher bislang ausgelagert war.
3D-Druck im Haus
„Der Beginn von guten Dingen ist immer Zufall“, blickt Thomas Gruber zurück, der vor zwei Jahren noch bei der Umdasch/Doka-Gruppe den 3D-Druck leitete. Seit 2018 unterhielt das niederösterreichische Schalungsunternehmen eine eigene 3D-Druck-Abteilung. 2023 entschloss sich das Unternehmen, diesen Geschäftsbereich auszugliedern. „Exakt zu dieser Zeit hat FBT bei uns Teile angefragt“, erinnert sich Gruber. „Ich antwortete, dass wir das nicht mehr umsetzen können, es sei denn, wir wollen gemeinsam eine neue Struktur aufbauen.“ Es habe nur drei Termine gebraucht, ehe man sich entschloss, die Geschäftseinheit zu kaufen.
Im Jänner 2024 gründeten die Eigentümer von Fine Ballistic Tools, Wolfgang Erhart und Moritz Rainer, gemeinsam mit Thomas Gruber die Trivion GmbH. Operativ gestartet hat man im März noch in Amstetten, im April ist Trivion nach Gröbming übersiedelt. Platz fand man im Gewerbepark Gröbming, allerdings nicht im Fine-Ballistic-Tools-Gebäude. „Wir hätten‘s gern bei FBT reingesteckt, doch dazu reichte der Platz nicht aus“, sagt Moritz Rainer. Dass der 3D-Druck so schnell in House passieren werde, sei nämlich nicht absehbar gewesen. Seit Anfang Juni tüftelt man an den Parametern. „Die Maschinen sind sehr klimaempfindlich. Jetzt sind wir so weit, dass wir in Serienproduktion gehen können“, erklärt Geschäftsführer Thomas Gruber.
Kunststoff und Titan
Eine Grundauslastung ist mit den Schalldämpfern und Schaftteilen schon gegeben, doch erste große Aufträge haben nicht lange auf sich warten lassen. In den kommenden vier Monaten sind für einen Kunden 70.000 Kunststoffteile zu drucken. Lag der Fokus von Trivion bisher auf Kunststoff, kam mit den Schalldämpfern auch Titan hinzu. „Das war neu für uns, doch die Maschinen sind dafür ausgerichtet und es hat erstaunlich problemlos funktioniert“, sagt Thomas Gruber. Unter Schutzatmosphäre wird Mikrometer für Mikrometer Titanstaub aufgeschichtet und mittels Laser bei 1200° Celsius verschweißt. „Dadurch können wir Teile produzieren, die in herkömmlichen Verfahren gar nicht mehr möglich sind“, erklärt Moritz Rainer. Trivion produziert Ersatzteile für Schienenfahrzeuge bis hin zu Ersatzteile für eine Kartoffel-Erntemaschine aus dem Waldviertel. Die Einrichtung der Maschinen dauert zwei bis drei Stunden, der Druck erfolgt vollautomatisch und ist je nach Werkstücke nach zwei bis vier Tagen fertig.
Implantate und Prothesen
Titan ist biokompatibel, weswegen sich das Material für den medizinischen Bereich eignet. So können Prothesen und Platten auf Basis eines Computertomographie-Scans exakt an die Knochenstruktur angepasst und implantiert werden. Selbst kleinste, millimeterdünne Knöchelchen werden nachgedruckt. Damit sind Eingriffe möglich, die mit Standardmethoden gar nicht mehr operiert werden könnten. Erste Prothesen für Tiere wurden bereits ausgeliefert. „Selbst mein Hund hat schon zwei Titanteile verbaut“, sagt Thomas Gruber. Aufgrund der vielfältigen und neuen Einsatzmöglichkeiten rüstet sich Trivion für die entsprechende Nachfrage. Derzeit sind zwei Drucker im Einsatz und die Kapazitäten werden erweitert, denn ein dritter ist bereits bestellt.