Sölk: Naturpark wird Sternenpark.
30.08.2024 RegionalesDer Naturpark Sölktäler strebt eine Zertifizierung als „internationaler Sternenpark“ an. Zusätzlich sollen vier Sternenplätze errichtet werden.
Naturbelassene Nachthimmel sind mittlerweile eine Seltenheit. Der natürliche Wechsel von ...
Der Naturpark Sölktäler strebt eine Zertifizierung als „internationaler Sternenpark“ an. Zusätzlich sollen vier Sternenplätze errichtet werden.
Naturbelassene Nachthimmel sind mittlerweile eine Seltenheit. Der natürliche Wechsel von Tag und Nacht bildet den fundamentalen Rhythmus des Lebens und ist essenziell für funktionierende Ökosysteme. Vor allem in Städten, aber auch in ländlichen Gebieten, sorgt künstliche Beleuchtung – durch Sicherheitsbeleuchtungen, Werbeflächen, deren Streulicht die Umgebung erhellt, sogenannte Skybeamer oder angestrahlte Gebäude – für Lichtverschmutzung. „Lichtverschmutzung ist eine der größten und unterschätzten Gefahren im Umweltschutz“, sagt Stefan Wallner von der Universität Wien, Institut für Astrophysik. Während Sterne immer weniger sichtbar sind, stellt das Phänomen auch eine große Gefahr für die Tierwelt, Umwelt, menschliche Gesundheit und Biodiversität dar. Lichtsmog kann von Schlafstörungen bis hin zu Brust- oder Prostatakrebs führen. Eine künstlich aufgehellte Umgebung stört auch den natürlichen Pflanzenwachstumszyklus und unzählige Insekten, Zugvögel und Fische. Durch eine nachtaktive Umgebung orientieren sich Insekten beispielsweise an künstlichen Lichtquellen, sie fliegen die hellen Lichtkörper an, bis sie vor Erschöpfung verenden.
In Österreich ist die Lichtverschmutzung weiter verbreitet als gedacht. Nach einer aktuellen internationalen Studie nimmt sie in Europa mit etwa sechs Prozent pro Jahr rapide zu. Dies lässt natürliche Nachthimmel immer weiter und immer schneller verschwinden. Über ein Drittel der österreichischen Bevölkerung kann an ihrem Wohnort die Milchstraße mit freiem Auge nicht mehr sehen.
Zweiter Sternenpark Österreichs
Die Sölk hat noch einen der dunkelsten Himmel Europas und wird auch als „europäischer Referenzhimmel“ ausgewiesen, erklärt Wallner. Daher strebt der Naturpark Sölktäler die Zertifizierung als „internationaler Sternenpark“ an, um den Himmel über der Sölk weiterhin vor Lichtverschmutzung zu schützen. Diese Zertifizierung wird vergeben durch die Organisation „DarkSky International“. Bisher wurden 200 Regionen weltweit ausgewiesen, in Österreich gibt es bisher jedoch nur einen Sternenpark, welcher sich im Gebiet Attersee-Traunsee befindet. „Dark Sky Places“ verschreiben sich neben der Sensibilisierung der Öffentlichkeit, ebenso dem Monitoring von Lichtverschmutzung und der Verwendung von nachhaltiger Außenbeleuchtung. Das Projekt wurde bereits in Bürgerversammlungen in Sölk vorgestellt, erzählt Bürgermeister Werner Schwab. „Es gab seitens der Bevölkerung großes Erstaunen. Jeder, der hier zuhause ist, nimmt diese Besonderheit gar nicht mehr wahr.“ Die Gemeinde arbeitet derzeit unter anderem an der Umstellung der Außenbeleuchtung als Kriterium für die Zertifizierung. Die neuen nachhaltigen und umweltfreundlichen Leuchten sind Sonderanfertigungen und werden in bestehende Laternen eingebaut. Die Gesamtkosten für die Zertifizierung zum Sternenpark belaufen sich auf 100.000 Euro, wovon Leader mit 60.000 Euro und das Regionalmanagement Bezirk Liezen mit 40.000 Euro Förderung unterstützen.
Sternenplätze rund um das Sölktal
In einem zweiten Leader-Projekt werden Sternenplätze in der Region ausgewiesen. Ein Sternenplatz soll beispielsweise bei der Bergkirche in Stein an der Enns sein. Auch an weiteren Standorten in den angrenzenden Gemeinden des Sölktals werden eigene Sternenplätze installiert und mit speziellen astronomischen Karten ausgestattet. „Sternenplätze dienen vor allem auch der Bewusstseinsbildung“, so Gabriele Trinker, Geschäftsführerin vom Naturpark Sölktäler. „Für uns ist es wichtig, dass alle – also Einheimische und Gäste – von diesen Projekten profitieren, nicht nur der Naturpark“, erklärt sie. Sternenplätze zeigen öffentlichkeitswirksam und gemeindeübergreifend die Wichtigkeit eines natürlichen Nachthimmels sowie sichtbare Himmelsobjekte. „Wir wollen damit auch einen Beitrag zur Besucherlenkung im Sinne des Ökotourismus leiten, damit die Menschen ganz gezielt an ausgesuchten Plätzen den Sternenhimmel beobachten und nicht unkoordiniert im Gelände“, informiert Trinker. In die geplanten Sternenplätze werden 47.000 Euro investiert, Leader fördert mit 28.000 Euro, zusätzlich werden der Tourismusverband Schladming-Dachstein sowie die Steiermärkische Sparkasse unterstützen.
„Wenn es um unsere Region geht, ist uns keine Mühe zu groß“, bekräftigt Leader-Obmann Bgm. Herbert Gugganig. Das Projekt entspräche dem heutigen Zeitgeist und den Kriterien der Leader-Region, nämlich einzigartige und innovative Projekte zu fördern.
Earth Night
Das Engagement gegen Lichtverschmutzung wird auch bei der „Langen Nacht der Naturparke“ am 6. September sichtbar. Im Rahmen der internationalen „Earth Night“ sind Menschen aufgerufen, ab Dunkelheit bzw. 22 Uhr möglichst alle Außenlichter zu reduzieren oder abzuschalten. Beim Schloss Großsölk wird es die Möglichkeit geben, von 19 bis 21 Uhr bei Schönwetter durch ein Teleskop einen Blick in den Nachthimmel zu werfen. Ab 21 Uhr lädt Stefan Wallner zum Vortag „Entdecken Sie den geheimnisvollen Nachthimmel“.