Wenn es nach Amtstierarzt Robert Gruber geht, lautet die Antwort nein. Er spricht sich für bessere präventive Maßnahmen aus und auch für Bürgermeister Johannes Uttinger ist ein generelles Hundeverbot auf Ramsaus Almen derzeit „kein ...
Wenn es nach Amtstierarzt Robert Gruber geht, lautet die Antwort nein. Er spricht sich für bessere präventive Maßnahmen aus und auch für Bürgermeister Johannes Uttinger ist ein generelles Hundeverbot auf Ramsaus Almen derzeit „kein Thema“, wie er sagt.
Am vergangenen Sonntag wurde ein Ehepaar aus Wien in Ramsau am Dachstein von einer Kuhherde attackiert. Der 85-jährige Mann verstarb kurze Zeit später im Spital. Der Vorfall hatte sich in unmittelbare Nähe zur Austriahütte ereignet. Die 82-jährige Ehefrau des Mannes wurde verletzt ins UKH Salzburg geflogen. Ihr Zustand ist jedoch stabil. Das Paar hatte einen Hund dabei, der die Herde aufgeschreckt haben dürfte. Die Wirtin der Austriahütte, Katharina Wallner, sei die Erste an der Unglücksstelle gewesen und habe versucht, die Kühe zu verscheuchen, so Wallner. Wie es zu dem Angriff kam, habe sie jedoch nicht gesehen. Der Hund floh während der Kuhattacke in Richtung Türlwandhütte und wurde mittlerweile an Angehörige des Ehepaars übergeben. Die Staatsanwaltschaft Leoben hat eine Obduktion des 85-Jährigen angeordnet. Diese soll nun klären, ob die bei der Kuhattacke verursachten Verletzungen den Tod des Mannes verursacht haben.
Mutterkühe schützen Kälber
Unter den Rettungskräften hat sich auch Ramsaus Bürgermeister Johannes Uttinger befunden, der ebenso Chef der örtlichen Bergrettung ist. Auch er könne zum genauen Unfallhergang keine Auskunft geben, er vermute jedoch, dass sich die Kühe aufgrund des Hundes in die Enge getrieben gefühlt haben dürften. Dieselbe Einschätzung gibt auch Amtstierarzt Robert Gruber ab: „Durch die Anwesenheit von Hunden wird bei Kühen ein Schutzinstinkt ausgelöst.“ Gerade bei Mutterkühen sei dieser Instinkt besonders stark ausgeprägt, wobei es keinen Unterschied mache, ob es sich um einen kleinen oder großen Hund handle.
Gerade in Tourismusgebieten sei der Anteil von Mutterkuhhaltung hoch und liege teils über 50 Prozent, so Gruber. Ebenso habe die Hundehaltung massiv zugenommen, was in Kombination mit dem Wanderboom zur Häufung von Vorfällen wie in Ramsau am Dachstein beitragen würde. „Manche wollen ihren Hund schützen, indem sie ihn hochheben. Doch das trägt noch mehr dazu bei, dass auch Menschen zu Schaden kommen“, so Gruber, der betont, dass Kühe an Menschen gewohnt seien und sie daher nicht als Gefahr einstufen würden. Auch gebe es Hunderassen, die Schutz bei den Besitzern suchen, „was natürlich fatal ist“, so der Amtstierarzt.
Mehr Verbote als Angebote?
Gruber sieht vor allem Potenzial in der Aufklärung von Hundebesitzenden: „Man muss darauf hinweisen, dass Almen in Verbindung mit Hunden immer eine Gefahr darstellen. Und dass es sehr schnell gehen kann, dass eine Situation entsteht, die eskaliert.“ Doch trotz Hinweistafeln würde es nicht möglich sein, „Vorfälle komplett zu vermeiden“, so Gruber. Ob ein komplettes Hundeverbot auf Almen die Lösung sei, bezweifelt Gruber jedoch: „Wenn es mehr Verbote als Angebote gibt – wer soll dann noch in unsere Region kommen?“, stellt er eine Frage in den Raum. Auch für Bürgermeister Johannes Uttinger sei ein generelles Hundeverbot auf den Almen von Ramsau am Dachstein derzeit „kein Thema“, wie er sagt. Amtstierarzt Robert Gruber sieht Bedarf im Versicherungsschutz von Almenbesitzern: „Es müsste eine übergeordnete Versicherung geben, sodass nicht der einzelne Landwirt mit Haftung konfrontiert wird. Das würde einen großen Druck von der Landwirtschaft nehmen.“ Prinzipiell sei „keiner Seite die Schuld zu geben“, so Gruber. Man müsse sich jedoch Gedanken machen, wie man den Kontakt zwischen Mutterkühen und Hundehaltern künftig besser vermeiden könne.