Schlosserei und Glaserei nach vierzig Jahren wieder vereint
14.11.2025 PorträtsAuf den Spuren seines Urgroßvaters führt Johannes Peyrer die Schlosserei seines V aters und die Glaserei seines Onkels wieder zusammen. Noch vor wenigen Jahren wollte er weder den einen noch den anderen Betrieb übernehmen.
Noch während ...
Auf den Spuren seines Urgroßvaters führt Johannes Peyrer die Schlosserei seines V aters und die Glaserei seines Onkels wieder zusammen. Noch vor wenigen Jahren wollte er weder den einen noch den anderen Betrieb übernehmen.
Noch während seiner Schulzeit verlor Johannes Peyrer keinen Gedanken darüber, den elterlichen Betrieb in Gröbming, geschweige denn jenen seines Onkels, fortzuführen. „Ich wusste, dass es bei beiden Unternehmen keinen Nachfolger gibt, doch ich wollte beide Betriebe nicht haben“, sagt der 23-jährige Jungunternehmer. Wenige Jahre nach seiner Matura an der HTL Saalfelden, Schwerpunkt Mechatronik, hat er sowohl die Schlosserei seines Vaters als auch die Glaserei seines Onkels übernommen und unter einem Dach zusammengeführt.
Baustelle statt Party
An seine ersten Tage am elterlichen Betrieb erinnert er sich noch gut: „Das hat mich total angezipft. Es war ein Tag nachdem ich mein Maturazeugnis in Händen hielt. Während alle anderen eine Woche durchgefeiert haben, bin ich auf der Baustelle gestanden.“ Eigentlich war die Beschäftigung nur zur Überbrückung zwischen Matura und Bundesheer gedacht, doch Peyrer fand Gefallen an der Arbeit. Und so heuerte er nach dem Präsenzdienst bei einem Schlosser in Radstadt an. Zu diesem Zeitpunkt stand fest, dass er in die Fußstapfen seines Vaters treten wird. Die Abberufung zurück in die Heimat erfolgte früher als gedacht, gleichzeitig ist er in ein anderes Handwerk „hineingestolpert“, wie er sagt. In der Glaserei seines Onkels kam es zu einem Personalengpass. „Mein Bruder wollte nur mehr die bestehenden Aufträge abschließen und dann zusperren“, erzählt Hans Peyrer. Sechs Monate half Johannes in der Glaserei aus. Und das weckte das Interesse auch für dieses Handwerk. Es kristallisierte sich langsam die Strategie heraus, beide Unternehmen wieder zusammenzuführen.
Vierte Generation
Die Urpsrünge der beiden Betriebe reichen drei Generationen zurück. Johannes‘ Urgroßvater, Johann Peyrer, kam 1914 nach Gröbming und übernahm den Schlosserbetrieb einer Witwe. Die Glaserei hat er nebenher mitbetrieben, so wie es dazumal üblich war. 1920 begann Peyrer mit Motorradhandel und -reparatur. Nach dem Krieg hat Glas zusehends an Bedeutung gewonnen und Sohn Erich spaltete sich 1955 mit einer eigenen Glaserei ab. Nach dem Tod seines Vaters 1964 hat er bis zur Berufsreife seiner Söhne auch die Schlosserei übernommen. Johann junior wurde an die HTL nach Steyr geschickt und Josef in die Glasfachschule. Nach vierzig Jahren steht mit Johannes Peyrer die nächste Generation am Beginn der Unternehmerkarriere. Wie sein Urgroßvater Johann und sein Großvater Erich wird er an der Spitze beider Gewerke stehen.
Bürokratische Hürden
Bei all den glücklichen Fügungen und Wägbarkeiten, ganz reibungslos verlief die Zusammenführung nicht. An der Gewerbeberechtigung für die Glaserei wäre das Vorhaben beinahe gescheitert. Aufgrund seiner Ausbildung in der HTL waren für die Schlosserei die Voraussetzungen gegeben. Bei der Glaserei fehlten zwei Monate Berufserfahrung – sechs Monate hatte er schon zuvor bei seinem Onkel gesammelt. Die Wirtschaftskammer legte sich quer. Ein Dispens (Ausnahmebewilligung), so wie er seinem Urgroßvater 1914 gewährt wurde, lehnte der Innungsmeister ab. „Mit Metall darf ich alles machen, bei Glas hätte ich nicht einmal ein Taferl angreifen dürfen“, erzählt Peyrer kopfschüttelnd. Das Gewerbe abzumelden und ein Jahr später wieder bei Null zu beginnen, kam für ihn nicht in Frage. Denn dann hätte er sowohl Kunden als auch Mitarbeiter verloren. Trotz Widerständen in der Wirtschaftskammer ist es gelungen, eine Gewerbeberechtigung aufgrund der langjährigen Berufserfahrung eines Mitarbeiters zu erhalten.
Erstmals geographisch vereint
Johannes Peyrer ist sich seiner Verantwortung bewusst und er hat Respekt vor seiner Aufgabe. „Geschlafen hab ich einige Zeit nicht gut. Ich bin 23 Jahre alt. Die meisten in meinem Alter studieren, ich hab zwei Firmen“, sagt er und kann es selbst kaum glauben. Die Zeichen stehen gut, denn beide Geschäftsbereiche sind ausgelastet und der Mitarbeiterstand ist solide, wie Peyrer berichtet. „In Zeiten von Facharbeiter- und Lehrlingsmangel haben sich bei mir in den letzten Monaten zwei Lehrlinge beworben, ohne dass ich eine Stelle ausgeschrieben habe“, freut sich der Neo-Firmenchef.
Damit bildet Peyrer einen der wenigen Schlosser-Lehrlinge und den derzeit einzigen Glaserlehrling im Bezirk Liezen aus. Seine Vorfahren mussten noch zwischen Klostergasse und Hauptstraße pendeln, Johannes Peyrer vereint erstmals beide Betriebe auch geografisch unter einem Dach. Er zog in die Räumlichkeiten des ehemaligen Autohauses Meissnitzer in der Mitterberger Straße ein. Auf die Unterstützung seines Vaters kann Johannes zurückgreifen. Trotz seiner Pensionierung ist er noch geringfügig angestellt und hält seinem Nachfolger den Rücken für die Unternehmensführung frei.


