Rathaus mit Aussicht
27.06.2025 RegionalesDas „hässlichste Haus der Straße“ wurde zum Aushängeschild von Gröbming und besticht mit Dachterrasse, Veranstaltungssaal und lichtdurchfluteten Räumen.
Mit sauberer Fassade und einem hübsch angelegten ...
Das „hässlichste Haus der Straße“ wurde zum Aushängeschild von Gröbming und besticht mit Dachterrasse, Veranstaltungssaal und lichtdurchfluteten Räumen.
Mit sauberer Fassade und einem hübsch angelegten Vorgarten strahlt das frisch sanierte Gröbminger Rathaus. Der Charakter des geschichtsträchtigen Hauses ist nahezu gleich geblieben. Einzig die Dachterrasse sorgt für einen Akzent, fügt sich aber in das Gesamtensemble. Innen sieht das neue Rathaus vollkommen anders aus. Dunkle und beengt wirkende Räume und Gänge sind Geschichte. Stattdessen besticht die Atmosphäre mit lichtdurchfluteten und großen Räumen. Glaswände und Glastüren zu den Büros signalisieren Bürgernähe und Transparenz. Nachdem die Verwaltung im Juni des Vorjahres in den ehemaligen Kindergarten übersiedelt war, begannen die Bauarbeiten. Das Gebäude wurde bis auf die fast 140 Jahre alten Grundmauern entkernt. Die Bauzeit betrug exakt ein Jahr, denn am vergangenen Freitag, dem 20. Juni, fand der erste Parteienverkehr im neuen Rathaus statt.
Startschuss nach 30 Jahren
Schon Anfang der Neunziger-Jahre beauftragte der damalige Bürgermeister Hartwig Steiner eine Kostenerhebung für eine Generalsanierung des Rathauses. Es sollten noch mehr als 30 Jahre vergehen, bis der Startschuss dafür erfolgte. Unterdessen war es höchst an der Zeit, das Gebäude zu sanieren, sagt Bürgermeister Thomas Reingruber. In Gröbming legt man großen Wert auf das Ortsbild, insbesondere im Ortskern, doch „das hässlichste Haus in der Straße war das Rathaus. Für einen traditionell-modernen Ort darf das erste Haus am Platz ein würdiges Gebäude sein“, so Reingruber. Nicht nur optische Makel wie ein abbrechender Sims und abbröckelnder Putz, auch die baulichen Mängel und der energetische Zustand waren „desaströs“, wie Reingruber sagt. Die Heizung verschlang Unmengen an Öl, nachdem die Wärme durch die undichten Fenster nach draußen entwich, das Aktenarchiv im Dach-
geschoß musste geräumt werden, weil Wasser eintrat. Der Keller war feucht, die dunklen, verwinkelten Räume boten keine angenehme Raumatmosphäre. Ein Baum, der aus dem Kamin wuchs, trug zwar zur Erheiterung bei und störte das Ortsbild weniger, musste aber aus Sicherheitsgründen entfernt werden.
Sanieren statt wegreißen
Unmittelbar nach Eröffnung des Kindergartens 2021 erging die Ausschreibung an drei Architekturbüros. Die Vorgabe: Erstellung eines Konzeptes für einen Neubau oder die Sanierung des Rathauses. Alle drei Architekten kamen unabhängig voneinander zum Schluss, den Bestand zu sanieren. Abgese-
hen vom Verlust einer geschichtsträchtigen Substanz, hätte Abrei- ßen und neu bauen eine Million Euro mehr gekostet. Zur Erleichterung von Thomas Reingruber, denn: „Das Haus gehört einfach zum Ortsbild dazu. So ein altehrwürdiges Gebäude darf man nicht einfach wegreißen.“
Dreimal nachverhandeln
Den Zuschlag von der zwölfköpfigen Jury erhielt das Architekturbüro Kreiner, das nur zwei Häuser weiter seinen Sitz hat. Nicht zuletzt die Idee mit der Dachterrasse fand großen Anklang bei der Kommission. Eine erste Kostenschätzung lag bei knapp zwei Millionen Euro. Das Land Steiermark sollte die Hälfte der Investition finanzieren. Insgesamt dreimal musste Reingruber nach Graz, um nachzuverhandeln, denn aufgrund der Kostensteigerungen kletterte das veranschlagte Budget auf über drei Millionen Euro. Der damalige Finanzreferent Anton Lang sicherte seine Unterstützung auch beim dritten Mal zu, schickte aber Reingruber mit den Worten nach Hause: „Jetzt kommst aber nicht mehr!“
Trauungssaal mit Dachterrasse
Bis in die 1970er-Jahre befand sich im heutigen Rathaus die Volksschule. Die Raumaufteilung gleicht nun wieder den Klassenzimmern von damals, was nicht nur den Vorteil von geräumigen Büros bietet. Sollte die Verwaltung in den nächsten Jahren aufgestockt werden müssen, könnten doppelt so viele Arbeitsplätze geschaffen werden. Das frühere Dachgeschoß wurde nicht mehr als Aktenarchiv reaktiviert, sondern ist nun Prunkstück des Hauses. Dort befinden sich ein Trauungssaal sowie ein Veranstaltungssaal inklusive Technik. Auf der Dachterrasse können unmittelbar nach der Trauung der Sektempfang abgehalten und erste Fotos geschossen werden. Heute, Freitag, dem 27. Juni lädt die Gemeinde ab 12 Uhr zu einem „Tag der offenen Tür“.

