Notarzt-Pilotprojekt
12.12.2025 RegionalesDas Rote Kreuz präsentierte kürzlich das strategische Notarztsystem für den versorgungsschwachen Osten des Bezirkes. Die Entscheidung muss das Land Steiermark treffen.
In den Regionen Steirische Eisenwurzen und Steirische Eisenstraße kam es in ...
Das Rote Kreuz präsentierte kürzlich das strategische Notarztsystem für den versorgungsschwachen Osten des Bezirkes. Die Entscheidung muss das Land Steiermark treffen.
In den Regionen Steirische Eisenwurzen und Steirische Eisenstraße kam es in jüngster Vergangenheit immer wieder zu tragischen Todesfällen: Im Oktober verstarb ein 49-jähriger Familienvater in Radmer. Nach seinem Zusammenbruch hatte es eine dreiviertel Stunde gedauert, bis der Notarzt eingetroffen war. Im selben Monat verstarb ein 19-jähriger Mann am Buchauer Sattel an einem Herz-Kreislauf-Versagen – auch hier kam die Hilfe offenbar zu spät, da der Rettungshubschrauber aufgrund dichten Nebels nicht landen konnte. Beide Fälle würden nun von der Volksanwaltschaft auf Ansuchen des SPÖ-Politikers und stellvertretendem Rot-Kreuz-Bezirksstellenleiters Mario Lindner geprüft werden, wie dieser selbst mitteilt. Für Lindner bestehe dringender Handlungsbedarf, denn „es sind keine Einzelfälle mehr, wenn sich die Einzelfälle häufen“, wie er sagt. Um im Notfall schneller vor Ort zu sein, wurde ein „strategisches Notarztsystem“ für die Region Steirische Eisenwurzen und Steirische Eisenstraße vom Roten Kreuz des Bezirks Liezen entwickelt. Dieses wurde bereits einstimmig vom Bezirksausschuss der Rettungsorganisation beschlossen und von Mario Lindner und Notarzt Thomas Wegscheider vergangene Woche der Öffentlichkeit präsentiert.
Notarztstützpunkt in Großreifling
In diesem Jahr habe man an acht Wochenenden einen Notarztstützpunkt in der Steirischen Eisenwurzen ehrenamtlich realisieren können, so Notarzt Thomas Wegscheider. Ein Zeitraum, in dem man Abläufe analysieren und wesentliche Kenntnisse gewinnen habe können, umreißt Notarzt Thomas Wegscheider die Entstehung des Projekts „strategisches Notarztsystem“, das künftig für eine bessere notärztliche Versorgung im Osten des Bezirks sorgen soll. Konkret soll ein Notarztstützpunkt in Großreifling errichtet und an den Wochenenden besetzt werden. So könne man die Spitzen der notärztlichen Einsätze abdecken und ein schnelleres Eintreffen der Rettungskräfte ermöglichen. Denn wetterbedingt komme es immer wieder vor, dass der Rettungshubschrauber nicht starten oder landen könne, so Wegscheider, wodurch es zwischen 40 Minuten bis etwa einer Stunde dauern könne, bis der notärztliche Rettungsdienst vor Ort eintreffe. Hintergrund: der Bezirk Liezen verfügt zwar in Rottenmann, Schladming und Bad Aussee über einen Notarztstützpunkt, jedoch keinen in der Region Steirische Eisenwurzen und der Steirischen Eisenstraße. Davon betroffen seien 12.000 dort wohnhafte Menschen, 37 Ortschaften und neun Gemeinden, in denen man rund 300.000 Nächtigungen pro Jahr verzeichne, unterstreicht Wegscheider auch die touristische Bedeutung der Region, deren Fläche dreimal größer ist als die der Bundeshauptstadt Wien.
Genehmigung ist Landessache
Was in diesem Jahr als ehrenamtlich durchgeführte Testphase begann, könne nun als wegweisendes Pilotprojekt umgesetzt werden, so Mario Lindner, der betont: „Ärzte, Notfallsanitäter, Auto und Ausrüstung sind da. Wir müssen nur noch starten dürfen.“ Ob das Rote Kreuz tatsächlich grünes Licht bekommt, wird sich jedoch erst zeigen.
Aktuell wird das Vorhaben „strategisches Notarztsystem“ vom Landessanitätsrat geprüft. Mit einem Ergebnis rechne man noch vor Weihnachten, danach liege die Genehmigung in der Kompetenz des Landes, beschreibt Mario Lindner die noch zu überwindenden Hürden: „Jetzt gilt es, schnell zu handeln“, lautet sein Aufruf an die zuständige Landessstelle. An den Kosten werde das Projekt nicht scheitern, möglicherweise jedoch am politischen Willen, so Lindner. Denn durch die Ergänzung mit einem bodengebundenen Rettungsdienst sehe er sogar Einsparungspotenzial, wie der stellvertretende Bezirksstellenleiter betont: „Jede Minute, in der der Hubschrauber nicht in der Luft ist, sparen wir Geld.“
Enge Zusammenarbeit mit Flugrettung
Ins Boot geholt werden sollen ebenso das im Osten des Bezirkes angrenzende Niederösterreich und Oberösterreich. Mit beiden Bundesländern befinde man sich bereits in Gesprächen und auch die Sozialversicherungsträger wolle man einbinden, so Lindner. Eine Zusammenarbeit wolle man ebenso mit der Flugrettung erzielen. So könne man Abläufe optimieren und bislang unangetastete Kapazitäten sinnvoll nutzen. „Wir müssen weg vom engen ‚Kastldenken‘ und damit anfangen, das Rettungssystem im Gesamten zu bewerten“, so Lindner, denn „ist der Patient bereits für den Abflug vorbereitet, wenn die Flugrettung eintrifft, kann das von großem Vorteil sein.“ Zum einen würden Patienten durch die schnellere Abwicklung am Einsatzort deutlich schneller in ein Schwerpunktkrankenhaus geflogen werden und zum anderen die Verfügbarkeit des Rettungshubschraubers erhöht werden können. Darüber hinaus könne man einen fixen Landeplatz für den Rettungshubschrauber in der Region installieren und den Transport zu diesem durch den bodengebundenen Rettungsdienst gewährleisten, nennt Lindner die Argumente für eine enge Zusammenarbeit der Einsatzorganisationen. Der Betrieb des strategischen Notarztsystems könne zudem auch für andere Regionen Österreichs Vorbildwirkung haben und neue Möglichkeiten eröffnen, denn „am Ende kann unser aller Ziel immer nur die bestmögliche Sicherheit und Versorgung der Bevölkerung gerade in Notfällen sein“, wie Lindner betont.

