Nachruf: Visionär mit Handschlagqualität
08.08.2025 RegionalesKommerzialrat Erwin Haider legte vor 70 Jahren den Grundstein für sein Firmenimperium. Was mit einer Mietraupe begann, ist heute ein Konzern von internationaler Bedeutung. Vergangene Woche hat der Unternehmer seine Augen für immer geschlossen.
Der Anlass ...
Kommerzialrat Erwin Haider legte vor 70 Jahren den Grundstein für sein Firmenimperium. Was mit einer Mietraupe begann, ist heute ein Konzern von internationaler Bedeutung. Vergangene Woche hat der Unternehmer seine Augen für immer geschlossen.
Der Anlass für die Firmengründung war einem unglücklichen Umstand geschuldet. Am Heiligen Abend des Jahres 1955 verlor Haider seine Arbeit, woraufhin er beschloss sich selbstständig zu machen. Er überzeugte seine Brüder Hans und Franz und gründete die Firma Gebr. Haider Deichgräberei OHG im oberösterreichischen Großraming. Anfangs mit einer Mietraupe, später wurde das ganze Geld zusammengelegt und der erste eigene Caterpillar gekauft. Die drei Brüder arbeiteten rund um die Uhr im ersten Dreischichtbetrieb, sodass die Maschine kaum still stand. Die Liebe führte Erwin Haider ins Ennstal, wo er seine Herta Seebacher vom Gutsbetrieb Seebacherhof in Ardning heiratete. Durch diese Hochzeit wurde aus dem Bauunternehmer auch ein erfolgreicher Land- und Forstwirt sowie ein passionierter Jäger. Aus der Ehe entstammen die drei Kinder Isolde, Erwin und Hubert. Einige Jahrzehnte stand er seiner neuen Heimatgemeinde als Bürgermeister vor.
Die Firma Gebr. Haider Bauunternehmung GmbH umfasst die Sparten Hoch- und Tiefbau, Autobahn-, Brücken-, Bahn-, Industriehallen-, Wohnund Geschäftshäuserbau sowie diverse Großbauprojekte im In- und Ausland. Als die Maschinenfabrik Liezen 1994 in finanzielle Turbulenzen geriet, kaufte die Haider-Gruppe das Unternehmen. Die Gruppe betreibt auch 24 Wasserkraftwerke in Österreich und Rumänien und im Bereich Windkraft gibt es Anlagen in den östlichen Bundesländern. Die Forstwirtschaft ist geprägt durch die nachhaltige Nutzung von mehr als 10.000 Hektar Waldfläche, welche nach den strengsten Richtlinien des Naturschutzes erfolgt. Wichtigster Standort der Forstwirtschaft im Unternehmen ist die Slowakei. Mit rund 5500 Hektar zählt die Haider Unternehmensgruppe dort zu den größten privaten Holzexporteuren. Weitere 1500 Hektar besitzt das Unternehmen in Chile. Insgesamt umfasst der Konzern mehr als 100 Tochterund Beteiligungsfirmen in verschiedenen Branchen und beschäftigt über 2500 Mitarbeiter. Die Führung haben heute die nachfolgenden Generationen inne, wenngleich Erwin Haiders Gedanken fast bis zum letzten Atemzug um seine Firmen kreisten. Haider ist Träger zahlreicher Auszeichnungen und Würdigungen, darunter das Große Silberne Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich und das Goldene Ehrenzeichen des Landes Steiermark.
Seine Projekte ging er mit Weitblick, unternehmerischem Gespür und unerschöpflicher Energie an. Ehrlichkeit und Handschlagqualität zählte dabei zu seinen Grundprinzipien. Das Wohl aller war ihm stets wichtiger als ein eigener Vorteil. Ein Pürgschachener Moor würde es beispielsweise ohne Erwin Haider nicht in dieser Art und Weise geben. Haider war ein Menschenfreund. Egal wem er gegenüber stand, er führte Gespräche stets mit Empathie und auf Augenhöhe. Ein Urvertrauen schöpfte er in einem starken Glauben. Sein Mut zum Risiko, gepaart mit seinen Fähigkeiten, wurde belohnt. Trotz großer Erfolge zeichneten den Unternehmer Dankbarkeit und Demut Zeit seines Lebens aus.
In der letzten Zeit zählte für ihn nur mehr die Familie und sein Zuhause – der Seebacherhof –, wo er auch am 30. Juli im Kreis seiner Lieben friedlich eingeschlafen ist.