Über 50.000 Besucher jubelten den Backstreet Boys zu. Ehe die Wintersaison offiziell eröffnet wurde, gaben die  Veranstalter den nächsten Coup bekannt: Ein erstes Sommer-Opening.

Schladming hat wieder ein kleines Stück Geschichte geschrieben. Über 50.000 Besucher an drei ausverkauften Konzertabenden jubelten vergangene Woche den Backstreet Boys zu. Die einstigen Burschen sind mittlerweile fünf Herren und ihre synchronen Tanzschritte beherrschen sie noch genauso exakt wie früher. Ihr Publikum ist mit den Sängern mitgealtert. Schlugen den Musikern früher Schreikonzerte entgegen, so zückten vergangene Woche tausende Frauen ihre Smartphones, um die Momente ihrer Jugendschwärme festzuhalten.

Jugendliche Leichtigkeit
Über 80 Prozent der Besucher waren Frauen, ihr Durchschnittsalter lag bei 37 Jahren. Und die zeigten sich erstaunlich textsicher und konnten die zum Teil mehr als 20 Jahre alten Songs vollständig mitsingen. „I Want It That Way“, „Everybody“ und „Quit Playing Games“ lancierten schon damals zu Hymnen und haben sich unverwüstlich ins Gedächtnis der Fans eingebrannt. Mädchen-Kinderzimmer auf der ganzen Welt waren mit Poster der Backstreet Boys ausstaffiert. Zu den Konzerten in Schladming reisten Menschen aus 61 Nationen an. Das Quintett versprühte auch nach 30 Jahren immer noch eine jugendliche Leichtigkeit und lieferte ein Best-Of-Hitfeuerwerk ab. Platz war auf der überdimensionierten Bühne mehr als genug. Zwei Laufstege führten in die Menge und eine Band war nicht von Nöten – Backgroundgesang und Musik kamen aus der Box. Drei Riesenleinwände übertrugen das Geschehen aus verschiedenen Perspektiven, sodass auch die Besucher auf der Tribüne das Konzertgeschehen genau verfolgen konnten.

„Vorbildliches Verhalten“
Auf Facebook hagelte es im Nachgang Kritik von mehreren Konzertbesuchern. Im „Golden Circle“ Bereich sei es zu massivem Gedränge gekommen und viele hatten schwerste Sicherheitsbedenken. Passiert ist zum Glück nichts Nennenswertes. Auch die Polizei zieht positiv Bilanz und blickt auf ein „außerordentlich ruhiges Einsatzgeschehen“ zurück. Kommandant Siegmund Schnabl lobte die Organisation und das „vorbildliche Verhalten“ der Besucherinnen.

Lob und Dank
Veranstalter des Ski-Openings ist seit mehreren Jahren Klaus Leutgeb mit seiner Leutgeb Entertainment Group. Sein wirtschaftliches Risiko beläuft sich laut eigenen Aussagen auf rund 15 bis 18 Millionen Euro. Die vier Skiberge Hauser Kaibling, Reiteralm und Planai-Hochwurzen sowie der Tourismusverband Schladming-Dachstein steuern einen fixen Zuschuss bei. Die Höhe wird nicht kolportiert, die Auftraggeber betonen allerdings, dass der Werbewert um ein Vielfaches übertroffen werde. Die Zusammenarbeit zwischen den Skibergen, dem Tourismusverband und der Leutgeb Entertainment Group lobten sämtliche Vertreter über den grünen Klee. Veranstalter und Auftraggeber sparten nicht an gegenseitigen Lob- und Dankesworten, auch Behörden und Politik wurden bedacht.

Sommer-Opening mit fünf Stars
Begonnen hat die Partnerschaft 2016. Leutgeb klopfte bei der Planai an, um „mit einem jungen Künstler namens Gabalier“ ein Konzert zu veranstalten. „Georg Bliem sagte: Kein Problem, da kommen eh nicht so viele Leute“, erinnert sich Leutgeb. Gekommen sind dann 30.000. Seitdem hat Leutgeb 21 Konzerte in Schladming über die Bühne gebracht. „Das sind weit über 500.000 Menschen“, sagt er mit Stolz. Nun soll die nächste Stufe in der Zusammenarbeit gezündet werden. Erstmals möchte die Region Schladming-Dachstein auch den Sommer gebührend einläuten. Scooter, Sarah Connor, Roland Kaiser, Rainhard Fendrich und Placido Domingo – gleich fünf Künstler sollen von 3. bis 7. Juni wieder an die 50.000 Besucher ins Planai-Stadion locken. Landeshauptmann Mario Kunasek deklarierte sich als H. P. Baxxter-Fan und versicherte, dass er das Scooter-Konzert besuchen werde.

Ganzjährige Sichtbarkeit
„Dass 50.000 Menschen zu einem Konzert in die Berge kommen, erfüllt mich mit Demut und Dankbarkeit“, resümiert Klaus Leutgeb. Mit dem erfolgreichsten Ski-Opening Österreichs habe man sich bereits einen Namen gemacht. „Das wollen wir auch im Sommer schaffen“, so der Veranstalter. Die Vision, auch den Sommer lautstark zu eröffnen, gab es schon länger. „Es geht um die ganzjährige Sichtbarkeit der Region“, erklärte der Tourismusverband-Vorsitzende Andreas Keinprecht die Überlegung und betonte gleichzeitig: „Schladming-Dachstein verfolgt das Ziel des Qualitätstourismus. Wir möchten keinen Massentourismus.“

Ausgewogene Saisonen
War die Region früher stark fokussiert auf den Winter, hat der Sommer zusehends an Stellenwert gewonnen. Bei den Nächtigungen halten sich Sommer und Winter mittlerweile die Waage. „Die Seilbahnen erzielen im Sommer 20 Prozent ihres Umsatzes. Das war vor ein paar Jahren noch undenkbar“, sagt Planai-Geschäftsführer Georg Bliem. Dass der Sommer auch mit einer Veranstaltung nachzieht, war angesichts dieser Entwicklungen die logische Schlussfolgerung.