Milch ist zwar kein Symbol der Regenbogenbewegung, aber sie sei so vielseitig, dass sie eigentlich nicht weiß, sondern bunt sein müsse, sagt Kammerobmann Peter Kettner. Wie vielseitig zeigt die heimische Molkerei „Ennstal Milch“, die aus einem Rohstoff knapp 500 ...
Milch ist zwar kein Symbol der Regenbogenbewegung, aber sie sei so vielseitig, dass sie eigentlich nicht weiß, sondern bunt sein müsse, sagt Kammerobmann Peter Kettner. Wie vielseitig zeigt die heimische Molkerei „Ennstal Milch“, die aus einem Rohstoff knapp 500 Produkte herstellt.
Den Weltmilchtag am 1. Juni nahmen Ennstal Milch und Bauernvertretung zum Anlass, um das Grundnahrungsmittel und seine Bedeutung für die regionale Wirtschaft genauer zu beleuchten. Wie beliebt Milch bei den in Österreich lebenden Menschen ist, weiß Peter Kettner, Obmann der Landwirtschaftskammer Liezen: „Im Schnitt konsumieren wir einen viertel Liter pro Tag. Im Käsekonsum liegen wir sogar an der europäischen Spitze mit 23 kg pro Jahr und Person.“ Doch auch außerhalb der Landesgrenzen ist Käse beliebt. Dementsprechend halten sich auch Export und der Vertrieb innerhalb Österreichs bei Ennstal Milch fast die Waage: „Wir exportieren 58 Prozent unserer Produkte in 62 verschiedene Länder an 200 Großkunden“, so Markus Gerharter, Vorstandsvorsitzender der Landgenossenschaft Ennstal. Neben Getränken und Desserts hat sich die heimische Molkerei vor allem auf Weichkäse spezialisiert. Mit einer Produktionsmenge von 4500 Tonnen pro Jahr ist Ennstal Milch sogar der größte Weichkäsehersteller Österreichs.
Kaufentscheidung sichert Betriebe
Milch sei nicht nur ein wertvolles Grundnahrungsmittel, sondern sichere auch Arbeitsplätze, so Markus Gerharter. Rund 300 Mitarbeitende beschäftigt die Ennstal Milch, die von knapp 600 heimischen Landwirtschaftsbetrieben beliefert wird. Eine Zahl, die in den vergangenen Jahren jedoch rapide gesunken sei, wie Andreas Radlingmaier, Aufsichtsratsvorsitzender der Landgenossenschaft Ennstal, zu bedenken gibt: „Pro Jahr verlieren wir um die 15 bis 20 Lieferanten. Eine traurige Entwicklung, weshalb wir es als unsere Aufgabe sehen, ein dementsprechendes Angebot zu bieten, damit trotzdem so viele wie möglich in der Milchindustrie bleiben.“ Auch für Kammerobmann Peter Kettner sei es essenziell, zum Erhalt der kleinen landwirtschaftlichen Betriebe, wie man sie im Ennstal noch vorfinde, beizutragen. Für Bezirksbäuerin Viktoria Brandner gelinge dies mit einer bewussten Kaufentscheidung, wie sie sagt: „Mit jedem Griff ins Regal vergeben wir einen Produktionsauftrag. Es wäre schön, wenn dieser Auftrag bei uns in der Region bleiben würde.“
Das Erbe weitertragen
Seien es vor rund 30 Jahren noch um die 1500 Betriebe gewesen, habe man aktuell nur noch 585 Milchlieferanten, rechnet Andreas Radlingmaier vor. Warum die Menge an Milch, die in der heimischen Molkerei verarbeitet wird, trotzdem von 56 kg im Jahr 1994 auf aktuell 91 kg pro Jahr gestiegen ist, erklärt Peter Kettner wie folgt: „Betriebe werden tendenziell größer und auch Knowhow sowie Modernisierung nehmen zu.“ Trotz dieser Entwicklung zeichne sich Österreich noch immer durch kleine landwirtschaftliche Strukturen aus, so Kettner. Im Vergleich: Ein landwirtschaftlicher Betrieb in Österreich verfügt im Schnitt über rund 24 Kühe. In Deutschland sind es 73, in Dänemark bereits 236 und in Neuseeland sogar 440 Kühe, die im Durchschnitt in einem Betrieb gehalten werden. Im Bezirk Liezen gebe es aktuell 13.000 Milchkühe, wovon jede rund 25 Liter pro Tag gebe, so Kammersekretär Herwig Stocker. Obwohl die Milchwirtschaft immer noch eine der rentabelsten Formen der Betriebsführung sei, wie Bezirksbäuerin Viktoria Brandner betont, brauche es „viel Freude an dieser Arbeit, um das Erbe weiterzutragen“, sagt Peter Kettner. Eine Freude, die er bei vielen Jungbäuerinnen und Jungbauern sehe, wie er betont. Um diese zu unterstützen, „darf die geographische Lage eines Hofes kein Nachteil sein. Die bauernfreundliche Milchabholung und unsere Produktvielfalt sehen wir als unseren genossenschaftlichen Auftrag, um auch in Zukunft die Milchwirtschaft im Bezirk Liezen zu sichern“, wie Andreas Radlingmaier betont.