Maya Hakvoort – Ein Leben für die Bühne
11.04.2025 Junges EnnstalÜber 1000-Mal stand Maya Hakvoort als Kaiserin Elisabeth auf Bühnen weltweit. Im persönlichen Interview gibt sie Einblicke in ihr außergewöhnliches Leben als Musicaldarstellerin.
Frau Hakvoort, Sie sind seit Jahrzehnten eine feste ...
Über 1000-Mal stand Maya Hakvoort als Kaiserin Elisabeth auf Bühnen weltweit. Im persönlichen Interview gibt sie Einblicke in ihr außergewöhnliches Leben als Musicaldarstellerin.
Frau Hakvoort, Sie sind seit Jahrzehnten eine feste Größe in der Musicalszene. Was hat Sie ursprünglich zur Bühne gezogen?
Schon als Kind war ich immer nur am Singen. Ich erinnere mich mehr singend als sprechend an meine Kindheit. Als ich älter wurde wusste ich schließlich, dass ich auch schauspielern und tanzen will, das war meine große Leidenschaft. Schon mit vier Jahren ging ich in eine Tanzschule, mit sieben durften wir ein Instrument und einen Sportverein auswählen. Mein ganzes Leben lang war ich in Chören, in Bands, im Klavierunterricht und in der Theaterschule. Für mich war das wie Freiheit, nachdem ich mit dieser Begabung geboren wurde. Ich genieße jeden Tag, auch wenn das Künstlerleben natürlich mit Unsicherheiten verbunden ist.
Sie haben die Kaiserin Elisabeth über viele Jahre hinweg gespielt. Was fasziniert Sie persönlich an dieser Figur?
Ich war 26 als ich das erste Mal im deutschen Sprachraum gesungen habe und dort auch meine erste Hauptrolle als Erstbesetzung hatte. Das war schon ein riesiger Schritt für mich. Kurz darauf wurde die Rolle von Elisabeth frei. Als ich in Wien vorgesungen und die Rolle dann mit 27 bekommen habe, war das fast wie ein Schock. Ich konnte kurz nicht reden vor Freude. Innerlich war ich nur am Jubeln. Als ich dann 1994 in Wien angefangen habe, war ich an vielen für die Kaiserin bedeutsamen Orten, sei es in Bad Ischl oder auf Korfu.
Im Schloss in Bad Ischl durfte ich sogar in Räume, die für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sind. Als ich dort dann an ihrem Schreibtisch saß, spürte ich meine Verbundenheit zu dieser Rolle. Das besondere an ihr ist die – in der Musicalwelt einzigartige – große Altersspanne von 15-60 Jahren. Es gibt in der Musicalwelt keine Rolle, wo man diesen Altersunterschied spielen darf. Alles in allem war das einfach eine unfassbar schöne Reise.
Über 1000-mal haben Sie die Kaiserin Elisabeth gespielt. Wird das nicht irgendwann langweilig?
Das werde ich von vielen Leuten gefragt und ich verstehe auch wieso. In den meisten Produktionen spielst du eine Rolle nicht öfter als ein bis zwei Saisonen. Wenn du in einer Produktion so oft spielst, kannst du natürlich nicht jedes Mal zweieinhalb Stunden in Topform sein – das geht gar nicht. Aber mein Ziel war schon, mich selbst und das Publikum jeden Abend zu überraschen, denn die sitzen immerhin zum ersten Mal da. Solange ich in der Rolle bleibe und viel darüber weiß, kann ich eine Figur sehr lange fühlen. Ich stehe ja auch jeden Tag mit mir selbst auf, und fad wird mir trotzdem nie. Es waren zwischen den Vorstellungen aber oft auch lange Pausen, was auch sehr geholfen hat.
Bei den über 30 Rollen, welche Sie bereits gespielt haben, welche war die herausforderndste?
Eine gruselige Rolle, die ich anfangs zweimal abgesagt hatte. Es war die Rolle der wahnsinnigen Mutter im Musical Carrie, welches die Themen Sekten und religiösen Wahnsinn behandelte. Das Musical wurde wirklich gut umgesetzt, aber ich hatte anfänglich Bedenken. Dann habe ich mich doch dafür entschieden, denn ich wollte ein Statement setzen. So begann ich, mich sehr intensiv mit der Rolle zu beschäftigen, da ich sie wirklich echt spielen wollte. Um ehrlich zu sein, muss man solche Rollen aber nicht zu lange spielen.
Wie bereiten Sie sich auf eine neue Rolle vor?
Mit dem, was ich tue, möchte ich immer eine Botschaft hinaustragen. Also lese ich vor neuen Rollen alles, was ich über diese finden kann. Sei es über die Körpersprache, die Ausstrahlung oder auch Fotos, die ich mir ansehe, um die Figur verstehen zu können. Ich versuche mich so gut wie möglich in die Rollen hineinzuversetzen. Je nach Komplexität des Stückes bin ich schon zwei bis drei Monate mit einer Rolle beschäftigt.
Was inspiriert Sie als Künstlerin außerhalb der Bühne?
Am meisten inspirieren mich gute Gespräche mit meinen Freunden und viel Selbstreflexion. Aber ich sehe auch meinen Kollegen oft zu, sei es auf Konzerten oder anderen Vorstellungen. Im Alltag lerne ich vor allem von meinen Kindern, denn die beginnen ja erst das ganze Leben zu leben.
Wenn Sie ihren Beruf nicht mehr ausüben könnten, wohin würde es Sie verschlagen?
Das wäre vor allem ganz schlimm für mich. Ich bin eins mit meinem Beruf geworden und den nicht mehr ausüben zu können, würde bedeuten, ein Stück meiner Person aufzugeben. Sollte das aber doch passieren, würde ich vielleicht ein Buch schreiben, Lesungen oder Workshops halten, um mein Wissen wenigstens noch weiterzugeben. Meine Branche würde ich sicherlich nicht verlassen.
Sie dürfen jungen Menschen einen Tipp oder eine Lebensweisheit mit auf ihren Weg geben. Welche ist das?
Man kann nur etwas falsch machen, wenn man wirklich gar keine Ahnung hat, was man tut. Jeder muss seinen eigenen Weg finden und vor allem immer mit dem zufrieden sein, was man im jeweiligen Alter gegeben hat. Und wenn sich etwas nicht gut anfühlt, dann muss man es eben ändern. Am allerwichtigsten ist aber, dass man immer in seiner Kraft und seiner Mitte bleibt und auf die eigene innere Stimme hört, unabhängig davon, was von einem verlangt wird. Das ist im Leben schon die halbe Miete.
Elisa Schütz