Kneitz setzt Segel für die Zukunft
03.10.2025 RegionalesWettbewerbsfähig in schwierigem Umfeld: Zehn neue Webmaschinen sichern den Standort in Bad Mitterndorf. Mitarbeiter akzeptierten einen Gehaltsverzicht.
Seit mehr als fünf Jahrzehnten steht die Herbert Kneitz GmbH für hochwertige Textilien ...
Wettbewerbsfähig in schwierigem Umfeld: Zehn neue Webmaschinen sichern den Standort in Bad Mitterndorf. Mitarbeiter akzeptierten einen Gehaltsverzicht.
Seit mehr als fünf Jahrzehnten steht die Herbert Kneitz GmbH für hochwertige Textilien „Made in Austria“. Am Standort Bad Mitterndorf werden seit 1969 Stoffe produziert, die weltweit in Bussen, Bahnen und Automobilen verbaut werden. Was die wenigsten wissen: Ihren Ursprung hat die Erfolgsgeschichte in den 1950er-Jahren mit Plüschtextilien für Spielwaren. Über Heimtextilien fand das Unternehmen schließlich den Weg in die Mobilitätsbranche, wo es seit 30 Jahren als führender Anbieter gilt. Ein wichtiger Einschnitt war 2016 die Übernahme durch die Vorarlberger Getzner Textil AG, die neben ihrer Zentrale in Bludenz auch zwei Werke in Deutschland betreibt. An der Spitze des Unternehmens in Bad Mitterndorf steht seit 2024 Marco Kröll. Der heute 20 Jahre im Betrieb tätige Geschäftsführer kam eher zufällig zur Firma: Nach mehreren Sommerpraktika bei Kneitz und einer Ausbildung an der HAK Liezen begann er nach einem Jobwechsel zunächst in der Logistik. Über Stationen als Logistik- und Produktionsleiter übernahm er schließlich 2020 die Betriebsleitung – in einer Zeit, die von der Corona-Pandemie geprägt war. „Das war kein einfacher Start, aber ich habe viel gelernt“, sagt Kröll.
Große Verantwortung in schwierigen Zeiten
Die Herausforderungen der vergangenen Jahre waren enorm: Coronakrise, Automobilkrise, steigende Rohstoff- und Energiepreise. „Wir sind ein sehr energielastiges Unternehmen und benötigen große Mengen Strom und Gas“, betont Kröll. Auch die jüngsten Kollektivvertragserhöhungen belasten die Kostenstruktur. „Mit Ländern wie der Türkei oder Portugal können wir preislich nicht konkurrieren. Unser Vorteil liegt aber in Flexibilität, Qualität und kurzen Lieferzeiten.“ Um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, wurde 2025 ein Restrukturierungsprogramm gestartet. Beschaffungsmärkte werden neu geprüft, interne Abläufe verschlankt, die Personalstruktur angepasst. Im Rahmen eines transparenten Prozesses wurde der Belegschaft ein freiwilliger Gehaltsverzicht vorgestellt. Die Rückmeldung war enorm und so unterschrieben beinahe alle Mitarbeiter diesen freiwilligen Verzicht und leisteten somit einen großen Beitrag zum Restrukturierungskonzept. „Ein schönes Zeichen der Wertschätzung und Unterstützung. Mein Antrieb ist es, dass 115 bis 120 Menschen hier Arbeit finden und pünktlich ihr Gehalt bekommen. Ich brenne für dieses Unternehmen“, so Kröll.
Investition in den Standort
Trotz schwieriger Rahmenbedingungen setzt die Getzner-Gruppe ein klares Bekenntnis zu Bad Mitterndorf: Vor kurzem wurden zehn neue Webmaschinen installiert, eine Investition von rund einer halben Million Euro. „Das ist ein starkes Signal für den Standort“, sagt der Geschäftsführer. Pro Jahr produziert Kneitz 1,8 Millionen Laufmeter Webware – durch die Modernisierung soll der Output um 10–20 Prozent steigen. Zu den wichtigsten Kunden zählen Skoda, Seat und Audi im Automobilbereich, DAF und MAN im Lkw-Sektor sowie Daimler, Iveco und Irizar im Bussektor. Im Schienenverkehr zählen die ÖBB und sehr viele Lieferanten im polnischen Bahnnetz zu den wichtigsten Partnern. Für diese Kunden fertigt das Unternehmen Textilien für Sitze und weitere Innenausstattungen.
Was die Automobilbranche betrifft, ist die Firma Kneitz in gewissem Maße vom VW-Konzern abhängig, was sich besonders bei rückläufigen Absatzzahlen bei Audi bemerkbar machte. Insgesamt hat das Unternehmen jedoch strategisch die richtigen Kunden gewonnen: Mit Skoda und Seat Cupra kann Kneitz auf stabile Partner innerhalb des VW-Konzerns setzen. Besonders bei Skoda setzt das Unternehmen auf Nachhaltigkeit: Für die Sitzbezüge wird ein Post-Consumer-Garn entwickelt, bei dem alte Arbeitshosen geschreddert und zu neuem Garn verarbeitet werden. Darüber hinaus hat das Unternehmen eigene Nachhaltigkeitskollektionen für seine Kunden geschaffen.
Derzeit ist man gerade mit Mercedes und BMW in Kontakt, um sich breiter aufzustellen. Mit Innovationskraft und einem klaren Fokus auf Qualität will Marco Kröll die Herbert Kneitz GmbH so aufstellen, dass das Unternehmen auch in Zukunft im internationalen Wettbewerb bestehen kann.