Hohe Kosten setzen Bergbauern unter Druck
30.08.2024 RegionalesSteiles Gelände, der Einsatz von Spezialmaschinen und hohe Investitionen. Bergbauern arbeiten unter erschwerten Bedingungen, darunter ein Drittel der Höfe im Bezirk Liezen.
„Das passiert, wenn das Wetter umschwingt und wir das Heu nicht rechtzeitig ...
Steiles Gelände, der Einsatz von Spezialmaschinen und hohe Investitionen. Bergbauern arbeiten unter erschwerten Bedingungen, darunter ein Drittel der Höfe im Bezirk Liezen.
„Das passiert, wenn das Wetter umschwingt und wir das Heu nicht rechtzeitig einbringen können“, sagt Martin Gallob und zeigt auf die groben Halme, die sich im Futter der Kühe befinden. Der Landwirt betreibt gemeinsam mit seiner Frau Andrea und seinen Eltern Margarethe und Oswald einen Bauernhof am Straßerberg in Niederöblarn auf rund 1000 Metern Seehöhe. Noch vor rund hundert Jahren gab es hier ein ganzes Dutzend Bauern, die auf ihren Höfen Milch produziert haben. Heute ist nur noch der Hof von Martin Gallob übrig. Dabei war sein landwirtschaftlicher Betrieb, der rund 27 Hektar Grünland umfasst, nicht der größte Bergbauernhof am Straßerberg. Trotzdem „sind wir alleine übrig geblieben“, sagt der Landwirt, denn die Investitionen sind hoch und die Arbeit im steilen Gelände schwer. Um nicht abzurutschen, verfügt der Traktor der Gallobs eine Zwillingsbereifung und auch der Heulader braucht eine Spezialausstattung. Gemäht werden kann trotzdem nicht jede Steilwiese maschinell. „Wir mähen jede unserer Wiesen mit der Sense nach“, betont Andrea Gallob. Drei Mal im Jahr wird hier die Mahd eingebracht. Dass dafür der Zeitpunkt genau stimmen muss, wissen auch Landwirtschaftskammer-Obmann Peter Kettner und Stellvertreter Hans Zeiler, die heute das neue Stallgebäude am Hof der Gallobs besichtigen. Was passiert, wenn der richtige Zeitpunkt versäumt wurde? „Dann nimmt die Energiedichte ab und die gute Verdaulichkeit ist nicht mehr gegeben“, sagt Kettner.
Ein Kälteeinbruch hat der ersten Mahd in diesem Jahr zugesetzt. „Bei der zweiten hat das Wetter zum Glück mitgespielt“, sagt Martin Gallob. Den Unterschied bekommen die Kühe allerdings erst im Spätherbst zu schmecken. Bis Oktober verbringen sie ihre Tage draußen auf der Weide, erst dann kehren sie zurück in den Stall. Diesen hat Martin Gallob kernsaniert und räumlich erweitert. Dazu hat der Landwirt Holz aus dem eigenen Wald verwendet. Auch einen Großteil der Arbeit konnte der gelernte Zimmerer selbst erledigen. Trotzdem lag die Investition bei rund 300.000 Euro. Nicht die einzigen Kosten, die die Gal lobs als Bergbauern zu stemmen haben.
Die am Hof produzierte Milch wurde bis 2007 noch mit der Materialseilbahn ins Tal geschickt. Seit sieben Jahren legt ein Tankwagen die fünf Kilometer lange Strecke zum Hof hinauf zurück. Ein Umweg, den Martin Gallob bezahlen muss, zumindest für eine Wegstrecke. Die Straße, die der Tankwagen dafür benutzt, wurde erst in den 1960er-Jahren errichtet und 2010 um eine Million Euro saniert. Da es sich um einen Privatweg handelt, hatten auch die Gallobs einen Teil der Kosten zu decken. Neben den Investitionen in die Infrastruktur mussten auch Geländekorrekturen vorgenommen werden, um die steilen Wiesen überhaupt bewirtschaften zu können.
Dass Bergbauernhöfe wie jener der Gallobs weiterhin bestehen können, „erfordert den gemeinsamen Einsatz mehrerer Generationen“, sagt Hans Zeiler. Auch bei den Gallobs packen alle mit an, sogar der neunjährige Felix, der beim Melken vollen Einsatz zeigt. Die Schwierigkeiten des steilen Geländes, die hohen Investitionen und die Erfordernis von Spezialmaschinen kennen nicht nur die Gallobs. Ein Drittel der Bauernhöfe im Bezirk Liezen befindet sich in den beiden höchsten Erschwerniszonen. Und was passiert, wenn die Wiesen in diesen Steil- und Höhenlagen nicht mehr bewirtschaftet werden? „Dann breitet sich der Wald aus und die typische Landschaft der Obersteiermark verschwindet“, sagt Landwirtschaftskammer-Obmann Peter Kettner, der betont: „Zum Glück gibt es jedoch noch innovative Menschen wie die Gallobs, die ihre gesamte Zeit der Landwirtschaft widmen und mit viel Handwerksgeschick die oft Jahrhunderte alten Bergbauernhöfe in eine gute Zukunft führen.“