„Gnackwatschen“ für das Gesäuse
18.10.2024 RegionalesAuch der zweite Versuch scheiterte, die Tourismusgebührenin der Erlebnisregion Gesäuse zu erhöhen. Damit reduziert sich das Budget für den Verband um eine halbe Million Euro.
Durch die Fusion der Tourismusverbände vor drei ...
Auch der zweite Versuch scheiterte, die Tourismusgebührenin der Erlebnisregion Gesäuse zu erhöhen. Damit reduziert sich das Budget für den Verband um eine halbe Million Euro.
Durch die Fusion der Tourismusverbände vor drei Jahren ist auch die Region Gesäuse gewachsen. Hinzu kamen Liezen, Lassing, Gaishorn am See und Rottenmann, die nun gemeinsam mit den Gesäuse-Gemeinden eine große Erlebnisregion bilden. Diese steht nun vor der Herausforderung, künftig auf die Hälfte der Interessentenbeiträge verzichten zu müssen. Denn nach der Vollversammlung im vergangenen März brachte auch die Abstimmung am vergangenen Donnerstag keine Zweidrittelmehrheit, um die Beitragshöhe beibehalten zu können. Somit werden künftig statt der doppelten Beiträge nur mehr die einfachen eingehoben. Konsequenz: „Projekte, die wir mit Gemeinden gerne umgesetzt hätten, können nun nicht mehr oder nur in kleinerer Dimension realisiert werden“, sagt Gesäuse-Obmann Fritz Kaltenbrunner. Schließlich würde durch die verringerten Beiträge nun ein Budgetloch von rund einer halben Million Euro im kommenden Jahr entstehen. Für Nationalpark-Direktor Herbert Wölger „eine ,Gnackwatschen‘ für alle, die sich seit zehn Jahren für die wirtschaftliche Absicherung der Region einsetzen“, wie er auf Social Media kommuniziert. Auch für Mario Brandmüller, Leiter der Tourismusabteilung des Stiftes Admont, sei dies „eine Katastrophe“, wie er sagt, speziell für eine Region, die sich „prozentuell durch die besten Nächtigungszahlen“ auszeichne. Eine Leistung, die erreicht werden konnte, weil „sich vor vielen Jahren ein paar Idealisten und Institutionen zusammengetan und gemeinsam die touristische Entwicklung der Region vorangetrieben haben. Darunter war auch das Benediktinerstift Admont“, so Brandmüller. Dieses habe in diesem Jahr die größte Steigerung der Besucherzahlen erreichen können und das „aufgrund unserer Eigeninitiative, doch auch aufgrund der Performance der Region Gesäuse“, wie der Marketingleiter betont. Und diese Performance kann sich sehen lassen: Von Jänner bis August 2024 konnte die Erlebnisregion Gesäuse im Steiermarkvergleich den größten Gästezuwachs erreichen. „Das Angebot entspricht dem Zeitgeist“, so Gesäuse-Geschäftsführerin Jacqueline Egger. Und dieses habe man vor allem den internationalen Gästen schmackhaft machen können, was durch eine gezielte Kommunikation gelungen sei. Nicht nur im Kerngebiet des Gesäuses, sondern „speziell in den neuen Gemeinden können wir seit der Erweiterung des Verbandes überdurchschnittliche Zuwächse verzeichnen“, wie Egger betont.
Geringe Wahlbeteiligung
Um die Beitragshöhe beibehalten zu können, wären bei der Vollversammlung am vergangenen Donnerstag in Liezen zwei Drittel der Stimmen nötig gewesen. Dass dies nicht erreicht werdenkonnte, sei für „das Team und die Kommission enttäuschend“, sagt Tourismusverbandsobmann Fritz Kaltenbrunner, denn „viele haben von ihrem Wahlrecht nicht Gebrauch gemacht“. Gerade einmal bei acht Prozent lag die Wahlbeteiligung; drei Prozent davon haben mit einem Nein gestimmt. Die Stimmen, die sich dagegen ausgesprochen haben, sind vorwiegend dem Paltental zuzuordnen. Für Rottenmanns Bürgermeister Günter Gangl sei es „ungeschickt“ gewesen, die Tourismusverbände zu fusionieren und Gemeinden damit „zwangszubeglücken“, wie er sagt. Ob man sich dem Gesäuse nicht zugehörig fühle? „Man hat schon die Bemühungen gesehen, die seit der letzten Vollversammlung unternommen worden sind“, sagt Gangl, doch davor sei die Arbeit des Tourismusverbandes „schon sehr auf das Kerngebiet Gesäuse konzentriert gewesen“, argumentiert Rottenmanns Bürgermeister.
Keine personellen Konsequenzen
Für Obmann Fritz Kaltenbrunner habe die Abstimmung „keine personellen Konsequenzen“, wie er sagt. Der Verband sei gut aufgestellt und man verfüge über ein kompetentes Team an Mitarbeitenden, die „alle weiterarbeiten sollen“, so Kaltenbrunner, und das trotz gekürztem Budget. Was Kaltenbrunner jedoch stark kritisiert, sei „die Verbreitung falscher Informationen“, wie er sagt. Im Vorfeld der Abstimmung hätten jene, die die Beibehaltung der Beiträge verhindern wollten, entweder unabsichtlich, ganz bewusst oder wider besseren Wissens behauptet,es würde eine Erhöhung um 100 Prozent geben, so Kaltenbrunner, doch „das ist einfach nicht richtig.“ Zur Abstimmung sei lediglich die Beibehaltung der Beitragshöhe gestanden und keine zusätzliche Erhöhung. Nun müsse man mit den einfachen Beiträgen ein Auslangen finden, zumindest im kommenden Jahr. Wie es danach weitergehe, „kann heute niemand sagen“, so Kaltenbrunner, denn ob und wann erneut eine Vollversammlung einberufen werde, bei der ein Antrag zur Beitragserhöhung gestellt werde, entscheide die Tourismuskommission, so der Obmann. Somit könnten die Karten im Jahr 2026 wieder neu gemischt werden.