Glasfaser: Ausbau dauert länger
14.11.2025 RegionalesSowohl Zeitplan als auch Budget werden nachjustiert. Fertigstellungstermin des Glasfasernetzes rückt eineinhalb Jahre nach hinten. Investor erhöht um 30 Millionen Euro.
Im Frühjahr 2023 startete der Ausbau der Glasfaser-Infrastruktur im ...
Sowohl Zeitplan als auch Budget werden nachjustiert. Fertigstellungstermin des Glasfasernetzes rückt eineinhalb Jahre nach hinten. Investor erhöht um 30 Millionen Euro.
Im Frühjahr 2023 startete der Ausbau der Glasfaser-Infrastruktur im Bezirk Liezen. Um die Region flächendeckend (knapp 90 Prozent aller Haushalte) mit einer schnellen Internetverbindung zu versorgen, müssen 1600 Kilometer Glasfaserkabel unter die Erde. Die ersten Monate verliefen etwas holprig. Die Koordination mit den Gemeinden gestaltete sich stellenweise schwierig und die Bauarbeiten wurden zum Teil nur mangelhaft ausgeführt. Unzureichende Wiederherstellung der Straßen und abgedrückte Rohre waren die Folge. Im April diesen Jahres übernahm Philipp Röhm die Geschäftsführung, um das Projekt wieder auf Schiene zu bringen. Nach einer Bestandsaufnahme stellte er fest, dass der Zeitplan überambitioniert angelegt und das Projekt unterschätzt worden ist.
Neuer Zeitplan
Mit dem Ausbau der Leitungen sei man auf Kurs, sagt Röhm im Gespräch mit dem „Ennstaler“. Wobei sich der Zeitplan in Abstimmung mit den Gemeinden nach hinten verschoben hat. Schon zu seinem Amtsantritt im April schätzte Röhm, dass der ursprünglich anberaumte Fertigstellungszeitpunkt mit 31. Dezember 2026 nicht halten werde. In der kürzlich abgehaltenen Regionalversammlung des Regional Management Bezirk Liezen (RML) einigte man sich auf Juni 2028. Im Gegenzug wurde die Pönale pro Tag von 500 Euro auf 1000 Euro nach oben korrigiert. „Wir sind auf einem guten Weg, das Projekt positiv abzuschließen“, ist RML-Obmann Albert Royer überzeugt. Der Zeitplan sei in der Versammlung de facto der Realität angepasst worden.
Mehr als die Hälfte geschafft
Derzeit liege man bei einem Ausbaugrad von rund 60 Prozent, heißt es vonseiten der RML Infrastruktur. Mit Jahresende werden knapp 22.000 Haushalte erschlossen sein. Das schnelle Internet können die Haushalte allerdings erst nutzen, wenn das Netz durchgängig ist. Derzeit beläuft sich die aktive Kundenzahl auf 600. Die Anschlussquote liegt bei rund 20 Prozent, was weit unter den Erwartungen liegt. „Wir haben viel versprochen und es gab lange Wartezeiten“, erklärt sich Röhm die Zurückhaltung. Er zeigt sich aber zuversichtlich, das Vertrauen der Bevölkerung wieder zurückzugewinnen. In die aktive Kundenakquisition werde man erst dann wieder gehen, wenn das Netz großteils steht.
Mehrkosten
Nicht nur beim Zeitplan, sondern auch beim Budget musste nachjustiert werden, wie Philipp Röhm verrät. Durch die Sanierungen und durch Mehrkosten aufgrund anderer Leistungspartner hat sich die Gesamtinvestition von 170 auf 200 Millionen Euro erhöht. Die Mehrkosten muss die RML Infrastruktur schlucken, denn die Förderung aus der „Breitbandmilliarde“ des Bundes (90 Millionen Euro) erhöht sich dadurch nicht. Die Sanierungen machen einen vergleichsweise geringen Teil aus. Im heurigen Jahr habe die Reparatur von Schäden rund eine Million Euro verursacht. In Summe sind dafür 2,5 bis 3 Millionen vorgesehen, damit werde man aber „leicht ausgekommen“, sagt Röhm.
Teilgebiete ausnehmen
In der Regionalversammlung wurde auch beschlossen, dass die RML Infrastruktur gewisse Gebiete vom Ausbau ausnehmen kann. Das sei für Rottenmann interessant, sagt Bürgermeister Günter Gangl. In seiner Gemeinde gibt es bereits eine bestehende Glasfaser-Infrastruktur, errichtet von den Städtischen Betrieben. Bei gewissen Ortsteilen sei das aber wirtschaftlich nicht darstellbar. Deswegen habe man Interesse an einem Austausch, „wo man eine mögliche Zusammenarbeit bespricht“, so Gangl. Eine andere Perspektive wirft Sölks Bürgermeister Werner Schwab auf die Vertragsänderung. Er fürchtet, dass man ein „Hintertürl“ zur Kostenoptimierung öffnet. Insbesondere in seinem weitläufigen Gemeindegebiet würden nun abgelegenere Haushalte keinen Zugang zum Glasfaserinternet bekommen. „Die RML Infrastruktur garantierte eine Ausbauquote von knapp 90 Prozent. Für mich war klar, dass das auch herunter gebrochen auf die Gemeinde gelten muss. Denn der Grundgedanke des Ausbaus lag in der Stärkung des ländlichen Raums“, gibt er zu bedenken, „2019 war noch die Rede, dass es Glasfaser bis auf die Putzentalalm geben müsse. Da haben wir hinterfragt, ob das überhaupt sein muss.“ Nun werde gekürzt und möglicherweise ganze Gemeindeteile vom Ausbau ausgenommen.
Keinen Schritt weiter ist man beim Ausbau in der Bezirkshauptstadt Liezen. Dort gibt es einen Stopp, weil die Vorgaben für den Straßenrückbau seitens der Stadt strenger sind als die allgemeinen Richtlinien für das Straßenwesen. Interesse, einen gemeinsamen Nenner zu finden, gibt es sowohl von der Stadt Liezen als auch von RML Infrastruktur – aber nicht um jeden Preis.
Infrastrukturerrichterin:
RML Infrastruktur GmbH, Tochterunternehmen von Meridiam (Konzernsitz in Paris), T-Mobile (über Alpenglasfaser)und RML (ohne finanzielle Beteiligung)
Budget: 200 Millionen Euro, davon 90 Millionen Förderung
Refinanzierung: Benützungsgebühren durch Internetanbieter
Geplante Fertigstellung (neuer T min): Mitte 2028
Finaler Ausbaugrad: Knapp 90 Prozent aller Haushalte des Bezirks mit Anschlussmöglichkeit
Noch zu klären: Liezen, Rottenmann

