Enges Trikot, schnelle Brille, Rennrad: Der Sport-Trend des Jahres
05.09.2025 SportZwischen Hype, Gesundheitsbooster und Gruppenzugehörigkeit – Rennradfahren ist kein neuer Sport, wird aber immer beliebter. Was steckt wirklich hinter dem Boom?
Es dauert meistens nicht lange, bis man bei Unternehmungen im Freien auf die ersten ...
Zwischen Hype, Gesundheitsbooster und Gruppenzugehörigkeit – Rennradfahren ist kein neuer Sport, wird aber immer beliebter. Was steckt wirklich hinter dem Boom?
Es dauert meistens nicht lange, bis man bei Unternehmungen im Freien auf die ersten Rennradfahrer trifft. Österreichs Straßen und Radwege sind voll mit (meist) jungen Radfahrern in vorgebeugter Haltung – hautenges Outfit, spezielle Schuhe und schickes Rad mit dünnen Reifen inklusive. Nicht zu vergessen die schnelle Brille, die in Pausen verkehrt herum im Helm steckt – erst dann gehört man wirklich dazu.
Was hat es auf sich mit dem Trend des Sommers? Wieder nur ein neuer Hype um ein viel zu teures Hobby oder steckt da wirklich mehr dahinter?
High-End-Rennräder wiegen oftmals nur sechs bis siebeneinhalb Kilogramm. Für die kleine Menge an Material, die man bekommt, legt man eine umso grö- ßere Stange Geld hin. Fangen günstigere Rennräder schon im mittleren dreistelligen Bereich an, ist nach oben eigentlich kaum eine Grenze gesetzt. Die komplette Ausrüstung dazu gerechnet, kommt man schon auf eine stolze Summe. Hobbys haben eben ihren Preis und auch die Ausgaben für Rennrad und Material sind nicht ausschließlich dem Hype um die Sportart verschuldet – großteils zumindest.
Körperliche Fitness und andere Vorteile
Rennradfahren ist aber nicht nur Lifestyle. Auch für die Gesundheit bringt das Treten in die Pedale einige Vorteile mit sich. Auffallend sind unter anderem die positiven Effekte auf das Herz-Kreislauf- System, die Ausdauersport wie Radfahren mit sich bringen. Auch für Muskulatur und Gelenke ist radeln schonender als beispielsweise joggen. Wer regelmäßig in die Pedale tritt, fühlt sich nicht nur fitter, sondern bleibt es auch – unabhängig von Outfit und Style.
Doch viele Anfänge gestalten sich mühsam. So kann auch das Rennrad vom Hype-Hobby schnell zum Staubfänger werden, wenn die körperliche Ausdauer noch nicht gegeben ist. Um Frust zu verhindern, gilt wie bei jeder Ausdauersportart: langsam anfangen und kontinuierlich steigern. Durch lange, lockere Fahrten trainiert man eher die Grundausdauer, während durch Bergfahrten oder gezieltes Intervalltraining die Kraftausdauer gefordert wird.
Auch am Rennrad zählt: Besser regelmäßige, kürzere Einheiten als alle zwei Wochen eine kleine Tour de France hinlegen, weil das schlechte Gewissen lauter war als der innere Schweinehund.
Unabhängig von den körperlichen Vorteilen ist Bewegung an der frischen Luft immer eine willkommene Abwechslung zum Arbeitsalltag und somit auch für die mentale Gesundheit eine Wohltat. Viele Rennradfahrer berichten gar von einem meditativen Flow, den das gleichmäßige Treten der Pedale über einen längeren Zeitraum hinweg bei ihnen auslöst.
Zwischen Pandemie und Trend
Wie so vieles aus vergangener Zeit, waren auch Rennräder das erste Mal so richtig in den 80er- und 90er-Jahren im Trend. Nicht nur Modetrends aus dem letzten Jahrhundert schaffen es immer wieder auf moderne Laufstege, auch Hobbys finden ihren Weg zurück. Auch das Rennrad ist zurückgekehrt – mit besserer Technik und schickeren Outfits. Nicht ganz unschuldig dürfte daran auch die Covid-Pandemie sein, während der sich viele Menschen als Zeitvertreib ein Rennrad zugelegt haben.
Unterschätzt werden darf auch der soziale Aspekt nicht. Wir Menschen sind darauf ausgelegt, irgendwo dazugehören zu wollen. Wenn immer mehr Vorbilder und Bezugspersonen aus dem eigenen Umfeld einem Trend folgen, fällt es schwer, dies selbst nicht zu tun – aus Angst, Erlebnisse zu verpassen und nicht mehr Teil der Gruppe zu sein. Auch Social Media trägt – mittlerweile allgemein bekannt – einen wesentlichen Teil zur Verbreitung von Trends bei. Das Leben auf dem Rennrad mit der virtuellen Gesellschaft zu teilen, dürfte oft ein nicht allzu kleiner Ansporn sein, das neueste Rad plus Outfit dann doch zu kaufen. Denn schlussendlich ist das Rennrad nicht nur Sportgerät, sondern auch der Lifestyle, der mit ihm kommt, ein wichtiger Faktor.
Was die Zukunft bringt
Rennradfahrer haben in vielen Teilen der Gesellschaft eine kontroverse Debatte ausgelöst. Die einen haben einen Teil ihrer Persönlichkeit in der Trendsportart gefunden, die anderen sind davon genervt. Ganz egal welchem Lager man sich zugehörig fühlt, Trends kommen und gehen. Ob wir in ein paar Jahren immer noch am Rennrad sitzen, oder ein anderer Sport der neue Hype wird, zeigt sich wohl erst dann.
Elisa Schütz