Der Organist, der Herzen bewegt
22.08.2025 RegionalesLukas Hasler zählt zu den bekanntesten Organisten der Welt. Der Gaishorner pendelt zwischen Wien und Los Angeles, für Konzerte bereist er auch de Rest der Welt.
Mit über 100.000 Followern auf Instagram, Facebook und Youtube gehört Lukas Hasler zu den ...
Lukas Hasler zählt zu den bekanntesten Organisten der Welt. Der Gaishorner pendelt zwischen Wien und Los Angeles, für Konzerte bereist er auch de Rest der Welt.
Mit über 100.000 Followern auf Instagram, Facebook und Youtube gehört Lukas Hasler zu den bekanntesten und einflussreichsten Organisten der Welt. Aufgewachsen in Gaishorn am See lebt der heute 29-Jährige in Wien und Los Angeles, von wo aus er zu Konzerten in aller Welt reist. Trotz seines straffen Terminkalenders lässt er es sich nicht nehmen, auch in seiner Heimat tätig zu sein, wo er den PaltenKlang-Chor leitet. Im Interview spricht Hasler über Zeitmanagement, ein neues Format von Orgelkonzerten und eine bevorstehende Veröffentlichung.
Sie leben in Österreich und den USA, wo Sie als Doktorand an der University of Southern California studieren. Wie kann man sich das Pendeln zwischen zwei Kontinenten vorstellen?
Ziemlich einfach: Dort, wo gerade Konzerte sind, bin ich. Den August verbringe ich hier, den September in den USA und den Oktober wieder in Österreich. Meist wechselt das im Monatstakt.
Darüber hinaus finden Sie auch Zeit, den PaltenKlang-Chor zu leiten, der am vergangenen Wochenende ein Jubiläumsfestival zum 10-jährigen Bestehen gefeiert hat. Wie lange wird das noch möglich sein?
Hoffentlich noch sehr lange. Da es zwei Personen gibt, die die Funktion der Chorleitungsassistenz ausüben, sind bisher keine zeitlichen Engpässe entstanden. Jeder von uns übernimmt ein Drittel der Arbeit, wodurch das auch für mich bewältigbar ist.
Dank Ihnen und Ihrer Kontakte hatte der PaltenKlang-Chor bereits auch internationale Auftritte. Wo haben diese stattgefunden?
Die erste internationale Reise ging 2022 nach Washington D.C., wo wir vier Konzerte gegeben haben. Im Vorjahr waren wir zu Gast in Los Angeles, sozusagen bei mir zu Hause (lacht).
Jährlich ausverkauft ist auch das Weihnachtskonzert des Chors in der Stadtpfarrkirche in Trieben. Was bedingt diesen Erfolg?
Dass wir ein Alleinstellungsmerkmal haben. Wir beschäftigen uns ausschließlich mit Klassik, was andere Chöre nicht machen. So füllen wir eine Lücke, die niemand sonst abdeckt. Und das machen wir wirklich gut.
Auch Sie selbst sind immer wieder in Gaishorn, Rottenmann und Trieben an der Orgel zu hören und das, obwohl Sie längst die großen Kathedralen weltweit bespielen. Eine Herzensangelegenheit?
Ja, schon. Hier im Paltental hat schließlich alles begonnen. Hätte es sich damals in Gaishorn nicht ergeben, Orgel zu lernen, hätte mich mein Weg niemals nach Los Angeles geführt.
Wie hat sich das ergeben?
Es war eine Integrationsmaßnahme (lacht). Während meiner Schulzeit bin ich mit meiner Familie nach Gaishorn gezogen und wollte dort natürlich Anschluss finden. Da mein Sitznachbar ein Ministrant war, wollte ich das auch sein. Und als dann ein Organist für die Messen gesucht wurde, hat man mich gefragt, da ich damals schon Klavier spielen konnte. So hat alles seinen Lauf genommen.
Wann war für Sie klar, dass Sie aus diesem Hobby einen Beruf machen wollen?
Damals als 16-Jähriger war das eigentlich gar nicht mein großer Plan. Ich bin da einfach hineingerutscht, weil ich im Rahmen meines Studiums Erfahrung sammeln wollte und mich daher um Auftritte bemüht habe. Ein Konzert hat dann das nächste ergeben. So hat sich mir dieser Beruf Schritt für Schritt eröffnet.
Sie hatten sowohl Auftritte bei renommierten Festspielen als auch in Megametropolen und haben trotzdem ein neues Format von Orgelkonzerten ins Leben gerufen: das Organ For Planet-Project. Was war Ihre Motivation?
Die Idee kam mit dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine.
Da das Konzerthaus in Lemberg trotz russischer Raketenangriffe unbeschädigt blieb, wurde es ein paar Monate nach Kriegsbeginn wiedereröffnet. Zu diesem Anlass habe ich dort ein Konzert gegeben, wobei ich erstmals erkannt habe, was Musik tatsächlich bewirken kann. Gerade in einer solchen Ausnahmesituation wie dieser konnten die Menschen ihre Sorgen wenigstens für einen kleinen Moment lang vergessen. Seither spiele ich Konzerte auch außerhalb der klassischen Festsäle.
Wo fanden diese Konzerte bereits statt?
Das letzte war in Spitzbergen in der nördlichsten Kirche der Welt. Im Oktober geht es an die Elfenbeinküste nach Afrika und auch ein Konzert an einem unterirdischen Ort in den USA ist in Planung. Ich würde auch gerne in Nordkorea auftreten, doch da muss ich erst noch schauen, ob das machbar ist.
Ihre erste Solo-CD ist 2019 unter dem Titel „A Portrait“ erschienen, 2024 wurde sie neu aufgelegt. Was wird die Welt als nächstes von Ihnen zu hören bekommen?
Im März 2026 wird meine neue CD erscheinen, die ich im Musikverein in Wien aufgenommen habe.
Verraten Sie auch den Titel?
Nein, das ist noch ein wenig zu früh (lacht). Aber zum Inhalt kann ich sagen, dass ich Orchester- und Filmmusik für die Orgel komponiert bzw. bearbeitet habe.
Ein Doktoratsstudium, weltweite Auftritte, Chorleitung und dann auch noch Eigenkompositionen – wie bekommen Sie so viele unterschiedliche Dinge gleichzeitig auf Schiene? Ihr Geheimnis?
Ich kann mit meiner Zeit wirklich effizient umgehen. Der Flug zwischen Wien und L.A. dauert rund 12 Stunden, die ich für das Beantworten von Emails, zum Organisieren von Konzertreisen und auch zum Weiterentwickeln von Ideen nutze.
Sicher, selbstständig setzt sich aus den Wörtern selbst und ständig zusammen, doch ich liebe, was ich tue und sehe es nicht als Belastung.
Sie selbst zählen sich zur neuen Generation von Organisten. Wodurch entscheidet sich die neue von der alten?
Ich will mich nicht auf der Empore verstecken, sondern den Menschen, die meine Konzerte besuchen, auch zeigen. Denn ich finde, mit dem Orgelspiel ist es wie mit dem Fliegen eines Flugzeugs: Viele möchten wissen, wie das funktioniert.
Daher gibt es immer eine Videoübertragung in den Altarraum, sodass man sieht, wie eine Orgel gespielt wird.
Wenn man so will, öffne ich damit das Cockpit und lasse die Menschen herein. Natürlich im übertragenen Sinn.
Einen Zugang zur Orgel schaffen Sie auch durch Ihre starke Präsenz auf Social Media. Ihre Posts werden mittlerweile von über 100.000 Menschen verfolgt. Ihr Ziel?
Viele hören Musik nur auf Online-Plattformen. Mir ist es ein wichtiges Anliegen, dass sie ihr Handy auch einmal gegen einen Besuch in einem echten Konzert tauschen und diese außergewöhnliche Atmosphäre spüren.
Diese Gänsehautmomente hat man eben nur in einem Konzertsaal.