Degrowth war vor einigen Jahren das große Modewort der Umweltbewegung: Für Umweltschutz und Ressourcenschonung sollte das BIP schrumpfen, dem Einzelnen bleibt mehr Freizeit und alles wird gut. Jetzt befinden wir uns in der unangenehmen Situation, dass die Schrumpfung von selber gekommen ...
Degrowth war vor einigen Jahren das große Modewort der Umweltbewegung: Für Umweltschutz und Ressourcenschonung sollte das BIP schrumpfen, dem Einzelnen bleibt mehr Freizeit und alles wird gut. Jetzt befinden wir uns in der unangenehmen Situation, dass die Schrumpfung von selber gekommen ist. Und nach drei Jahren Krise kommt vom Bundeskanzler des Vorzeigelandes Deutschland folgender Befund: „Der Sozialstaat, wie wir ihn heute haben, ist mit dem, was wir volkswirtschaftlich leisten, nicht mehr finanzierbar.“ In Wirklichkeit haben wir in den letzten Jahren aber nicht nur unseren Standard gehalten, sondern massiv ausgebaut. Allein die Sozialausgaben im Vergleich zum BIP machen schon ein Drittel der Wirtschaftsleistung aus und die Förderungen sind nebenbei um 15 Milliarden Euro gestiegen. Wenn diese beiden Posten im Verhältnis zum BIP auf den Wert vor der Krise gedrückt würden, hätten wir schon jetzt ein ausgeglichenes Budget.
Leider haben wir aber in den wirtschaftlich guten Jahren nicht investiert, sondern jeden verfügbaren Euro in den Konsum gesteckt. Das macht zwar in der Momentaufnahme glückliche Wähler, fällt uns jetzt aber auf den Kopf. Jetzt haben wir Teuerung, Stagnation und Defizit auf einmal und man muss kein Prophet sein, wenn man feststellt, dass wir aus der aktuellen Lage nicht herauswachsen werden können. Es werden massive Einschnitte nötig sein, um auf den Wachstumspfad zurückzukehren. Und ohne Wachstum funktioniert unser System einfach nicht.
Franz Wallig