Da waren‘s nur noch drei
19.12.2025 RegionalesBürgermeister kämpft für Postamt in Gröbming. Er ortet mangelndes Interesse am Betrieb eigener Filialen und hinterfragt das Zahlenmaterial. Wenn Gröbming und Rottenmann schließen, bleiben nur noch drei Postämter im Bezirk.
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Bürgermeister kämpft für Postamt in Gröbming. Er ortet mangelndes Interesse am Betrieb eigener Filialen und hinterfragt das Zahlenmaterial. Wenn Gröbming und Rottenmann schließen, bleiben nur noch drei Postämter im Bezirk.
Am 24. September setzte die Österreichische Post Bürgermeister Thomas Reingruber in Kenntnis, dass die Filiale in Gröbming geschlossen werden soll. Kampflos wollte Reingruber die Pläne nicht hinnehmen, immerhin habe die Post einen gesetzlich verankerten Nahversorgerauftrag. „Auf der einen Seite gibt es Fördertöpfe zur Stärkung der Regionen, auf der anderen Seite sieht man zu, wie Postfilialen zusperren. Und Hauptaktionär der Österreichischen Post ist die Republik“, erinnert Reingruber. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht wundert er sich: „Es hat keiner eine Anstrengung unternommen, die Zahlen zu verbessern. So wie es jeder Kaufmann macht.“ Abgesehen davon schreibe die Post hohe Gewinne und die Vorstände werden mit üppigen Boni bedacht. Von den insgesamt 1700 Geschäftsstellen betreibt die Österreichische Post nur mehr 400 eigene Standorte, der Rest sind Partnerbetriebe.
Zahlenwerk plausibel?
Das Zahlenwerk, das Thomas Reingruber präsentiert wurde, schien ihm nicht plausibel zu sein, wie er sagt. Die „Shared Services“ – das sind anteilige Kosten für Personalverrechnung, Rechnungswesen etc. – haben sich laut Aufstellung der Post von 2022 auf 2023 sprunghaft erhöht. Während Erträge aus Handelswaren und Postdienstleistungen gleich geblieben sind, schrumpfen „betriebliche Erträgen“ von 50.000 Euro auf wenige hundert Euro. Durch diese Hebel ist das Filialergebnis negativ geworden. „Die Darstellung ist ein Trick. So kann ich jede Filiale negativ hinrechnen“, ärgert sich der Bürgermeister. Zudem liefert die Druckerei Wallig palettenweise Flugblätter am Gröbminger Postamt auf. Mengen, die an anderen Standorten wohl kaum zu erreichen sind.
Trend zu Partnersystem
Reingruber intervenierte auf verschiedenen politischen und wirtschaftlichen Ebenen und setzte sich intensiv mit der Materie auseinander. „Es geht da gar nicht um die Filiale im Einzelnen. Die Post hat einfach kein Interesse, ein Filialnetz zu halten. Sie will sich nicht um Mitarbeiter, Mietverträge usw. kümmern“, unterstellt Reingruber. Nachdem er an mehreren Stellen auf den Busch geklopft hatte, meldeten sich auch Post-Insider, die ihm seine Mutmaßungen hinter vorgehaltener Hand bestätigten, sagt er. Obwohl es in den Nachbargemeinden Postpartner-Betriebe gibt, unterstützen seine Bürgermeisterkollegen aus Öblarn, Mitterberg-Sankt Martin, Sölk, Michaelerberg-Pruggern und Aich eine Resolution, die den Erhalt der Postfiliale in Gröbming fordert. Zwar zeigt die Post Interesse einen Partnerbetrieb in Gröbming zu finden, doch „Postpartner können den Umfang einer Filiale niemals vollständig abdecken“, ist sich Reingruber sicher.
Letzte Postämter im Bezirk
Neben den Interventionen und der Öffentlichkeitsarbeit plant Reingruber einen weiteren Nadelstich. „Ich werde mir demnächst Aktien von der Post AG kaufen.
Dann werde ich bei der Hauptversammlung um das Mikrofon bitten und den Vorstand zur Rede stellen“, zeigt er sich kämpferisch. Vorbehaltlich der Zustimmung der Regulierungsbehörde (RTR), steht einer Schließung des Postamtes formal nichts mehr im Weg. Sollten die Pläne der Post zur Umsetzung kommen und die Ämter in Gröbming und Rottenmann geschlossen werden, bleiben im Bezirk Liezen nur mehr Schladming, Bad Aussee und Liezen erhalten. Es sei nur eine Frage der Zeit, dann werden auch die weg sein, ist sich Reingruber sicher.
