Ferdinand von Saar
Wieder mit Flügeln,
aus Sternen gewoben,
Senkst du herab dich,
o heilige Nacht;
Was durch Jahrhunderte
alles zerstoben –
Du noch bewahrst
deine leuchtende Pracht!
Ging auch der Welt s
chon der ...
Ferdinand von Saar
Wieder mit Flügeln,
aus Sternen gewoben,
Senkst du herab dich,
o heilige Nacht;
Was durch Jahrhunderte
alles zerstoben –
Du noch bewahrst
deine leuchtende Pracht!
Ging auch der Welt s
chon der Heiland verloren,
Der sich dem Dunkel der Zeiten
entrang,
Wird er doch immer auf ‘s neue
geboren,
Nahst du, Geweihte,
dem irdischen Drang.
Selig durchschauernd
kindliche Herzen,
Bist du des Glaubens süßester Rest;
Fröhlich begangen bei flammenden
Kerzen,
Bist du das schönste,
das menschlichste Fest.
Leerend das Füllhorn
beglückender Liebe,
Schwebst von Geschlecht zu
Geschlecht du vertraut –
Wo ist die Brust,
die verschlossen dir bliebe,
Nicht dich begrüßte
mit innigstem Laut?
Und so klingt heut‘ noch das Wort
von der Lippe,
Das einst in Bethlehem
preisend erklang,
Strahlet noch immer die liebliche
Krippe –
Tönt aus der Ferne
der Hirten Gesang…
Was auch im Sturme der Zeiten zerstoben –
Senke herab dich in ewiger Pracht,
Leuchtende du,
aus Sternen gewoben,
Frohe, harzduftende, heilige Nacht!