Bürgermeister zieht Konsequenz
21.11.2025 RegionalesNachdem es zu keinem Vergleich zwischen Plan A und B in der Gesundheitsversorgung des Bezirks Liezen gekommen ist, kündigt Stainachs Bürgermeister seinen Rücktritt an.
Auch wenn die Beweggründe schlüssig sind, Ihr Rücktritt kam ...
Nachdem es zu keinem Vergleich zwischen Plan A und B in der Gesundheitsversorgung des Bezirks Liezen gekommen ist, kündigt Stainachs Bürgermeister seinen Rücktritt an.
Auch wenn die Beweggründe schlüssig sind, Ihr Rücktritt kam doch überraschend. War einzig und allein das gestoppte Klinikum Stainach ausschlaggebend dafür?
„Ich bin bei der Gemeinderatswahl angetreten unter zwei Bedingungen: Erstens sollte es eine transparente Abwicklung von Plan B und eine Gegenüberstellung zum Plan A geben. Wenn ersterer besser ist, hätte ich das akzeptiert. Das war auch bei unserem Ortsparteitag im Jänner Thema, wo sogar Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl anwesend war. Nachdem es zum Vergleich nicht gekommen ist, habe ich meine Konsequenzen gezogen. Und zweitens wollte ich kein Langzeitbürgermeister werden.“
Zu welchem Zeitpunkt dachten Sie das erste Mal an einen Rücktritt? Was brachte das Fass endgültig zum Überlaufen?
„Der Prozess war schleichend. Ab Sommer hat sich abgezeichnet, in welche Richtung sich die Gesundheitspolitik entwickelt. Bei der Präsentation des RSG in Aigen hat sich mein Entschluss manifestiert. Bis auf Rottenmann sind alle Regionen unzufrieden.“
Ist das Thema Leitspital mit Ihrem Rücktritt für Sie erledigt? Verliert das Klinikum in Stainach dadurch einen wichtigen Fürsprecher?
„Nein. Ich stehe nur in meiner Funktion als ÖVP-Bürgermeister nicht mehr zu Verfügung. Beim Regionalen Strukturplan Gesundheit (RSG) ist das umgesetzt worden, was FPÖ-Linie ist. Plan A oder Stainach ist dort gar nicht mehr angesprochen worden. Mit dem kann ich nicht mehr mit. Ich bleibe aber nach wie vor voller Befürworter und Kämpfer für das Klinikum Stainach. Ich bin felsenfest überzeugt, dass ein Leitspital in Stainach die beste und einzige Lösung für den Bezirk ist.“
Ihr angekündigter Rücktritt sorgte steiermarkweit für Echo. Wie waren die Rückmeldungen aus Ihrem Umfeld?
„Die Rückmeldungen waren durchwegs positiv. Es gab zwar auch kritische Stimmen, aber die waren überschaubar. Viele konnten meine Entscheidung verstehen und ich erntete großen Zuspruch. Nicht nur aus der Region, sondern aus der ganzen Steiermark und sogar aus benachbarten Bundesländern.“
Sind auch Reaktionen von der Landespartei oder dem Gesundheitslandesrat durchgedrungen?
„Nein. Es hat nur einen Austausch zwischen dem Bezirksparteiobmann Armin Forstner und Landeshauptmann-Stellvertreterin Manuela Khom gegeben, wo ich ihnen meine Beweggründe mitgeteilt habe.“
In Ihrem öffentlichen Brief an die Bevölkerung erwähnen Sie, dass Sie „auf Ihre Gesundheit achten“ müssen. Hängt das mit dem Leitspital zusammen?
„Es hat mir Substanz gekostet, das ist unbestritten. Ich bin seit der Entscheidungsfindung, dass das Leitspital bei uns kommen soll, mit 100 Prozent im Einsatz. Grundstückssuche, Flächenwidmungsplan, Raumordnung, kommunale Infrastruktur – das war alles durchgetaktet. Der Gegenwind der Gegner, wodurch sich Verfahren durch Einsprüche in die Länge zogen, hat Kraft und Energie gekostet.“
Sie machten keinen Hehl aus Ihrer Enttäuschung gegenüber Ih- rer politischen Heimatpartei, der ÖVP. Das haben Sie auch Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl persönlich und öffentlich mitgeteilt. Fühlen Sie sich verraten?
„Ja, weil das hinten herum anders gelaufen ist, als es uns gegenüber suggeriert und teilweise kommuniziert wurde. Laut ÖVP-Landespolitiker hieß es: ,Jetzt schauen wir uns mal den Plan B an, dann evaluieren und vergleichen wir. Vielleicht ist der ja sogar besser.‘ Das ist aber nie passiert.“
Was hätten Sie sich von der ÖVP im Landtag erwartet?
„Ich hätte mir erwartet, dass die ÖVP in Diskussion mit ihrem Regierungspartner tritt. Es liegen zwei Pläne bzw. Möglichkeiten am Tisch. Was bringt das eine, was das andere? Wo liegen die (laufenden) Kosten und was empfehlen Gesundheitsökonomen und Experten für moderne gute Gesundheitsversorgung? Die FPÖ hat keine absolute Mehrheit und bei einem so wichtigen Thema man kann sich nicht in irgendetwas einzementieren. Am Ende des Tages geht es um die Gesundheitsversorgung der Region und auch um Steuergeld.“
Gleichzeitig mit Ihnen gab auch Ihr Vizebürgermeister, Johann Gasteiner, seinen Rücktritt bekannt. Gibt es schon Überlegungen zur Nachfolgeregelung?
„Bis April bin ich bereit, Bürgermeister zu bleiben. Das ist fast ein halbes Jahr. Wir sind uns unserer Verantwortung der Bevölkerung gegenüber bewusst. Immerhin haben wir 62 Prozent der Stimmen bei der letzten Gemeinderatswahl erreicht. Aber die Enttäuschung ist nicht nur bei mir da – die ganze Fraktion hat die Leitspitalspläne mitgetragen. Nichtsdestotrotz strebe ich eine geordnete Übergabe an und meiner Ortspartei bleibe ich weiterhin treu.“
Besteht noch Hoffnung für ein Klinikum in Stainach?
„Es ist unumgänglich, dass es kommt. Bis dahin wird aber noch mehr Zeit ins Land ziehen, es werden noch mehr Ressourcen verbraucht werden und es wird noch teurer werden. Und das geht einher mit einem Defizit bei der Versorgungssicherheit. In Rottenmann muss nun bei laufendem Betrieb um- und ausgebaut werden. Es muss ein rechtlicher Rahmen geschaffen werden, es müssen – je nach Größenordnung – Wettbewerbe und Ausschreibungen folgen sowie die Raumordnung und Widmungen betrachtet werden. Ich gratuliere jetzt schon bei dem Unterfangen. Ich bin mir sicher, dass das Leitspital in fünf Jahren bei der nächsten Landtagswahl wieder ein Thema sein wird.“
