„Bloß nicht den Löffel abschlecken!“
12.09.2025 RegionalesHinter dem Rösthaus in Admont steht Markus Schweinberger. Er hat seinen Beruf an den Nagel gehängt, um sich voll und ganz seiner Leidenschaft widmen zu können. Dem Kaffee.
Über einer Ledercouch, kleinen Bistrotischen und einer langen ...
Hinter dem Rösthaus in Admont steht Markus Schweinberger. Er hat seinen Beruf an den Nagel gehängt, um sich voll und ganz seiner Leidenschaft widmen zu können. Dem Kaffee.
Über einer Ledercouch, kleinen Bistrotischen und einer langen Bar, die fast den gesamten Raum einnimmt, baumeln Kaffeesäcke aus sechs verschiedenen Anbauländern von der Decke. Sie sind jedoch nicht der einzige Hinweis darauf, was Gäste hier im Rösthaus erwartet. Gleich neben der Theke steht das Herzstück des Betriebs: die Röstmaschine. Eigens aus Hamburg hat sie Besitzer Markus Schweinberger vergangenen Februar nach Admont gebracht, wo das Gerät „um zwei Uhr nachts angekommen ist“, sagt er. Eine Uhrzeit, zu der er schon des Öfteren die Tür zu seinem Rösthaus aufgeschlossen hat, um mit seiner Arbeit zu beginnen. Schließlich umfasste seine erste Röstmaschine nicht mehr als einen Kilogramm Rohkaffee. „Die neue hat eine Kapazität von fünf Kilo, das ist schon eine wesentliche Erleichterung im Herstellungsprozess“, betont der Rösterei-Inhaber, bei dem bereits jetzt, gegen Ende des Sommers, die Weihnachtsbestellungen zuhauf eingehen. Doch nicht nur an Weihnachten boomt das Geschäft. Seit dem Vorjahr bietet das Rösthaus Abos an, „die rausgehen wie die warmen Semmeln. Jeden Monat liefern wir Kaffee im dreistelligen Kilobereich aus“, freut sich Schweinberger über die große Beliebtheit.
Längere Öffnungszeiten, mehr Sitzplätze
Aktuell ist der Inhaber des Rösthauses auf der Suche nach einem Mitarbeitenden, denn derzeit schupft er den Betrieb noch allein. Zwar wird er zwischendurch von einer Praktikantin unterstützt, doch trotzdem „arbeite ich nahezu rund um die Uhr“, sagt Schweinberger, der zusätzlich auch in einem regionalen Industriebetrieb tätig ist. Künftig wolle er sich jedoch ganz auf seinen Kaffee konzentrieren, weshalb er Ende August gekündigt hat. Kürzer treten will Schweinberger jedoch nicht: „Ich komme ursprünglich aus dem Leistungssport und kenne nur Vollgas“, scherzt er. Und so hat er bereits die eine oder andere Idee im Kopf, wie er seine Angebotspalette erweitern kann: „Ich möchte Workshops geben, in denen ich zeige, wie man selbst den perfekten Kaffee zu Hause zubereiten kann“, sagt Schweinberger, der ein paar Tipps vorausschickt: „Das Allerwichtigste ist die Pflege der Kaffeemaschine. Wenn sie nicht täglich gespült wird, kann auch der beste Kaffee nicht schmecken.“ Neben der Pflege seien ebenso die Auswahl des Kaffees und der Mahlgrad entscheidend: „Ist der Kaffee zu fein gemahlen, rinnt er zu langsam durch die Maschine und läuft dabei Gefahr, bitter zu werden“, erklärt der Fachmann, der gerade selbst an seiner Siebträgermaschine hantiert. Wenige Minuten später stellt er einen Espresso auf den Tresen. „Als erstes muss man die Crema langsam unter den Kaffee heben“, leitet er an und warnt gleichzeitig: „Danach bloß nicht den Löffel abschlecken!“ Warum? „Weil man sonst den bitteren Geschmack der Crema im Mund hat und das verdirbt die ganze Tasse“, erklärt er. Ob er selbst sehr kritisch ist, wenn er in anderen Lokalen Kaffee trinkt? „Ja“, lautet die ehrlich Antwort: „Wenn ich einen Espresso bekomme und bis auf den Boden der Tasse sehen kann, spreche ich das auch gleich direkt an.“ Die Reaktionen? „Na ja, meist sind die nicht so gut“, sagt er lachend. Nichtsdestotrotz „gebe ich mein Know-how gerne weiter, wenn es gewünscht ist.“
Qualität vor Quantität
Die Idee, eine eigene Rösterei zu eröffnen, hat Schweinberger im Sommer vor zwei Jahren während eines Urlaubs in Kärnten gepackt. Dort habe er in einer kleinen Privatrösterei den bis zu diesem Zeitpunkt „besten Kaffee meines Lebens getrunken“, schwärmt er noch heute. Tags darauf sei er eingeladen worden, beim Rösten zuzusehen und „da wusste ich es: Ich werde eine eigene Rösterei in Admont eröffnen“, erzählt Schweinberger. Mittlerweile umfasst sein Sortiment sechs unterschiedliche Sorten, die neben dem Rösthaus auch in regionalen Kaufhäusern erhältlich sind. In einem nächsten Schritt soll Kaffee aus dem Rösthaus in Admont auch in Cafés und Restaurants der Region erhältlich sein. Den Auftakt macht die Hesshütte im Gesäuse, in Kürze soll auch die Sportalm auf der Kaiserau mit Schweinbergers Kaffee beliefert werden. Und auch die Öffnungszeiten des Rösthauses will der Kaffeeproduzent schon bald erweitern, genauso wie die Kapazität der Sitzplätze, um „dem Genuss vor Ort mehr Raum zu verleihen“, wie er sagt.
Wie viele Tassen er selbst von seinem Kaffee trinkt? „Sieben oder acht am Tag sind es schon“, verrät er. Schließlich orientiere sich sein eigener Kaffeekonsum an seiner Geschäftsphilosophie: „Bei mir wird man Kaffee immer in der Qualität erhalten, die meinen eigenen Ansprüchen entspricht.“ Daran soll auch der stetig wachsende Umsatz nichts ändern, denn „egal, wie viele Aufträge ich auch erhalte – es wird nie die Quantität, sondern immer die Qualität sein, die für mich entscheidend ist.“