Blauzungenkrankheit grassiert im Bezirk
31.10.2025 RegionalesErste Fälle der Blauzungenkrankheit in Liezen. Schafe sind von der neuen Virusvariante der Tierseuche besonders betroffen, eine Vorsorge wird dringend empfohlen.
Nach mehreren bestätigten Fällen in Kärnten und der südlichen Steiermark wurden ...
Erste Fälle der Blauzungenkrankheit in Liezen. Schafe sind von der neuen Virusvariante der Tierseuche besonders betroffen, eine Vorsorge wird dringend empfohlen.
Nach mehreren bestätigten Fällen in Kärnten und der südlichen Steiermark wurden jüngst auch im Ennstal erste Infektionen der Blauzungenkrankheit festgestellt. Die Veterinärbehörden und Tierhalter stehen vor einer wachsenden Herausforderung, denn der Erreger tritt mittlerweile in mehreren Varianten auf. Für den Menschen besteht keinerlei Infektionsrisiko. Neben Rindern, Schafen und Ziegen können unter anderem auch Lamas, Alpakas und Wildwiederkäuer betroffen sein. Laut Amtstierarzt Robert Gruber ist die Situation im Bezirk Liezen derzeit besonders herausfordernd. „Wir haben hier sowohl Serotyp 3 als auch Serotyp 8 nachgewiesen – das liegt daran, dass der Bezirk geografisch im Mittelbereich Österreichs liegt“, erklärt Gruber. Offiziell wurden laut der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit
(AGES) im Bezirk Liezen bislang 22 bestätigte Fälle registriert – vier Fälle des Serotyps 3, 17 Fälle des Serotyps 8 und ein weiterer, noch nicht typisierter Fall. Gruber weist zudem auf eine hohe Dunkelziffer hin: „Die tatsächliche Zahl der infizierten Tiere dürfte deutlich höher liegen als die offiziellen Meldungen vermuten lassen.“ Die Blauzungenkrankheit wird durch winzige stechende Mücken, sogenannte Gnitzen, übertragen. Eine direkte Ansteckung, beispielsweise von Schaf zu Schaf, ist ausgeschlossen. Landwirtschaftskammerobmann Peter Kettner mahnt zur besonderen Achtsamkeit: „Die Gnitzen sind in der Dämmerung am aktivsten – deshalb sollte man die Tiere frühzeitig eintreiben. Und wichtig: Bei Verdacht sofort den Tierarzt informieren.“
Mit blauem Auge davongekommen
Die ersten Fälle konnten auf einem landwirtschaftlichen Betrieb in Öblarn nachgewiesen werden. Von den rund 40 Schafen des Hofes erkrankten zwei Tiere. „Ich habe bei den Schafen Lahmheit, Schleimausfluss und geschwollene Unterlippen bemerkt“, berichtet der betroffene Landwirt. „Dadurch haben sie kaum gefressen. Wir haben im Frühjahr gegen den Serotyp 3 geimpft, aber diesmal war es Serotyp 8 – da hilft die Impfung leider nicht.“ Er sei dennoch froh, mit einem blauen Auge davongekommen zu sein. Doch die Sorge bleibt: „Ich bin gespannt, wie es im Frühjahr weitergeht.“
Viele (letale) Schäden
„Der stärkste Anstieg der Fälle kann im Herbst, meist ab September, beobachtet werden“, erklärt Gruber. Zur Vorbeugung gibt es zwei Möglichkeiten: Impfung oder Repellentienbehandlung, also das Aufbringen insektenabweisender Mittel auf die Tiere. Die Erkrankung zeigt sich typischerweise durch Fieber, Entzündungen der Schleimhäute, Nasen- und Speichelfluss, Lahmheiten und – namensgebend – durch eine bläulich verfärbte, geschwollene Zunge. Während ungeimpfte Schafe die Krankheit oft nicht überleben, zeigen Rinder häufig mildere Verläufe. „Bei Schafen sehen wir leider viele Ausfälle – also verstorbene Tiere“, so Gruber. „Bei Rindern ist es meist umgekehrt: Viele Tiere überstehen die Infektion, nur wenige sterben daran. Aber auch dort gibt es verborgene Schäden, etwa Fruchtbarkeitsprobleme, geringeren Besamungserfolg oder eine schwächere Milchleistung – das nimmt man auf den ersten Blick oft gar nicht wahr.“ Mit Blick auf die kommenden Monate hoffen Landwirte im Ennstal nun auf eine rasche Abkühlung. „Wenn es kalt genug ist, spricht man von einer sogenannten vektorfreien Zeit – dann fliegen die Gnitzen, die Überträger des Virus, nicht mehr“, erklärt Kammerobmann Kettner. Bis dahin sei Wachsamkeit das Gebot der Stunde.

