Maßnahme zur Wohnraumsicherung: Schladming winkt Baussperre einstimmig durch und verbietet touristische Bauten in ausgewiesenen Gebieten.
Der Schladminger Gemeinderat scheint fraktionsübergreifend zusammengewachsen zu sein. Anders als in den letzten Jahren ...
Maßnahme zur Wohnraumsicherung: Schladming winkt Baussperre einstimmig durch und verbietet touristische Bauten in ausgewiesenen Gebieten.
Der Schladminger Gemeinderat scheint fraktionsübergreifend zusammengewachsen zu sein. Anders als in den letzten Jahren zeigte sich bei der vergangenen Sitzung ein Bild von Einigkeit und konstruktiver Zusammenarbeit. Diskussionen schienen bereits im Vorfeld gelaufen zu sein und die gemeinsamen Nenner wurden einstimmig beschlossen. Finanzreferent Hannes Pichler konnte einen „hervorragenden Voranschlag“ präsentieren und sogar einen Gewinn ausweisen. Außerdem werde man mehr Schulden zurückzahlen als aufnehmen, sagt Pichler. Obwohl allein das in Zeiten von angespannten Gemeindekassen eine Schlagzeile wert ist, ließ ein anderes Thema aufhorchen. Der Gemeinderat verbietet in Zukunft touristische Bauten in gewissen Stadtgebieten.
Mit 1,9 Millionen Nächtigungen pro Jahr liegt Schladming noch vor der Landeshauptstadt Graz und ist damit Spitzenreiter in der Steiermark. Bei all den wirtschaftlichen Annehmlichkeiten, die der Tourismus für die WM-Stadt bringt, gibt es auch eine Kehrseite und Verlierer. „Der Tourismus drängt in Wohngebiete und Gewerbegebiete hinein. Das führt zu einem übermäßigen Ansteigen der Grundstückspreise“, erklärte Raumplaner Günter Reissner. Er spricht von einer „Nutzungskonkurrenz zwischen Tourismus und Wohnen“. Reissner untermauerte seine Ausführungen mit weiteren Zahlen. So gab es vor 20 Jahren noch knapp 80 Prozent Hauptwohnsitze in Schladming. Trotz intensiver Bautätigkeit in den letzten Jahren gibt es derzeit nur mehr bei 60 Prozent der Wohnungen eine Hauptwohnsitzmeldung. „Wohnungen sind den Bürgern entzogen worden und wurden touristisch verwertet“, fasste Reissner zusammen. Aus den Zahlen lässt sich ein Zusammenhang zwischen Kurzzeitvermietungen, Zweitwohnsitzen und einem Rückgang des Wohnraums für Hauptwohnsitze ableiten. Um diesen Trend gegenzusteuern, sollen in Zukunft definierte Bereiche für neue touristische Bauten und Nutzungsänderungen ausgeschlossen sein. Die Privatzimmervermietung als häusliche Nebenbeschäftigung am Hauptwohnsitz bleibt davon unberührt. Die Maßnahme soll spekulative Verwertungen von Grundstücken bremsen. Die dafür erforderlichen Beschlüsse zur Änderung des Örtlichen Entwicklungskonzeptes und des Flächenwidmungsplanes fasste der Gemeinderat einstimmig. „Es ist der Auftrag der Gemeinde, Wohnungen und Hauptwohnsitze für Einheimische zu schaffen. Außerdem trägt diese Maßnahme auch wesentlich zum Schutz der heimischen Familienbetriebe bei“, sagt Bürgermeister Hermann Trinker. Günter Reissner rechnet, dass die angestrebten Änderungen erst in knapp einem Jahr in Kraft treten. Um die Gebiete per sofort zu schützen, verhängte der Gemeinderat eine Bausperre für die ausgewiesenen Bereiche. Somit sind sämtliche Bauvorhaben zu prüfen, ob es sich um touristische Projekte handelt. Falls ja, greift die Bausperre – andere Projekte dürfen umgesetzt werden.