Auf leuchtenden Pfaden zum UNESCO-Kulturerbe
19.12.2025 RegionalesDer Brauch des Thomasnikolos in Gams wurde in das nationale Kulturerbe-Verzeichnis der UNESCO aufgenommen. Zur Wintersonnenwende am kommenden Sonntag, dem 21. Dezember, tritt die Lichtgestalt mit ihrem Gefolge um 18 Uhr in Gams am Kirchplatz auf.
Schon seit den ...
Der Brauch des Thomasnikolos in Gams wurde in das nationale Kulturerbe-Verzeichnis der UNESCO aufgenommen. Zur Wintersonnenwende am kommenden Sonntag, dem 21. Dezember, tritt die Lichtgestalt mit ihrem Gefolge um 18 Uhr in Gams am Kirchplatz auf.
Schon seit den 1970er-Jahren gilt der Mandlbauernhof in Gams als Heimat des Thomasnikolos. Ins Leben gerufen wurde dieser Brauch zwar schon deutlich früher, doch wann genau, weiß niemand mehr. Wohl bekannt sind jedoch die Gründe, die den Thomasnikolo für Jahrzehnte in Vergessenheit geraten ließen: die beiden Weltkriege. Dass er heute wieder Licht, Glück und Segen in die Häuser von Gams bei Hieflau bringt, ist allein dem Geschichtsinteresse des Allgemeinmediziners Siegfried Moser zu verdanken, der Ende der 1960er-Jahre im Zuge von Recherchen auf den Brauch des Thomasnikolos stieß. Bereitwillige Unterstützung erhielt er von Hermann und Sonja Edlinger, die dem Thomasnikolo und seiner Gefolgschaft wieder Gestalt und eine neue Heimat am Mandlbauernhof verliehen. Selbst nach dem Tod von Hermann Edlinger steht das Anwesen immer noch im Zentrum des Geschehens, das sich über den Tag des Heiligen Thomas erstreckt: dem 21. Dezember. Die Rolle des Vaters hat mittlerweile Tochter Sonja Illmayer übernommen, die der Thomasnikologruppe als Obfrau vorsteht. Schon früh trifft sie am Thomastag in ihrem Elternhaus ein, wo sie gemeinsam mit Mama Sonja das Mittagessen für die Gruppe zubereitet. In die Vorbereitungen sind auch Sonjas Schwestern Elfi und Karin, Sohn Michael und Schwiegertochter Bianca eingebunden. „Es ist wie in einem Familienbetrieb. Alle helfen mit“, scherzt Sonja lllmayer, ansonsten „könnten wir den Aufwand nicht bewerkstelligen.“ Nachdem die Thomassackerl für die Kinder befüllt sind, beginnt der Umzug mit einer traditionellen Zeremonie am Mandlbauernhof.
Vom Sackträger bis zur Nikolausfrau
Es ist bereits dunkel, als die Gruppe um vier Uhr nachmittags vor die Tür des Mandlbauernhofs tritt. Der Weiße Thomas mit seinem Hiefer, ein dürrer Christbaum mit brennenden Kerzen, steht neben dem Heiligen Thomas, an dessen Bischofsstab sich vier Schellen als Symbol für die Jahreszeiten befinden. Daneben reihen sich der Sackträger, die Nikolofrau, der Greis und die Thomashutzn, eine gebückte Schnabelpercht. Mit dabei sind auch schwarze und braune Krampusse sowie ein roter. Im Unterschied zu Krampusläufen sind diese hier „aber brav“, sagt Sonja Illmayer, die mit einem Weihwasserbehälter von Mitglied zu Mitglied geht und jedem ein Kreuz auf die Stirn zeichnet. Anschließend besucht die Gruppe die Gedenkstätte von Sonjas Vater. Auch diese befindet sich auf dem Mandlbauernhof.
Dort wird eine Kerze angezündet, bevor sich der Heilige Thomas und seine Gefolgschaft auf zu den Häusern machen, die sie an diesem Abend besuchen werden. Viel Zeit bleibt ihnen dafür nicht. Denn schon um 18 Uhr, wenn die Turmbläser das Schlagen der Kirchenglocken begleiten, und der Mettenjodler angestimmt wird, werden sie am Vorplatz des Gotteshauses erwartet. Der Einzug sei „ein besonders feierlicher Augenblick“, sagt Sonja Illmayer. Ein Moment, an dem die Mühen, die die Vorbereitungen an diesem Tag hervorgerufen haben, vergessen seien, so die Obfrau.
Ein Ort, der gut und wahr ist
In diesem Jahr wird auch ein Team von ORF-Steiermark vor Ort sein, um diese Tradition, die es ausschließlich in Gams bei Hieflau gibt, landesweit bekannt zu machen. Denn vergangenen November wurde der Brauch rund um den Thomasnikolo von UNESCO zum nationalen Kulturerbe erklärt. Die Ernennung sei „ein holpriger Weg“ gewesen, fasst Sonja Illmayer die Zeit von der Einreichung bis zur Anerkennung zusammen. Doch nun „freuen wir uns, dass wir es geschafft haben“, sagt sie. Für die Kinder, die den Thomasnikolo am kommenden Sonntag am Kirchplatz erwarten, ist dies wohl nicht von Bedeutung. Für sie zählt lediglich die Begegnung mit dem Thomasnikolo, dem

