Appetit fürs Auge – die Kunst des Foodstylings
09.05.2025 Junges EnnstalWas auf dem Teller frisch und einladend aussieht, kann auf einem Foto schnell trocken und unappetitlich wirken. Genau hier setzt die Kunst des Foodstylings an – eine Disziplin, die oft mehr mit Magie als mit Kochkunst zu tun hat.
Foodstyling ist weit mehr als nur ...
Was auf dem Teller frisch und einladend aussieht, kann auf einem Foto schnell trocken und unappetitlich wirken. Genau hier setzt die Kunst des Foodstylings an – eine Disziplin, die oft mehr mit Magie als mit Kochkunst zu tun hat.
Foodstyling ist weit mehr als nur hübsches Anrichten. Es geht darum, Essen so zu präsentieren, dass es auf Bildern genauso verführerisch wirkt wie im echten Leben – oder sogar noch verlockender. Dabei spielt das Styling eine entscheidende Rolle: Farben, Texturen, Licht und Perspektive werden gezielt eingesetzt, um die visuelle Wirkung zu maximieren.
Das erste Geheimnis liegt in der Vorbereitung. Bevor auch nur ein Gericht gekocht wird, überlegst du dir, was du mit dem Bild ausdrücken möchtest. Soll es rustikal und herzhaft wirken? Elegant und minimalistisch? Oder doch ein kreatives, verspieltes Arrangement? Diese Entscheidung beeinflusst jedes Detail, vom Teller bis zum letzten Kräuterblatt.
Vor allem Keramik und Serien in grau, schwarz etc. liegen aktuell stark im Trend. Außerdem ist auf zu wilde Muster und/oder buntes Geschirr zu verzichten. Essen wirkt am besten auf reduziertem, hochwertigem Geschirr. Tipp: Bowls liegen voll im Trend. Darin können Nachspeisen, Suppen aber auch Hauptgerichte ideal präsentiert werden. Auch Tassen, Gläser, Schüsseln, Förmchen etc. lassen sich multifunktional einsetzen. So kommen beispielsweise eher fade Cremesuppen serviert in einer Glasschale, garniert mit einem Schaumhäubchen und mit Kräutern serviert sehr gut an.
Licht ist der wichtigste Verbündete eines Foodstylists. Natürliches, weiches Licht schmeichelt fast jedem Gericht. Es hebt Texturen hervor, lässt Oberflächen glänzen und lässt das Essen lebendig wirken. Zu viel grelles oder hartes Licht hingegen kann alle Details verschlucken und die Frische des Gerichts zerstören. Perfektes Licht setzt gezielt Akzente und betont die Farben des Essens, ohne es zu überstrahlen.
Doch das größte Geheimnis des Foodstylings ist wohl die Fähigkeit, das Essen im richtigen Moment einzufangen. Ein frisch gebratenes Steak etwa darf nicht zu lange auf dem Teller ruhen, bevor du es fotografierst, da es sonst an Saftigkeit verliert und die Oberfläche trocken wird. Bei einem Gericht wie Pasta, das schnell zusammenklebt, ist es wichtig, es schnell und effektiv in Szene zu setzen. Dies erfordert nicht nur schnelle Entscheidungen, sondern auch eine präzise Technik.
Manchmal bedarf es kleiner Tricks, um das Essen besonders „lebendig“ wirken zu lassen. Ein Tropfen Öl, der das Gericht glänzen lässt, eine leichte Sprühflasche, die eine frische Morgentau-Optik erzeugt, oder ein kleines Deko-Element wie eine zerknitterte Serviette, die das Bild lockerer wirken lässt. Alles ist darauf ausgerichtet, das Essen so zu präsentieren, dass es Lust auf mehr macht.
Ein weiteres Element, das Foodstylisten meisterhaft beherrschen, ist das Spiel mit Höhe und Struktur. Das Anrichten in Schichten sorgt für Tiefe und Dimension. Während ein flacher Teller die Zutaten nebeneinander verteilt, bringt das Anheben einzelner Komponenten Spannung ins Bild. Ein Stück Fleisch, das auf einem Bett aus Reis oder Gemüse thront, wird automatisch zum Blickfang.
Nicht zuletzt geht es beim Foodstyling um Details. Die Garnitur – sei es ein paar frische Kräuter, ein Spritzer Zitrone oder eine Prise Salz – gibt dem Gericht den letzten Feinschliff. Aber auch hier gilt: Weniger ist mehr. Eine überladene Dekoration kann das Bild chaotisch wirken lassen und die eigentliche Schönheit des Gerichts überdecken. Das Geheimnis liegt im perfekten Balanceakt.
Im Zeitalter von Instagram und Foodblogs, wo jeder Klick zählt, ist gutes Foodstyling nicht nur ein Plus, sondern eine Notwendigkeit. Denn am Ende zählt immer: Der erste Eindruck ist der stärkste – und der entsteht mit einem einzigen Blick auf das Bild.
Simone Prüggler