Ansiedelung heimischer Fische
24.01.2025 RegionalesDer Fischereiverein Gesäuse-Gstatterboden siedelt die donaustämmige Bachforelle in Johnsbach an. Das ambitionierte Projekt geht nun in die zweite Runde.
Es ist eine unscheinbare Box und doch steckt sie voller Leben. Am 7. Jänner wurde der schwimmende ...
Der Fischereiverein Gesäuse-Gstatterboden siedelt die donaustämmige Bachforelle in Johnsbach an. Das ambitionierte Projekt geht nun in die zweite Runde.
Es ist eine unscheinbare Box und doch steckt sie voller Leben. Am 7. Jänner wurde der schwimmende Behälter von Mitgliedern des Fischereivereins Gesäuse-Gstatterboden im Rückstaubecken des Envesta-Wasserkraftwerks „Johnsbach I“ platziert. Seither sind Obmann Adi Buder und sein Vereinskollege Christian Buchebner regelmäßig vor Ort, um den wertvollen Inhalt der Box zu kontrollieren: 11.000 Fischeier der donaustämmigen Bachforelle. Stets mit dabei: ein Plastikschlauch und ein Pinsel. Damit werden abgestorbene Fischeier entfernt, sodass weder Krankheitserreger noch Pilze die Nachzucht gefährden können. Schließlich sind „Eier der donaustämmigen Bachforelle nur schwer zu bekommen, die kann man nicht einfach in der nächsten Zoohandlung kaufen. Dafür braucht es einen guten Kontakt zu Züchtern“, sagt Buder. Mit dieser Fischart wollen Buder und seine Vereinskollegen der Enns neues Leben einhauchen. Denn „die donaustämmige Bachforelle kommt wunderbar mit den Bedingungen in der Enns zurecht“, weiß der Obmann. Um eine starke Population, die sich auch selbst reproduzieren kann, heranzuziehen, hat der Verein schon im Vorjahr ein ambitioniertes Projekt gestartet: Homing. Statt erwachsener Fische werden Jungfische in die Enns und den Johnsbach eingesetzt, die geschützt in einer schwimmenden Box bereits im Heimatgewässer geboren werden.
Analyse des Fischbestandes
Auf vier Jahre wurde das Homing-Projekt anberaumt. Heuer geht es bereits in Runde zwei. Insgesamt hat der Fischereiverein Gesäuse-Gstatterboden in diesem Jahr drei Boxen mit den Eiern der donaustämmigen Bachforelle befüllt. Neben dem Behälter im Rückstaubecken des Envesta-Wasserkraftswerks im Johnsbach wurden zwei weitere in einem Zulauf der Enns platziert. Aus den Fischeiern haben sich mittlerweile Larven entwickelt. Bis in den März sollen diese zu kräftigen Jungfischen herangewachsen sein, sodass sie in die Enns und den Johnsbach eingesetzt werden können. Ob das Projekt Früchte trägt, möchte der Nationalpark Gesäuse in den nächsten Jahren anhand einer Analyse des Fischbestandes in der Enns prüfen, wie Nationalpark-Zoologe Alexander Maringer informiert.
Kooperation mit heimischen Organisationen
Neben dem Nationalpark Gesäuse, der das Projekt mit seinem Know-how und dem Herstellen von Kontakten fördert, wird der Fischereiverein Gesäuse-Gstatterboden auch von den Steirischen Landesforsten und dem heimischen Energieproduzenten Envesta unterstützt. Envesta-Geschäftsführer Christoph Hell sieht in der Kooperation einen „gemeinschaftlichen, neuen Weg“, wie er sagt. Von diesem könne sowohl der Naturschutz als auch der Energieproduzent profitieren: „Durch dieses Projekt werden auch wir von Envesta wichtige Erfahrungen im Bereich der Fischpopulation sammeln, die wir bei künftigen Sanierungen und Neubauten von Kraftwerken einfließen lassen können“, betont Hell. Interesse an dem österreichweit einzigartigen Homing-Projekt würden auch andere Fischereivereine zeigen, so Buder. Für den Obmann des Fischereivereins Gesäuse-Gstatterboden sei dies eine gute Chance, dass Projekte wie dieses auch in anderen Regionen umgesetzt und so zum Artenschutz beitragen können, unterstreicht Buder die überregionale Wirkung.
Zweite Fischart von Interesse
Bis das Projekt im Vorjahr an den Start gehen konnte, sei eine lange Vorbereitungsphase von Nöten gewesen, so der Obmann. Ursprünglich habe man sogar geplant, eine weitere Fischart mittels Homing in die Enns einzusetzen: die Enns-Äsche, doch diese sei „noch schwerer erhältlich als die donaustämmige Bachforelle“, so Buder. Ob es in naher Zukunft gelingen werde, Eier der Enns-Äsche in das Homing-Projekt zu integrieren, sei derzeit nicht absehbar, jedoch auch nicht ausgeschlossen, schickt der Obmann voraus.
Weiteres Arterhaltungsprojekt
Neben dem Engagement des Fischereivereins Gesäuse-Gstatterboden habe auch das Stift Admont, das die Enns oberhalb des Nationalparks bewirtschaftet, erste Vorbereitungen für ein Arterhaltungsprojekt getroffen, wie Markus Sallmannshofer, Bereichsleiter Fischereigewässer des Benediktinerstiftes, informiert. Die Bestrebungen würden die heimische Enns-Bachforelle betreffen, die man im Zuge eines Pilotprojektes erhalten und nachzüchten wolle.