„Ein Stück weit sind wir auch Seelsorger“

Am kommenden Sonntag, dem 12. Mai, ist der „Tag der Pflege“. Der „Ennstaler“ besuchte die Klinik Diakonissen und unterhielt sich mit drei Menschen, die seit mehreren Jahren in der Pflege tätig sind.

Wenn er von seinem Beruf erzählt, hört er oft: „Das könnte ich nicht“, erzählt der diplomierte Gesundheits- und Krankenpfleger (DGKP) Markus Mayerhofer. „Das fußt aber allein darauf, dass der- oder diejenige es nie probiert hat“, ist sich Mayerhofer sicher. Für den Schladminger war bereits in der Hauptschule klar, dass er in der Pflege arbeiten möchte: „Meine Mutter ist Pflegehelferin und ich durfte sie einen Tag begleiten. Das hat mir zugesagt.“ Mittlerweile arbeitet er seit 14 Jahren in der Ambulanz. Anders als bei ihm, verläuft der Weg in den Pflegeberuf insbesondere bei Männern häufig über Umwege. „Die meisten sind durch den Zivildienst mit dem Beruf in Berührung gekommen. Manchen hat‘s dann gefallen und sie haben die entsprechende Ausbildung eingeschlagen. Bei uns in der Ambulanz arbeiten beispielsweise ein ausgebildeter Installateur und ein gelernter Tischler.“

Gipszimmer oder Operationssaal

Ein Umstieg ist unabhängig vom Alter möglich. Es entscheiden sich nicht selten auch Mittvierziger für eine Umschulung. Je nach Bereich ist eine Ausbildung auch berufsbegleitend möglich. Der Pflegeberuf bietet vielfältige Möglichkeiten, sagt Mayerhofer: „Wenn jemand eher handwerklich interessiert ist, passt er möglicherweise gut ins Gipszimmer, hat man Interesse an Technik und medizinischen Instrumenten, findet man im Operationssaal ein interessantes Betätigungsfeld.“ Neben einem grundsätzlichen Interesse an der Medizin brauche man eine ausgeprägte soziale Ader und Empathiefähigkeit, denn „ein Stück weit sind wir auch Seelsorger“, so der 35-Jährige.

Kleines Haus, viele Möglichkeiten

Insbesondere in einem kleinen Krankenhaus am Land habe man die Möglichkeit in den verschiedensten Disziplinen zu arbeiten. „Es kommt alles zu uns, obwohl wir nicht so spezialisiert sind. Wir sind mit einem breiten Spektrum an Verletzungen konfrontiert, wo wir zumindest die Erstversorgung machen“, erzählt Markus Mayerhofer. Aus diesem Grund hat sich Alexandra Hartl vor sieben Jahren entschieden, ihren Lebensmittelpunkt nach Schladming zu verlegen. Ein Ferialpraktikum in einem Pflegeheim weckte bei der gebürtigen Murauerin das Interesse am Pflegeberuf. Zu Beginn ihrer beruflichen Laufbahn arbeitete sie als Ordinationsgehilfin, ehe sie die Ausbildung zur Pflegeassistenzkraft absolvierte. Nach zwei Jahren im Altenheim, stand das Diplom an. „Wir haben das Ziel, dass die Patienten wieder bestmöglich nach Hause gehen können“, so Hartl.

Licht und Schatten

„Während du auf der Station zuschauen kannst, wie es den Patienten besser geht, herrscht auf der Dialyse ein anderer Anspruch“, sagt Monika Kraml. „Wir versuchen die Lebensqualität unserer Patienten so lange wie möglich hoch zu halten.“ Kraml wusste während ihrer Schulzeit noch nicht, welche berufliche Ausbildung sie später ergreifen soll. Erst als sie als junges Mädchen ihre Großmutter auf der Intensivstation öfters besuchte, reifte bei ihr der Gedanke, in den Pflegeberuf einzusteigen. Heute arbeitet sie auf der Dialysestation. „Wir sind so etwas wie eine kleine Familie. Patienten kommen mehrmals pro Woche für drei bis fünf Stunden zu uns“, erzählt sie. Da baue man unweigerlich eine Beziehung auf. „Für manche ist die Behandlung wie ein Teilzeitjob und sie kommen sehr gerne zu uns. Es wird gemeinsam geblödelt und gelacht“, so Kraml. Doch es gebe auch Schattenseiten, die man ertragen müsse: „Menschen, denen es schlecht geht, legen teilweise viel an dir ab. Ich hatte eine Zeit wo ich dachte: ‚Das pack ich nicht mehr.‘ Doch ich hab meinen Weg gefunden.“ Auf anderen Stationen geht es ebenso nicht immer gut aus, wie Alexandra Hartl weiß: „Es kann passieren, dass du mit einer Patientin noch redest und plötzlich verfällt sie. Je nach Grund kann es bis zu einer Reanimation gehen. Das kann schon zäh sein“, gibt sie offen zu. Wichtig sei der Ausgleich, ergänzt Markus Mayerhofer. Den könne man etwa in der Familie, im Team oder im Sport finden. „Schlussendlich muss man es verarbeiten und annehmen. Das ist Teil des Berufes“, so Mayerhofer.

Verantwortung

Und auch die besondere Verantwortung ist Teil des Berufsbildes – um ein Vielfaches höher gewichtet als in anderen Branchen. „Wenn ein Automechaniker einen Kratzer macht, ist‘s blöd. Wenn ich in meinem Beruf unachtsam bin, kann es im schlimmsten Fall tödliche Folgen haben. Dieser Verantwortung muss man sich bewusst sein, aber davor muss man sich nicht fürchten“, sagt Markus Mayerhofer. Einerseits werde man dafür in der Ausbildung vorbereitet, andererseits könne man sich auf Kolleginnen und Kollegen stützen.

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