Nightrace 2021: Bissig, steil und richtig schwer

Auf den Plätzen zwei und drei reihte sich Frankreich hinter Marco Schwarz: Clement Noel belegte den zweiten Platz, Alexis Pinturault holte mit der Laufbestzeit im zweiten Durchgang die Bronzemedaille. Foto: Martin Huber

Sieg für Österreich in Schladmings „Geisterstadion“.

Ganz ohne Publikumsjubel feierte Marco Schwarz beim 24. Nightrace seinen Sieg. Der Halbzeitführende Manuel Feller und Michael Matt schieden aus.

Die Pistenverhältnisse auf der Planai präsentierten sich in einem Top-Zustand. Als „bissig, steil und richtig schwer“ bzeichnete Thomas Sykora beide Läufe. Anstatt eines Hexenkessels mit 40.000 Fans erwartete die Rennläufer ein stilles Zielstadion, denn das 24. Nightrace in Schladming musste - Corona geschuldet - ohne Fans sein Auskommen finden. „Ich will nicht sagen, dass es traurig ist, traurig sind ganz andere Dinge, aber es ist bedrückend“, sagt OK-Chef Hans Grogl.

Die Bestzeit im ersten Durchgang legte mit Startnummer 1 Manuel Feller hin. Er fiel jedoch im zweiten Lauf bereits nach wenigen Toren aus. Michael Matt ging als Drittplatzierte nach dem ersten Durchgang an den Start, fiel aber ebenfalls aus. Auf den Plätzen zwei und drei reihten sich hinter Marco Schwarz zwei Franzosen: Clement Noel belegte den zweiten Platz, Alexis Pinturault holte mit der Laufbestzeit im zweiten Durchgang die Bronzemedaille.

Marco Schwarz feierte beim 24. Nightrace seinen zweiten Saisonsieg. Im siebten Slalom stand er sechs Mal auf dem Podest.
Der Halbzeitführende Manuel Feller und Michael Matt schieden aus.

Das „Nightrace“ von Schladming präsentierte sich, wie man es in der 24jährigen Geschichte noch nie gesehen hat.

Leere und Stille statt 40.000 Fans, keine Stadion-Stimmung, keine Tribünen, keine Zuschauer am Dach der Hohenhaustenne, keine VIP’s, keine Weltcupmeile. „Mister Nightrace“ Hans Grogl drückte es so aus: „Ich will nicht sagen, dass es traurig ist, traurig sind ganz andere Dinge, aber es ist bedrückend.“ Von der Organisation her bedeutete es für ihn keinen Minderaufwand, auf gewissen Gebieten war sogar ein Mehr an Arbeit gegeben. Man war in Schladming peinlichst bemüht, noch mehr für die Sicherheit zu tun als notwendig. Es mussten drei sogenannte „Blasen“ für Läufer, Betreuer und Medien geschaffen werden, 96 Leute vom Security-Team waren im Einsatz, im Vorjahr waren es 110, also nur unwesentlich mehr. Dazu kam noch Personal von der Exekutive. Der Covid-Beauftragte Herbert Brandstätter, der die letzten zwei Jahrzehnte den Polizei- und Verkehrseinsatz leitete, erledigte die verantwortungsvolle Aufgabe in souveräner Manier. Und auch nicht besser und verantwortungsvoller hätte es der langjährige Rennleiter Rudi Stocker mit seinem Team machen können. Obwohl es den ganzen Tag und auch während des gesamten Rennens stark schneite, waren die Pistenbedingungen perfekt und boten auch den letzten gestarteten Läufern gleichbleibend gute und faire Verhältnisse.  Der ORF Co-Kommentator Thomas Sykora bezeichnete beide Kurse als „bissig, steil und richtig schwer“. Der frühere mehrfache Sieger in Weltcup-Slaloms bewältigte beide Durchgänge zudem als Vorläufer und 1998 war er auf derselben Piste nur knapp hinter dem Sieger Alberto Tomba Zweiter.

Der Rennverlauf

Dem Starter stellten sich 71 Läufer zum ersten Durchgang. Davon sollten 25 ausfallen. Mit der Startnummer 1 stellte Manuel Feller mit 50,49 Sekunden eine Zeit auf, die von keinem Läufer mehr erreicht wurde. Zweiter war der Flachau-Sieger Sebastian Foss-Solevaag aus Norwegen und schon auf Platz drei landete mit Michael Matt ein weiterer Läufer aus dem starken ÖSV Team. Marco Schwarz beendete den ersten Lauf als Sechster mit einem Rückstand von 0,89 Sekunden. Dem Vorjahressieger Henrik Kristoffersen unterlief ein schwerer Fehler, der ihn auf den 24. Platz zurückwarf (+2,60 Sekunden). Noch schlechter erging es dem weiteren Saisonsieger Linus Strasser (+2,66). „Oldie“ Manfred Mölgg belegte in der Zwischenwertung Rang 7 knapp vor Grange und dem Bulgaren Popov. Viertbester Österreicher war Adrian Pertl als Zwölfter. Der bald 41jährige sympathische Franzose Julien Lizeroux kündigte schon vor dem Rennen an, dass es für ihn der letzte Auftritt im Weltcup sein werde.

2. Durchgang

Der zweite Durchgang brachte dann einige Verschiebungen und Ausfälle. Kristoffersen legte gleich einen starken Lauf hin und verbesserte sich noch auf Platz 11. Alexis Pinturault erwies sich nach seinen beiden zweiten Plätzen in den Vorjahren erneut als Schladming-Spezialist und eroberte mit Laufbestzeit (0,02 Sekunden vor Marco Schwarz) als Dritter wieder einen Podestplatz. Das ist umso höher zu bewerten als er am Tag vorher noch den Super G von Kitzbühel bestritten hatte und als starker Zwölfter nur 1,56 Sekunden hinter Sieger Kriechmayr landete. Ein Sprung vom 5. auf den 2. Platz gelang mit Clement Noel einem weiteren Franzosen.

Schwarz setzte alles auf eine Karte und ging mit einem fehlerlosen Lauf in Führung. Leider nicht nach seinen Vorstellungen erging es Michael Matt, er schied ungefähr zur Hälfte des Laufs aus. Zwei standen noch oben, um Marco Schwarz den Sieg streitig zu machen. Sebastian Foss-Solevaag gelang es nicht, seinen Platz zu halten und rutschte auf Rang 4 ab. Nun lag es an Manuel Feller, seinen Mannschafts- und Markenkollegen zu überholen. Aber er scheiterte und begrub mit einem Sturz seine Chancen auf den zweiten Saisonsieg nach Flachau. Hier der Vollständigkeit halber noch die anderen Läufe unter den ersten Zehn: 5. Zehnhäusern/CH, 6. Popov/Bulgarien, 7. Khoroshilov/Russland, 8. Mölgg/Italien, 9. Meillard/CH. Ausgezeichneter Zehnter wurde Adian Pertl, der damit die Anwartschaft auf einen Platz im WM-Team unterstrich. Johannes Strolz wurde 18. Fabio Gstrein, Christian Hirschbühl und Marc Digruber schieden aus. Schon vor dem Rennen sagte Michael Matt, dass ein Sieg in Schladming durchaus einem Sieg in Kitzbühel gleichzusetzen ist und den „Ritterschlag“ bedeutet.

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