In Öblarn brodelte die Gerüchteküche

Das offizielle Plakat-Sujet für den Film durfte Darsteller Günther „Webster“ Danklmayer (rechts) mit Festspiel-Obfrau Claudia Gassner (links) enthüllen. Bis zu diesem Zeitpunkt wussten die beiden noch nicht, dass sich ihre Gesichter dahinter verbergen. Mitte: Kamerafrau Lea Dähne und Regisseur Bernhard Wohlfahrter. Foto: Ennstaler

Zur Filmpremiere vom „jüngsten Gerücht“ war das Öblarner Haus für alle zum Bersten gefüllt. Einige Besucher mussten auf die zweite Vorführung warten. Ein Kurzfilm, nahe an der Wirklichkeit mit einer Portion Humor und Selbstironie.

Mit großer Neugier strömten die Massen vergangene Woche zur Premiere des Kurzfilms „Das jüngste Gerücht“ ins Öblarner Haus für alle. Der Zuschauerstrom schien nicht abreißen zu wollen, insgesamt dürften an die 700 Personen gekommen sein. Einige Besucher hatten aus Platzgründen vor der Halle auszuharren, ehe der Film für sie am Ende der Veranstaltung ein zweites Mal abgespielt wurde. Bei all der Vorfreude hing eine Prise Unbehagen in der Luft, hatten doch die Darstellerinnen und Darsteller den Streifen zuvor nicht gesehen. Nahe an der Wirklichkeit, eine Portion Humor und überspitzt herausgearbeitete Details sorgen für die Würze des 23-minütigen Kurzfilms. Eine Dorfbürgerin platzt aufgebracht während einer Trauermesse in die Kirche. Es steckt ein riesiger Kürbis auf der Kirchturmspitze, welcher die Gerüchteküche zum Brodeln bringt. Die Demontage des Gemüses gestaltet sich schwierig, was weitere Spekulationen anheizt. Wie es zu dem Ereignis gekommen ist, löst sich nicht auf. Stattdessen nehmen Dorftratsch und gegenseitige Schuldzuweisungen Fahrt auf.

Dorf wird Filmstudio

Im Herbst des Vorjahres verwandelte sich die Marktgemeinde Öblarn in ein Filmstudio. Der Regisseur und Drehbuchautor war den Öblarnerinnen und Öblarn nicht unbekannt: Bernhard Wohlfahrter hatte bereits bei den letzten Festspielen vor sechs Jahren die Spielleitung inne. Im Rahmen seines Studiums an der Hochschule für Film und Fernsehen München rückte der 27-Jährige mit einer 32-köpfigen Mannschaft an, um in acht Drehtagen sein Drehbuch „Das jüngste Gerücht“ in den Kasten zu bringen. Das Film-Team scheint sich ein wenig in das Dorf verliebt zu haben, denn zur Premiere rückte beinahe die gesamte Crew aus München an. Insgesamt 90 Schauspielerinnen und Schauspieler aus den Reihen des Öblarner Festspielvereins bewiesen vor der Kamera ihr Talent, selbst Bürgermeister Franz Zach wirkte als Statist mit. Aufgrund der intensiven Probenarbeit für das Festspiel kannte der Regisseur das schauspielerische Potenzial der Festspielgemeinde. Die Rollen für den Kurzfilm schienen den Darstellern wie auf den Leib geschneidert zu sein, gleichzeitig wusste Wohlfahrter, was er aus seinen Schützlingen herausholen kann.

„Scherengitter erscheinen aus dem Nichts“

Neben der unbürokratischen Unterstützung durch die Marktgemeinde stand dem Projekt auch die örtliche Feuerwehr tatkräftig zur Seite. Schwer beeindruckt von dieser unkomplizierten Unterstützung zeigte sich Co-Produzent Paul Beck: „Auf Öblarn kann man sich verlassen. In keinem anderen Ort hätte das so funktioniert.“ In München gleiche es einem Spießrutenlauf, um einen Platz für zwei Stunden für Dreharbeiten sperren zu können. In Öblarn sei ein abgesperrter Hauptplatz für gleich einmal zwei Tage kein Problem. „Scherengitter erscheinen bei uns aus dem Nichts“, scherzte Festspiel-Obfrau Claudia Gassner, die im Namen des Festspielvereins ebenfalls als Co-Produzentin des Streifens verantwortlich zeichnet. „Sowas gibt‘s sonst nirgends“, dankte Regisseur Bernhard Wohlfahrter allen Mitwirkenden und Unterstützern. Derzeit bastelt der umtriebige Jung-Regisseur an einem umfangreichen Making-Of, welches die Darstellerinnen und Darsteller als Erinnerung bekommen werden.

Fokus auf „Die Hochzeit“

Am Ende der Premierenfeier stellte Paul Beck in Aussicht, wieder zu kommen, dann vielleicht sogar für einen längeren Film. Zuvor legt man in Öblarn volle Konzentration auf ein anderes Projekt. Am 6. Juli findet die Premiere der Öblarner Festpiele statt. Schauplatz wird der selbe sein, wo zum Teil „Das jüngste Gerücht“ gedreht wurde – der beschauliche Dorfplatz von Öblarn. 300 Laiendarsteller schlüpfen in die Rollen ihrer Vorfahren. Insgesamt gehen elf Aufführungen des Stücks „Die Hochzeit“ von Heimatdichterin Paula Grogger über die Bühne. Die Probenarbeiten dafür laufen bereits auf Hochtouren. Für die Inszenierung verantwortlich: Bernhard Wohlfahrter.

back-to-top