Grundbesitzer sperren Radwege

Die „Ramsau-Runde“ und die „Panorama-Runde“ in Ramsau sind derzeit offiziell gesperrt. Bis zum Frühjahr soll eine Lösung gefunden werden. Foto: Peter Burgstaller

Seit der Auflösung der Tourismusverbände hängen viele Grundbesitzer bei der Haftungsfrage in der Luft. Für Unfälle haftet der Eigentümer. Das hat so manche veranlasst, Wege zu sperren.

Wanderwege und Radstrecken führen über weite Teile über private Grundstücke. Solange nichts passiert, stellt die Nutzung von geduldeten Routen auch für die Grundbesitzer kein Problem dar. Spätestens seit dem Kuhurteil sehen sich die Eigentümer mit der Haftungsfrage konfrontiert: Wer haftet bei einem Unfall? In Rams­au am Dachstein gab es in der Vergangenheit mündliche Vereinbarungen mit dem Tourismusverband, berichtet Grundbesitzer Georg Berger. Der Verband war Weg­erhalter und hat gleichzeitig die Haftung dafür übernommen. Seit Auflösung des Verbands habe man nun keinen Vertragspartner mehr. Aus diesem Grund wandte er sich an die neue Erlebnisregion Schladming-Dachstein. Kurzfristig konnte keine Lösung gefunden werden, nachdem es dem Tourismusverband gesetzlich ausdrücklich untersagt ist Infrastruktur zu betreiben, geschweige denn dafür die Verantwortung zu übernehmen.

 

Ohne Vertragspartner

Es sei ihm schon klar, dass die neue Erlebnisregion nichts dafür könne. „Fakt ist jedoch, dass wir derzeit keinen Vertragspartner haben und die Haftung bei uns liegt“, so Berger. Aus diesem Grund forderte er, sämtliche Wege, die über sein Grundstück verlaufen, bis auf Weiteres nicht mehr zu bewerben. Offiziell sind die Radwege, wie beispielsweise die „Ramsau-Runde“ oder die „Panorama-Runde“, nun gesperrt. Angesichts der steigenden Radsportler sei eine saubere Lösung und ein kluges Leitsystem umso wichtiger. Der neue Obmann Andreas Keinprecht versteht die Problematik und ist um Lösungen bemüht: „Die Tourismus-Strukturreform hat uns einige Aufgaben mitgegeben, und das ist eine davon. Ich verstehe die Grundbesitzer vollends. Laut Gesetzeslage dürfen wir aber keine Wege betreiben.“ Klar für ihn sei, dass eine Wegebetreibung stattfinden muss, in welcher Form auch immer. Nachdem das dem Tourismuverband dezidiert untersagt ist, agiere der Obmann gern als Brückenbauer, um eine Lösung zu finden: „Wir wissen, wir leben vom Tourismus, weswegen ein Absperren nicht die endgültige Lösung sein kann“, zeigt sich Berger gesprächsbereit, „aber die Grundbesitzer dürfen nicht alleine gelassen werden, deswegen bleibt uns derzeit nichts anderes übrig, als die Wege zu sperren.“

 

Lösung in Sicht

Speziell im Westen des Bezirkes kümmerten sich die Tourismusverbände verstärkt auch um touristische Infrastruktur. Mangels Alternativen musste dieser Aufgabenbereich teilweise von den Gemeinden übernommen werden. „Der Tourismusverband hat früher Sachen gemacht, die er nicht hätte machen dürfen. Jetzt ist‘s klar und ein Teil davon bleibt bei den Gemeinden hängen“, sagt Bürgermeister Ernst Fischbacher. „Wir diskutieren die Haftungsfrage schon gefühlte Jahrzehnte“, so Fischbacher. Ganz so einfach sei eine Übernahme auch für die Gemeinde nicht. „Für Wege, die sich im öffentlichen Gut befinden, ist die Gemeinde mit Haftung, Wartung und allem was dazugehört verantwortlich. Wir können aber keine Haftung übernehmen, wofür wir nicht zuständig sind.“ Eine Lösung für den Betrieb der Loipen habe man bereits gefunden. Die Ramsauer Verkehrsbetriebe GmbH (RVB) könne die Loipen als Tochter-GmbH der Gemeinde betreiben, weil es auch einen Rückfluss durch den Ticketverkauf gebe. Eine ähnliche Konstellation wäre auch für die Rad- und Wanderwege denkbar. „In der letzten Gemeinderatssitzung in Ramsau wurde diskutiert, eine eigene Betriebs- oder Haftungs-GmbH zu gründen. Da sind wir gerade in Ausarbeitung“, sagt Bürgermeister Fischbacher und gibt sich zuversichtlich, „Eine Lösung werden wir finden. Keiner will, dass ein Weg gesperrt ist.“ Die Fragen der Instandhaltung und auch der Entschädigung müssten jedoch noch geklärt werden.

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