Bürgerversammlung abgesagt: „Es ist nicht meine Show.“

Die geplante Bürgerversammlung zum Thema Generalerneuerung der 220 kV Ennstalleitung sagte die Stadtgemeinde Schladming „aus Sicherheitsgründen“ kurzfristig ab. Das Team des Netzbetreibers war bereits vor Ort, die Bürgerinitiative Fairkabeln Ennstal ist „irritiert“. Eine Folgeveranstaltung ist in Arbeit. 

Letzten Montag, dem 17. Oktober, hätte im Klang-Film-Theater in Schladming die Bürgerinformation rund um die Erneuerung der 220 kV-Freileitung durch das Ennstal stattfinden sollen. Hätte. Denn nur wenige Stunden vor Veranstaltungsbeginn informierte die Stadtgemeinde die Presse, dass sie „aus Sicherheitsgründen“ abgesagt sei. Das 10-köpfige Team des Netzbetreibers Austrian Power Grid (APG) war bereits in Schladming.

 

Generalerneuerung

Um die Stabilität des Netzes weiterhin aufrechterhalten zu können, muss der Netzbetreiber Austrian Power Grid (APG) die 220-kV-Hochspannungsleitung generalerneuern. Der Trassenverlauf bleibt exakt der selbe. Manche Masten werden bis zu zehn Meter höher, um keine elektromagnetischen Mehrbelastungen zu verursachen. Eine Umweltverträglichkeitsprüfung ist laut dem Land Steiermark nicht erforderlich. Die Bauarbeiten sollen 2025, unmittelbar nach Fertigstellung der Salzburg-Leitung, beginnen. Die Investitionskosten liegen bei 100 Millionen Euro.

 

Bürgerinitiative formierte sich

Schon bei der Verhandlung in Gröbming am 12. Juli zeigte sich erster Widerstand gegen die Generalsanierung der Ennstal-Leitung. Rund hundert Stellungnahmen gaben Grundbesitzer und Anrainer ab. In weiterer Folge formierte sich die Bürgerinitiative Fairkabeln Ennstal, die sich für die Verlegung eines Erdkabels einsetzt. Unterstützung erhielt die Initiative vom Salzburger Pendant, das jahrelang gegen die 380 kV Salzburgleitung kämpfte, aber letztendlich verlor.

Bei der ersten Bürgerversammlung am 9. August war es für die APG aufgrund der Kurzfristigkeit und der Urlaubszeit nicht möglich teilzunehmen.

 

Zuviel Werbung

Zum von der APG vorgegebenen Folgetermin war der Schladminger Congress besetzt, also entschied man sich für das Klang-Film-Theater. Nach einer Projektpräsentation seitens des Netzbetreibers wären in einer Podiumsdiskussion Fairkabler und APG aufeinander getroffen. Für Schladminger Interessierte sei der Platz ausreichend gewesen, nachdem die Bürgerinitiative Fairkabeln die Werbetrommel über die Gemeindegrenzen hinweg rührte, wäre das Fassungsvermögen des Veranstaltungsortes zu klein gewesen, heißt es vonseiten der Gemeinde. Ausschlaggebend für die Absage war offenbar ein Facebook-Posting der Bürgerinitiative Fairkabeln Salzburg, wo man zur Teilnahme an der Veranstaltung aufrief. Diese Bewerbung sei „ohne Abstimmung mit der Gemeinde“ geschehen. Die APG hatte zuvor per Brief der Gemeinde ihre Sicherheitsbedenken mitgeteilt und schlug Ordnerdienste oder Polizeipräsenz vor. Es dürfe kein Risiko für die Teilnehmer vorherrschen. Nachdem der Brief erst am Montag am Tisch des Bürgermeisters landete, war eine Umorganisation zu kurzfristig. Man entschied sich für die Absage der Veranstaltung.

Irritierende Entscheidung

Richard Walcher ist Gemeinderat (Liste Schladming Neu) und Mitbegründer der Bürgerinitiative. Dass nun der Bürgerinitative der Schwarze Peter für die Absage zugeschoben werde, sei für ihn absolut unverständlich: „Facebook ist doch heute ein ganz normales Medium in dem Veranstaltungen angekündigt werden.“ Viele Salzburger wären ohnehin nicht nach Schladming gepilgert, denn der Bau der Salzburgleitung sei ja schon in Bau. „Was mich stört, ist dass die Veranstaltung nur vier Stunden vorher abgesagt wurde, ohne die Bürgerinitiative zu informieren. Drei Tage vorher sah es noch ganz anders aus“, so Walcher, „Die APG will um jeden Preis ein Aufeinandertreffen mit Fairkabeln verhindern. Sie wollen möglichst schnell und ohne Gegenwind ihr Ding durchziehen.“ Dabei hätte die Bürgerinitiative „sachlich diskutiert und die APG nicht vorgeführt“, versichert Walcher. Es sei durchaus vorstellbar, dass die APG Druck auf den Bürgermeister ausgeübt habe, aber da müsse man seiner Linie treu bleiben anstatt sich konfliktscheu zu beugen. Für Fairkabeln Ennstal-Mitbegründer Heinz Leitner ist die Absage „irritierend“ und „dubios“: „Wenn sie Bedenken haben, dass da zu viele Leute kommen, wäre es durchaus möglich gewesen, dass man den Zutritt beschränkt.“

 

Folgetermin in Arbeit

Dass man Diskussionen aus dem Weg gehe sei nicht richtig, sagt Unternehmenssprecher Stefan Walehrach, die APG sei offen für Gespräche und den Dialog: „Wir sind davon ausgegangen, dass die Veranstaltung stattfindet – schließlich waren wir ja da.“ Es soll ein zeitnaher Folgetermin organisiert werden. Diesbezüglich sei man in Abstimmung mit der Gemeinde. Bürgermeister Hermann Trinker ruderte jedoch zurück: „Es ist nicht meine Show. Es ist die Show der APG.“ Den Folgetermin müsse die APG organisieren. Trinker werde sich nicht mehr für einen gemeinsamen Termin mit APG und der Bürgerinitiative Fairkabeln einsetzen.

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