Gewinner und Verlierer vom neuen ÖBB-Fahrplan
14.11.2025 RegionalesIn Öblarn halten künftig mehr Interregio-Fernzüge, dafür ist der Schulstandort in Bad Aussee schwerer erreichbar. Auch die Tourismusregion Schladming sieht sich im Nachteil.
130 Kilometer neue Strecke, rund 50 Kilometer Tunnel, ...
In Öblarn halten künftig mehr Interregio-Fernzüge, dafür ist der Schulstandort in Bad Aussee schwerer erreichbar. Auch die Tourismusregion Schladming sieht sich im Nachteil.
130 Kilometer neue Strecke, rund 50 Kilometer Tunnel, über 100 Brücken sowie 23 moderne Bahnhöfe und Haltestellen verbinden Graz und Klagenfurt – die Koralmbahn ist eines der bedeutendsten Infrastrukturprojekte Europas: Nach dem Start des Güterverkehrs folgt am 14. Dezember der nächste große Schritt: Mit dem Tag des internationalen Fahrplanwechsels der ÖBB nehmen die ersten Personenzüge ihren Betrieb auf der Koralmbahn auf. Während die Weststeiermark und Südkärnten mit kürzeren Fahrzeiten und mehr Taktungen noch besser miteinander verbunden sein werden, erntet der neue Fahrplan im Bezirk Liezen neben willkommenen Veränderungen auch scharfe Kritik.
Herber Rückschlag für Schladming
Was 2008 hart erkämpft wurde, verliert die Region Schladming-Dachstein mit der Einführung der neuen Fahrpläne: zwei direkte Bahnverbindungen aus Deutschland, die künftig über Bad Gastein verlaufen sollen. Für den Chef der Planai-Bahnen, Georg Bliem, sei dies „ein besonders herber Rückschlag“ für die Tourismusregion, wie er betont. Auch für Andreas Keinprecht, Vorsitzender der Erlebnisregion Schladming-Dachstein, und Tourimusverbandsgeschäftsführer Mathias Schattleitner sei es „entscheidend, dass die öffentliche Erreichbarkeit unserer Region langfristig sichergestellt bleibt.“ Bürgermeister Hermann Trinker fordert daher, „Alternativen zu prüfen und sicherzustellen, dass Schladming weiterhin bequem und direkt erreichbar bleibt“, wie er sagt.
Gesäuse: höhere Taktung gefordert
Während Schladming-Dachstein weiterhin um beste Verbindungen aus dem wichtigen Zielmarkt Deutschland kämpft, sehen die steirischen Grünen auch am anderen Ende des Bezirks Liezen Bedarf: Sie wollen die Fahrplanänderung nutzen, um eine bessere Anbindung für das Gesäuse zu erwirken. Diese würde sowohl der touristischen Entwicklung der Region als auch Pendlerinnen und Pendlern zugute kommen. Ihre Beschwerde richtet sich an Verkehrslandesrätin Claudia Holzer: Demnach sei es „nicht länger hinzunehmen, dass sich die Steiermark im Gegensatz zu Niederösterreich und Oberösterreich weigert, den regionalen Zugverkehr auf der Gesäusestrecke zu finanzieren“, so die Grünen.
Knackpunkt Gröbming–Bad Aussee
Zu den großen Gewinnern der Fahrplanumstellung zählt Öblarn, da der Ort von der Anbindung an das Fernverkehrsnetz profitiert. Demnach werden hier die neu eingeführten Interregio-Fernverkehrszüge künftig halten. Und damit nicht genug, denn mit dem neuen Fahrplan sollen generell mehr Züge auf der Ennstalstrecke unterwegs sein. Zeitgleich wird das obere Ennstal jedoch auch wichtige Regionalverbindungen verlieren. Davon besonders betroffen sind Schülerinnen und Schüler, die morgens an den Schulstandort nach Bad Aussee pendeln. Aktuell können sie mit dem Zug, der um 6.46 Uhr den Bahnhof Gröbming (Moosheim) verlässt, Bad Aussee um 7.48 Uhr erreichen. Eine Verbindung, die es ab Inkrafttreten des neuen Fahrplans jedoch nicht mehr geben wird. Die einzige Möglichkeit, pünktlich zu Schulbeginn nach Bad Aussee zu gelangen, wird dann ein Regio-Bus sein, der bereits um 5.23 Uhr am Bahnhof in Gröbming abfährt. Nach dem Umsteigen in Stainach erreichen Schülerinnen und Schüler um 6.51 Uhr den Bahnhof in Bad Aussee – eine ganze Stunde vor Schulbeginn.
Schulcluster hofft auf Lösung
Am Schulcluster in Bad Aussee habe man sich bereits um eine Lösung bemüht und stehe mit zuständiger Stelle in Verbindung, so Gerda Peer. Eine Busverbindung werde es künftig nicht geben, „da haben wir bereits eine Absage erhalten“, wie die Administratorin der HLW und BORG mitteilt. Als Alternative habe man die Möglichkeit vorgeschlagen, einen Zug umzuleiten, der nicht nach Schladming, sondern von Stainach nach Bad Aussee führen soll. Ein Vorschlag, der derzeit von der ÖBB geprüft werde, so Peer. Am Schulcluster hofft man indessen inständig auf eine Lösung. Schließlich sei die Erreichbarkeit der Bildungseinrichtung ein maßgebliches Kriterium für die Wahl der Schule, so Peer. Rund zehn Prozent der Schülerinnen und Schüler des Bad Ausseer Schulclusters kommen aus dem oberen Ennstal. Ein zwar kleiner Anteil, der jedoch ausschlaggebend für die Klassenteilung und das Stundenkontingent der Lehrenden sei, wie Peer betont.
Gefahr in Verzug
Auch am Gymnasium in Stainach hat man zu Schulbeginn das Gespräch mit der ÖBB gesucht. Das Problem: gefährliche Situationen am Busbahnhof aufgrund zu geringer Kapazitäten. Rund 190 Schülerinnen und Schüler sollen es laut Auskunft einer Elterninitiative sein, die die Linie 901 nach Gröbming nehmen. Da jedoch nur ein einziger Bus um 13.50 Uhr in den Bahnhof einfährt, komme es „durch das Gedränge um einen Platz im Bus regelmäßig zu gefährlichen Situationen an der Haltestelle“, heißt es in einem Schreiben an die ÖBB. Demnach würden Schülerinnen und Schüler auf den noch fahrenden Bus zulaufen, wobei im Vorjahr beinahe ein Kind überfahren worden wäre. Ein Problem, „dem sich die ÖBB durchaus bewusst ist“, so eine besorgte Mutter, denn Beschwerden habe es zuvor schon einige gegeben. Trotzdem werde es auch ab Fahrplanwechsel keinen zusätzlichen Bus geben, wie die Elterninitiative informiert. Wer keinen Platz im Bus findet, wird somit wohl auch in Zukunft an der Haltestelle zurückbleiben und sich die Zeit bis zur nächsten Abfahrt vertreiben müssen. Mehr Zeit einräumen müssen sich ab Fahrplanwechsel auch Schülerinnen und Schüler aus dem Paltental. Statt mit dem Zug, der aktuell noch um 7.08 Uhr den Bahnhof in Rottenmann verlässt und um 7.30 Uhr Stainach erreicht, müssen Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums künftig mit dem Bus zur Schule fahren. Eine Anreise, die dann doppelt so lange dauern wird wie noch vor dem Fahrplanwechsel.

