Die Energiekrise hat auch Thermen und Schwimmbäder fest im Griff. Während in der Grimmingtherme sowie im Dachsteinbad Ramsau und im Erlebnisbad Schladming nicht am Produkt gerüttelt werde, muss das Schwimmbad in Admont vorübergehend schließen.
Der Tourismus in Österreich pendelt sich auf das Vorkrisenniveau ein. Im September wurden bundesweit 11,59 Millionen Nächtigungen verzeichnet. Das ergibt sogar ein Plus von 1,4 Prozent im Vergleich zum Vor-Coronajahr 2019. Auf der Überholspur wird der Tourismus nun von der Energiekrise gebremst. Und zwar kräftig. „Für die gesamte Freizeitindustrie stellt die Energiekrise eine riesige Herausforderung dar“, so Jürgen Leitner. Der Marketingchef der Grimmingtherme in Bad Mitterndorf hofft, dass die derzeitige Preisexplosion am Energiesektor nur einen gewissen Zeitraum anhält und sich die Lage danach wieder normalisiert, wie er sagt. Andernfalls „müsste man sich von einigen Kollegen in der Branche wohl verabschieden. Viele können das auf lange Sicht nicht durchhalten“, so Leitner. Die Grimmingtherme selbst sei nicht so stark von der Teuerungswelle betroffen. Grund dafür sei die Umstellung von Gas auf Fernwärme. Bereits seit 2017 ist die heimische Therme Kunde der Biowärme Bad Mitterndorf. Durch diesen Schritt sei die Lage zwar herausfordernd, wie Leitner sagt, „sie wird uns jedoch nicht in die Knie zwingen.“ Um die Energiekosten weiter zu senken, gebe es Pläne, die Dachflächen der Therme mit Photovoltaikmodulen auszustatten. Zusätzlich habe man einen Nachhaltigkeitsbeauftragten installiert und eine eigene Beraterfirma hinzugezogen. Im Hintergrund wird also kräftig „an Stellschrauben gedreht, was jedoch nichts an der Qualität und dem Produkt ändert“, betont Leitner. Auch die Preise können in der diesjährigen Wintersaison gehalten werden. Wenn notwendig, würden eventuelle Anpassungen erst in der nächsten Sommersaison durchgeführt werden, so der Marketingchef.
Situation wird sich nochmals verschärfen
Das Imlauer-Hotel Schloss Pichlarn betreibt einen Wellnessbereich mit Pools, Jakuzzis und mehreren Saunen auf 4500 m². „Durch langfristige Verträge mit den Energieversorgern konnten wir die Teuerung gut abfedern“, sagt Hoteldirektorin Ines Wohlmuther. Zudem wurde auf Pichlarn vor kurzem eine Photovoltaik-Anlage mit einer Leistung von 360 kWp in Betrieb genommen. Dies sei jedoch nur der erste Schritt. Geplant sei, diese Anlage auf eine Leistung von 500 kWp zu erweitern. „Mit dieser Anlage wird ein Viertel unseres Bedarfs erzeugt“, so Wohlmuther. Zusätzlich würde man Ressourcen und Energie in jenen Bereichen einsparen, wo es möglich sei. „Im ersten Schritt setzen wir auf Sparmaßnahmen, welche für den Gast nicht spürbar sind. Sollte es zu einem weiteren Anstieg der Preise kommen, werden wir die Maßnahmen eventuell ausweiten müssen“, so die Hoteldirektorin. Der Anstieg der Energiekosten stelle die gesamte Hotelbranche vor eine große Herausforderung, speziell in den nächsten Monaten, wie Wohlmuther betont. „Die Situation wird sich im Winter nochmals verschärfen, da zusätzlich zu den Stromkosten die Kosten für die Beheizung hinzukommen.“
Dachstein-Bad profitiert von Sanierung
Im Dachstein-Bad in Ramsau am Dachstein hat man vorgesorgt. Hier wurde 2019 eine umfassende Sanierung durchgeführt, die nicht nur für ein starkes Plus an Besuchern, sondern auch für eine Senkung der Energiekosten gesorgt hat. Während das alte Bad noch 140.000 Liter an Heizöl verbraucht hat, muss der Ölbrenner seit der Sanierung nur mehr zum Ausgleich von Temperaturspitzen eingesetzt werden. Somit ist der Jahresverbrauch an Öl auf 12.000 Liter gesunken. Auch die neue Beleuchtung habe gleich mehrere positive Effekte, wie RVB-Geschäftsführer Thomas Glaser betont: „Sie lässt das Wasser nicht nur wie in der Karibik erscheinen, sondern spart obendrein auch noch Strom.“ Drei Jahre nach den umfangreichen Sanierungsarbeiten wurde vom Gemeinderat Ramsau am Dachstein bereits der nächste Ausbauschritt beschlossen: Im kommenden Frühjahr soll eine Photovoltaikanlage auf dem Dach des Bades installiert werden. Aufgrund der steigenden Nachfrage habe man heuer das erste Mal bereits im November das Dachstein-Bad eröffnet, so Glaser. „Der Gast soll sich bei uns wohl fühlen. An Temperaturen wird bei uns nicht gedreht“, betont der Geschäftsführer.
Moderate Preisanpassung
Im Erlebnisbad Schladming profitiert man bis Ende 2023 von einem Stromvertrag, der noch vor der Energiekrise abgeschlossen wurde, wie der Geschäftsführer des Erlebnisbads Schladming, Fred Schlögl, mitteilt. Trotzdem habe man energiesparende Maßnahmen einleiten müssen. So versuche man die Saunen effizient einzusetzen und der Auslastung anzupassen. Ebenso wurde die Wassertemperatur um 1 Grad abgesenkt. Die Erhöhung der Eintrittspreise, die Mitte Oktober durchgeführt wurde, sei jedoch nur „eine Indexanpassung, die wir seit einigen Jahren nicht mehr durchgeführt haben“, so Schlögl. Ob es bei dieser moderaten Preissteigerung bleiben wird, hänge von der Dauer der Krise und den Verhandlungen über den Strompreis für das Jahr 2024 ab.
Hallenbad Admont pausiert
Das Hallenbad in Admont wird am 23. Dezember geschlossen und das ganze nächste Jahr auch nicht mehr öffnen. Das bestätigt Admonts Bürgermeister Christian Haider, dem diese Entscheidung nicht leicht fiel, wie er sagt: „Das Hallenbad ist ein langjähriger Luxus, den wir uns für unsere Kinder geleistet haben. Wenn man jedoch einen Blick auf die Bezirkshauptstadt wirft, sieht man, dass nicht einmal dort ein solches Angebot existiert.“ Vorerst will man das Hallenbad für das gesamte kommende Jahr schließen. Wartungsarbeiten sollen jedoch durchgeführt werden, um den Bestand aufrecht zu erhalten. Grund für diese Zwangspause seien die steigenden Energiepreise, die Mehrkosten von 60 bis 70 Prozent verursachen würden. In Admont wolle man nun mit alternativen Sportangeboten für Kinder punkten. So sei man im Bereich des Langlaufens sehr gut aufgestellt, so Haider.
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